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Die Tage des Regenbogens (German Edition)

Die Tage des Regenbogens (German Edition)

Titel: Die Tage des Regenbogens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonio Skármeta
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aufgehört zu zittern.
    Als die Polizei kam, erzählte sie ihnen, was sie gesehen hatte, auch von den Autos ohne Nummernschild, während der Direktor nebendran blutend auf dem Boden lag. Kurz darauf fuhr ein Diplomatenauto mit dem italienischen Konsul vor. Er stieg aus und forderte alle Schüler auf, ins Gebäude zu gehen.
    Dante. Die Freiheit.
    Seltsam, während ich Patricia umarme, damit sie sich beruhigt, fange ich auf einmal auch an zu zittern.

SECHSUNDZWANZIG
    B ettini hatte den argentinischen Botschafter überredet, die chilenischen Oppositionsführer zu einer Veranstaltung zu Ehren des großen Filmregisseurs Armando Bo und seiner Lieblingsschauspielerin Isabel Sarli einzuladen. An ausgewählte Gäste waren Einladungen zu einer Vorführung seines Spielfilms Carne versendet worden, mit anschließender Verkostung eines Pinots aus der Andenregion Mendoza und eines neuen Cabernet Sauvignon von einem Weingut eines chilenischen Industriellen, der von den Bankiers liebevoll »Der Demokrat« genannt wurde.
    Bettini wollte alle politischen Führer der gegen Pinochet antretenden Parteien beisammen haben, um ihnen vorab den Werbefilm vorzuführen, der ihm so viele Magenschmerzen bereitete. Wenn alle kommen würden, hätte er die bestmögliche Jury, die – anstatt des sinnlichen Kinofilms mit der Sarli – die ersten Bilder seiner ›Nein‹-Kampagne vorgeführt bekommen würde.
    Der argentinische Botschafter begrüßte seine Gäste in Anspielung auf Fellinis La strada mit »È arrivato il ›no‹«.
    Eigentlich hatte Olwyn der Voraufführung der ›Nein‹-Kampagne fernbleiben wollen; er wusste, dass er unter Beobachtung stand, und war auf der Hut. Ein Besuch in der Botschaft war riskant, und er wollte auf keinen Fall seinen Rivalen einen vorzeitigen Einblick in die »Nein«-Kampagne geben. Aus demselben Grund hatten auch die Vorsitzenden der Parteien zunächst gezögert und ihre Vertreter aus der zweiten Reihe angemeldet.
    Doch Bettini hatte nichts so sehr gefürchtet wie Olwyns Absage. Wenn der Mann, der bei ihm »Lebensfreude« in Auftrag gegeben hatte, nicht bei der Vorführung dabei sein würde, wie sollte er dann den hartgesottenen Kämpfern der Linken Florcita Motudas Nein-Walzer nahebringen? Würden sie seine Strategie überhaupt verstehen, seinen Kniff, einen Todesstoß als etwas Fröhliches zu verkaufen?
    Trotzdem wollte er die fünfzehnminütige Kampagne vorführen, falls ihm irgendeine Kleinigkeit entgangen war; er wollte sichergehen, dass nicht einzelne missglückte Bilder die Fernsehausstrahlung zum Debakel machen würden.
    Man musste klug vorgehen. Anklagen, aber nicht unnötig provozieren. Pinochet für seinen mutigen Entschluss loben, sich international demokratisch legitimieren zu wollen. Wenn ihm irgendetwas Ehrenrühriges unterlaufen sein sollte, würde Pinochet zu einem Gegenschlag ausholen, notfalls die Zensur einschalten, und damit seinen Kopf aus der Schlinge ziehen.
    Und so hatte er den Botschafter überredet, Olwyn eine Einladung zu einer Vorführung des Films mit der Sarli zu schicken. Perfekt, dachte der. Die Spitzel des Innenministers würden melden, Olwyn sei zu einer kulturellen Veranstaltung in die diplomatische Vertretung des befreundeten Landes gegangen. Und siehe da, der Diplomat hatte tatsächlich ein Videoband von Carne besorgt.
    »Sie sind wirklich ein Perfektionist, Herr Botschafter. Wenn Sie zu einer Taufe eingeladen sind, wollen Sie wahrscheinlich vorher ein Baby gezeigt bekommen, und wenn man Ihnen bei einer Beerdigung keine Leiche vorführt, werden Sie ärgerlich.«
    Bettini erblickte Olwyns Gesandtschaft in den Sesseln in der ersten Reihe. Der Botschafter reichte holländische Zigarillos, Patricia stellte ihnen Bänkchen hin, damit sie die Beine ausstrecken konnten, und Raúl Alarcón alias Florcita Motuda verbeugte sich vor ihnen im Vorbeigehen.
    Che Barrios verkabelte die Lautsprecher. Als er fertig war, winkte Bettini ihn zu sich. Er wollte den jungen Techniker, den sie in letzter Minute aufgetrieben hatten, in Reichweite haben, falls es notwendig sein sollte, die Vorführung zu unterbrechen.
    Der Botschafter sprach ein paar einleitende Worte zu dem Film mit Isabel Sarli. Er wolle sich, so sagte er, von diesen Künstlern aufs Schönste überraschen lassen. Außerdem wolle er den anwesenden Freunden mitteilen, dass der chilenische Innenminister am Montag angerufen und versichert habe, General Pinochet werde, wie auch immer das Plebiszit ausfiele, das Ergebnis der

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