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Die Tallinn-Verschwörung - Thriller

Die Tallinn-Verschwörung - Thriller

Titel: Die Tallinn-Verschwörung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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russischen Nationalisten auf der einen und der estnischen Polizei sowie rechtsgerichteten estnischen Organisationen auf der anderen Seite. Zu den Letzteren gehörte auch die Gruppe, mit der Fiumetti im Auftrag Kardinal Winters ein Bündnis eingegangen war. Diese Leute interessierten sich kaum für die Türkei und dafür, ob diese der EU beitrat oder nicht. Aber sie erhofften sich von ihren Gesinnungsfreunden in Europa Unterstützung gegen die in Estland lebenden Russen, und die hatte Fiumetti ihnen vollmundig versprochen.
    Hoikens ließen die Schliche und Schachzüge der faschistischen Anführer kalt. Für ihn zählte nur, dass er in ein paar Tagen in die Geschichte eingehen würde. Dafür nahm er auch das feuchte Zimmer in einem heruntergekommenen Plattenbau abseits der Keava-Straße in Kauf. Ihre Gastgeber waren estnische Aktivisten, die bereits eine Grundausbildung im faschistischen Camp in den Abruzzen absolviert hatten. Die beiden Männer, die sich die Wohnung teilten, begrüßten Hoikens und seinen Begleiter daher wie lang entbehrte Freunde.

    Jaagup wäre mit seiner bulligen Gestalt, den blonden Stoppelhaaren und der Tätowierung mit dem Schwert, das den russischen Doppeladler durchbohrte, unter den Glatzköpfen in Deutschland kaum aufgefallen. Gleich nach der Begrüßung holte er eine Flasche Wodka hervor und trank einen großen Schluck, bevor er sie an Hoikens weiterreichte. Dieser stellte amüsiert fest, dass Jaagups Abneigung gegen alles Russische sich offensichtlich nicht auf Getränke erstreckte. Da er selbst fast abstinent lebte, nippte er nur an der Flasche, bevor er sie an Mazzetti weiterreichte. Auch dieser hielt sich zur Enttäuschung ihrer Gastgeber zurück.
    »Wir Italiener sind so starkes Zeug nicht gewöhnt. Wir trinken mehr Wein!«, erklärte er entschuldigend.
    Jaagup vermochte seinen Worten nur mit Mühe zu folgen. Anscheinend hatte er die italienischen Brocken, die er während seines Aufenthalts in den Abruzzen gelernt hatte, mit etlichen Hektolitern Wodka aus sich hinausgespült.
    Hoikens fragte sich, ob diese Leute wirklich die Verbündeten waren, die er brauchte. Andererseits konnte er hier seine Fäden im Geheimen spinnen. In einem Hotel zu übernachten wäre gefährlich gewesen, denn dort konnte die Putzfrau auf Dinge stoßen, die sie nichts angingen. Daher schob er seine Bedenken beiseite und klopfte Jaagup aufgeräumt auf die Schulter.
    »Freue mich, dich kennenzulernen! Gemeinsam werden wir es dem Feind zeigen.«
    »Du kannst gut sprengen, habe ich gehört. Ich zeige dir das Hauptquartier der Russen, damit du es hochjagen kannst.«
    Hoikens verfluchte den Narren, der dem Esten mehr erzählt hatte, als für die Sache gut war, und hob beschwichtigend die Rechte. »Die Russen kommen später dran. Erst muss ich meinen Auftrag erfüllen!«
    »Welchen Auftrag?«

    Zu Jaagups Eigenschaften schien auch eine gehörige Portion Neugier zu gehören. Hoikens klopfte ihm erneut auf die Schulter und grinste. »Das ist noch geheim. Befehl von ganz oben, weißt du!«
    In Deutschland mit seinen zersplitterten rechten Gruppen, die zu vereinigen auch Feiling nicht gelungen war, wäre er mit diesem Einwand nicht weit gekommen. Hier in Estland, wo die Angst vor dem neu erstarkenden Russischen Reich die Ultranationalisten zusammenschweißte, reichte dieser Ausspruch jedoch, um Jaagup zum Schweigen zu bringen.
    »Verstehe!«, knurrte er und griff erneut zur Wodkaflasche.
    Hoikens stieß Mazzetti an und raunte: »Hoffentlich saufen die nicht so viel, dass sie im Rausch unsere Pläne ausplaudern! «
    »Das glaube ich nicht. Die sind es gewohnt, sich volllaufen zu lassen.« Im Gegensatz zu Hoikens kannte der Italiener die hiesigen Rechten und wusste, dass sie sich auf die Leute verlassen konnten. In seinen Augen hatte Hoikens längst den Kontakt zu dem ewig unzufriedenen Heer der kleinen Leute verloren, das ihre eigentliche Basis darstellte. Viele davon waren im Leben gescheitert und wollten nur ihren Frust an anderen ablassen. Mazzetti selbst zählte zu jener kleinen Gruppe aus der Oberschicht, die im Grunde nur nach Macht strebte und sich bedenkenlos aller Mitläufer bediente.
    Der ehrgeizige junge Italiener ahnte nicht, dass Hoikens ihn durchschaut hatte. Der Deutsche wusste längst, dass Mazzetti sich davor fürchtete, Capitano Renzo und dessen Männer könnten Erfolg haben, so dass er erneut von seinem Rivalen überflügelt würde. Angesichts der Sicherheitsbeamten und Soldaten, die Hoikens auf ihrer

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