Die Tage des Gärtners - vom Glück, im Freien zu sein
erklären, warum er diese unwahrscheinlichste aller Züchtungen ausgerechnet nach Oliver Wendell Holmes benannte, der lange Jahre Richter am Supreme Court war und sich durch seine besonnene und allem Rechtsdogmatismus abholde Urteilsfindung auszeichnete.
Auch ohne Schwarze Rose besteht an Rosensorten wahrhaftig kein Mangel. Im Rosengarten, den Joséphine de Beauharnais, die Gattin Napoleons, unweit von Paris anlegte, fanden sich nach ihrem Tod etwa 250 Rosensorten. Das war die Anzahl der damals bekannten. Im Europa-Rosarium Sangerhausen, unweit von Harz und Kyffhäuser, das über die größte Rosensammlung der Welt verfügt, sind heute mehr als 8300 Rosensorten zu finden. Und die größte Datenbank, die im Internet für dieses Thema zur Verfügung steht, helpmefind.com, gibt an, mehr als 41.000 verschiedene Rosen katalogisiert zu haben. Die Zahl der Rosen wächst unablässig.
Man muss kein Kulturpessimist sein, um darin nicht unbedingt einen Fortschritt zu sehen. Die wundersame Vermehrung der Rosen findet ihre Ursache nämlich nicht nur in der gärtnerischen Liebe und Neugier. Sondern auch im Eigennutz der Rosenzüchter. Fünfundzwanzig Jahre lang darf eine neue Züchtung von anderen Züchtern und Gärtnern nicht nachgezogen werden. Danach läuft der Schutz des Gesetzes aus. Dieser Rechtsbereich ist nämlich von einem eigenen Gesetz eingehegt, dem Sortenschutzgesetz. Die großen Züchter lassen Jahr für Jahr ihre neuen Kreationen beim Gemeinschaftlichen Sortenamt eintragen, Rosen und Chrysanthemen vor allem, und natürlich landwirtschaftliche Nutzpflanzen, Mais, Kartoffeln Weizen und, unerwartet, Salate. Darin liegt der geschäftliche Anreiz: Auf solche registrierten Pflanzen haben die Züchter ein Vierteljahrhundert lang ein Monopol. Danach gehen die Pflanzen ins Gemeingut über – und die Preise sinken.
Die Rose ist nämlich nicht nur die Königin des Gartens. Sie ist auch ein gutes Geschäft.
Vor allem, wenn es sich um das Markenprodukt eines Markenzüchters handelt. Mit alten Rosen, die jeder pflanzen darf, lässt sich nicht so viel verdienen. Die Züchter haben also ein Interesse daran, ihre neuen Rosen anzupreisen, und die Gärtner, sie zu pflanzen. Hören wir mal die Berliner Gärtnerin, oder sagen wir besser Gartenunternehmerin, Gabriella Pape: »Viele alte Parkrosen wie Teehybriden sind längst überholt«, sagt Pape. »Es gibt moderne Rosen, die plüschig, sexy und beständig sind.«
Modern, plüschig und sexy. Das ist die Rose von heute.
Pape hat in Berlin vor ein paar Jahren die »Königliche Gartenakademie« gegründet. Das ist ja kein geschützter Begriff, »königlich«, und in Verbindung mit Garten klingt königlich natürlich gut, irgendwie englisch. Pape sieht in Deutschland noch ungeheures Entwicklungspotential für den Gartensektor: »Heute ist jeder zweite Kunde unter 40, steht in der Mitte seiner Karriere und der Garten ist kein Zukunftstraum mehr, sondern Teil seines Lifestyles und trägt somit in großem Maße zum täglichen Wohlbefinden bei. Dies signalisiert eine völlige Verschiebung der Prioritäten und damit auch die Eröffnung eines noch nicht erkannten Marktes: Garten nicht nur als Höhepunkt der Repräsentation, sondern als alltägliche Ergänzung des persönlichen Lebensstils.« Wie soll sich der Gärtner dazu bloß verhalten? Lifestyle und Lebensstil? Weitermachen wie bisher, was sonst!
Also, noch einmal: die Rose. Ein Wort zur Pflanzung. Rosen haben ihren Boden gerne sandig und durchlässig. Traditionell gibt man eine Handvoll Hornspäne ins Pflanzloch, je gröber, desto besser. Um so länger braucht das Material zur Zersetzung, und um so länger versorgt es die Pflanzen mit Stickstoff. Das ist nämlich der Sinn der Sache, ein natürlicher, lange wirkender Stickstoffdünger. Angeblich darf man eine Rose nicht ohne weiteres an eine Stelle setzen, die zuvor eine andere eingenommen hatte. Der Boden hat dann die Rosenmüdigkeit, heißt es. Ich habe diese Erfahrung nicht gemacht. Aber das kann vielfältige Gründe habe. Die Gärtnereien empfehlen den großflächigen Austausch des Bodens. Der bereits erwähnten Gabriella Pape verdanke ich jedoch den Hinweis auf die sogenannte Mykorrhizierung des Bodens. Unter Mykorrhiza versteht man eine besondere Variante der Symbiose verschiedener Pilzsorten mit vielen Pflanzen – die Pilze besiedeln die Wurzeln der Pflanzen und führen ihnen Wasser und Nährstoffe aus dem Boden zu, dafür versorgt die Pflanze sie mit
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