Die Tallinn-Verschwörung - Thriller
nicht, ihm unter die Hose zu greifen und dort Handarbeit zu leisten. Da ein mit mehreren Goldketten aufgemotzter Kerl sie aufmerksam beobachtete, nahm Torsten an, dass es sich dabei um ihren Zuhälter handelte, der Ergebnisse sehen wollte.
Da die Frau offensichtlich unter Druck stand und ihm leidtat, ging er mit ihr aufs Zimmer. Es war so schäbig, wie er es erwartet hatte, und er hätte ihr am liebsten einen Geldschein in die Hand gedrückt und wäre gegangen. Doch sie zog sich bereits aus und legte sich auf die Pritsche, die das Bett ersetzte.
»Ich machen auch ohne Gummi, kosten nur zwanzig Euro mehr«, bot sie an.
»Nein danke, mit ist mir lieber.« Gar nicht wäre noch besser, fuhr es Torsten durch den Kopf. Er starrte die Frau an. Auf ihre Weise war sie durchaus hübsch, aber von einem ganz anderen Typ als Andrea oder Graziella. Es war eigenartig, dass er ausgerechnet jetzt an seine tote Freundin und die junge Italienerin denken musste. Mit einem Mal spürte er einen Kloß im Hals, und ihn überkam das Gefühl, Andrea, die doch erst kurz unter der Erde lag, mit einer käuflichen Hure zu betrügen. Außerdem fragte er sich, was Graziella sagen würde, wenn sie wüsste, wo er sich gerade aufhielt.
Die Nutte ärgerte sich über sein Zögern und spreizte die
Beine. Sie hatte ihre Schamhaare bis auf einen schmalen Streifen abrasiert und ließ ihn mehr sehen als manche gute Ehefrau ihren Gatten. Trotzdem reizte Torsten der Anblick ebenso wenig wie ihre vollen Brüste, deren dunkelrote Spitzen sich keck emporreckten. Er kannte den Trick. Die Frau hatte ihre Brustwarzen mit einer speziellen Salbe behandelt, die diese aufschwellen ließ, um erotischer zu wirken. Ihm verschlug die Erkenntnis beinahe den letzten Funken Lust, den er noch verspürt hatte.
»Du machen schneller, sonst werden teurer!«, drängte die Frau. Bevor Torsten reagieren konnte, glitt sie geschmeidig auf ihn zu und begann sein schlaffes Glied mit flinken Fingern zu kneten. Kaum war es steif genug, streifte sie ihm das Kondom über und legte sich wieder bereit.
»Wollen du es vielleicht anders machen? Kosten nur zwanzig Euro mehr.«
Torsten schüttelte den Kopf. Nun verspürte er eine gewisse Leidenschaft, auch wenn sie das schlechte Gewissen nicht verdrängte, das die Erinnerung an Andrea geweckt hatte. Während er auf die Frau glitt, fuhr ihm ein anderer Gedanke durch den Kopf.
»Du kannst dir deinen zusätzlichen Zwanziger anderweitig verdienen.«
»Wie?« Sie schnappte nach dem Versprechen wie ein hungriger Hund nach dem Knochen.
»Ich brauche eine Pistole, eine Knarre!«, setzte er hinzu, da sie den anderen Ausdruck nicht zu kennen schien.
»Du wollen schießen?«, fragte sie erstaunt.
»Wer sagt denn das? Ich fühle mich nur wohler, wenn ich so ein Ding bei mir habe. Kannst du mir sagen, wo ich mir eines besorgen kann?«
Die Frau überlegte kurz und gab ihm einen Stoß. »Du machen fertig, sonst brauchen zu lange und mein Freund
schimpfen. Du später mit ihm reden. Er dir helfen können. «
»Das ist ein Angebot«, antwortete Torsten und begann nun, sein Becken vor- und zurückzubewegen.
ZEHN
D er Zuhälter des Mädchens beschaffte ihm innerhalb kürzester Zeit eine brauchbare tschechische CZ 75 und vierzig Schuss Munition. Zwar sah die Waffe arg zerkratzt aus und war, wie Torsten vermutete, bei der Polizei bereits aktenkundig geworden. Doch während ein paar Scheine den Besitzer wechselten, atmete er trotzdem erleichtert auf. Nun fühlte er sich Hoikens halbwegs gewachsen.
Während er die Kneipe verließ und durch den feinen Regen schlenderte, der vom nächtlichen Himmel fiel, musste er über sich selbst lachen. Die Menschen waren wirklich seltsame Wesen, sich an Symbolen festzuhalten, denn viel mehr war die Pistole nicht. Wenigstens im Augenblick nicht, korrigierte er sich. Im Kampf gegen Hoikens jedoch konnte sie entscheidend sein.
Torsten fühlte sich nicht zuletzt auch durch den Besuch bei der Hure ausgeglichener. Dennoch stieß gekaufter Sex ihn ab. Er dachte an Graziella, die ihn durchaus anzog. Doch er würde warten müssen, bis die junge Italienerin ihre Erlebnisse verwunden hatte und bereit war, eine Beziehung einzugehen. Jetzt galt es erst einmal, Hoikens zu finden und dingfest zu machen.
Mit diesem Vorsatz winkte er ein Taxi heran und legte damit die letzten Meter zum Hotel zurück. Als er in sein Zimmer kam, hatte der Zeiger der Uhr bereits die zweite Tagesstunde
überschritten. Es würde eine kurze Nacht werden,
Weitere Kostenlose Bücher