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Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein

Titel: Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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fünf, fünf und immer so weiter. Für den Gärtner bedeutet das analog: eine Knielänge nach vorne kriechen, graben, rechts abbiegen, eine Knielänge nach vorne kriechen, graben, rechts abbiegen, zwei Knielängen nach vorne kriechen, graben, rechts abbiegen, zwei Knielängen nach vorne kriechen graben, rechts abbiegen und mit steigender Zahl von Knielängen immer weiter. Denken Sie daran, an der Grenze Ihres Gartens mit dem Graben aufzuhören. Es ist unklar, ob Ihr Nachbar Ihre Abneigung gegen den Giersch teilt. Oder am Ende stören Sie ein sorgsam angelegtes Rapunzelbeet und man weiß, was daraus werden kann.
     
    Als Werkzeug empfehle ich eine kleine Schaufel, vielleicht eine handliche Grabegabel mit zwei, drei Zinken. In Wahrheit muss man übrigens die Pflanzen, die im befallenenen Gebiet stehen, ausgraben. Nur dann lässt sich das Erdreich fein genug durchsuchen. Und vergessen Sie um Gottes willen nicht, die Rhizome des Gierschs aus den Wurzelballen zu ziehen. Das ist eine groteske Handarbeit, je nach Art der Staude, die Sie da vor sich haben, kann das einfacher oder schwieriger sein. Das Problem ist nur, wenn Sie es nicht tun – können Sie sich den gesamten Aufwand sparen. Der Giersch versteckt sich im Wurzelgeflecht Ihrer Gartenpflanzen wie der Partisan in einem dichten Bergwald. Sie verzeihen die militärische Metapher. Aber der Kampf gegen den Giersch ist eben genau das, ein Kampf.
     
    Es gibt natürlich noch andere Unkräuter als den Giersch. Die bei mir vorkommen, sind Ihnen alle bekannt. Es kann aber nicht schaden, sie einmal beim richtigen Namen zu nennen: Kriechender Hahnenfuß ( Ranunculus repens ), Löwenzahn ( T araxacum officinale ), Gänseblümchen ( Bellis perennis ), Wegerich ( Plantago ) und Brennessel ( Urtica dioica ).
     
    Was ist ein Unkraut? Lassen Sie uns nicht ideologisch werden. Ein Unkraut ist eine Pflanze, die ich in meinem Garten nicht haben will, die sich aber dennoch breitmacht. Ganz einfach.
     
    Alles andere sind Spitzfindigkeiten. Natürlich kann des einen Unkraut des anderen geschätzte Blume sein. Keine Frage. Wenn Sie sich eine Liste der Unkräuter machen, insbesondere der Acker-Unkräuter, dann muss man sagen, es ließe sich ein schönes Blumenfeld daraus anlegen. Die feinen Weißklee- und Rotklee-, die zierlichen Orobanche- Arten, die auf den lustigen deutschen Namen Sommerwurzen hören, die abenteuerliche Lathraea, die wiederum den nicht so lustigen Namen Schuppenwurzen tragen – sie sind alle schön und für den Garten schwierig. Andere schöne Unkräuter sind regelrecht giftig und sollten darum, zumal wenn Sie Kinder haben, im Garten keinen Platz finden: wie die Hunds-petersilie Aethusa cynapium oder erst recht der Gefleckte Schierling Conium maculatum, dem der Schierlingsbecher seinen Namen verdankt. Sein Verwandter, der Wasserschierling Cicuta virosa, gilt als eine der giftigsten Pflanzen überhaupt. Die Pflanze trägt auch den selbsterklärenden Namen Kuhtod. Sie ist so giftig, dass ein einziger Bissen von der süßlich schmeckenden Wurzel ein Kind töten kann, der Verzehr einer ganzen Wurzel ein 750 Kilo schweres Rind.
     
     
     
    Es gibt allerdings auch Gartenpflanzen, die sich wie Unkräuter verhalten. Die Gemeine Akelei, Aquilegia vulgaris, zum Beispiel, die eine wirklich schöne Blütenstaude ist, ihren Samen aber über den ganzen Garten streut und immerzu an Orten auskeimt, wo sie wirklich nicht hingehört. Oder der Schneefelberich Lysimachia clethroides, der in größeren Gruppen sehr beeindruckend aussieht, von schlankem Wuchs, mit feinen, spitz zulaufenden Blättern, frisch-weißen Blütendolden, die fröhlich nach vorne nicken, der sich im Verlauf des Jahres rötlich verfärbt und dadurch auch dem Herbst noch etwas abgewinnt, der sich aber andererseits derart aggressiv ausbreitet, das er beinahe keine Nachbarn verträgt, ganz gleich ob Geranium oder Rose oder Frauenmantel, Lysimachia ist stärker. Ich empfehle diese Pflanze wegen ihres dichten Wuchses und warne aus dem gleichen Grund vor ihr. Sie ist in Wahrheit nur zu vertreten, wenn sie von einer Wurzelsperre eingehegt ist. Das sind Streifen aus Vlies von unterschiedlicher Breite, die senkrecht in die Erde gebracht werden und die Zonen umgeben, in denen ausufernde Pflanzen wachsen, Schilfgräser zum Beispiel, Bambus oder auch manche Beerensträucher.
     
    MEYERS KONVERSATIONSLEXIKON in der vierten Auflage aus den Jahren 1885 bis 1892 entnehme ich folgende Information: »Das massenhafte Auftreten der

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