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Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)

Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)

Titel: Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Werner Sinn
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ihrem nachhaltig möglichenWettbewerbsniveau entfernt haben, ist es sehr schwer, den Weg zurückzufinden.
    Abbildung 3.8: Immobilienpreise im Euroraum (1995–2011/2012)

    Bemerkungen: Für Deutschland und Irland wird auf jeweils zwei Datenquellen zurückgegriffen. Die Daten für Deutschland sind von 2000 bis 2010 der GENESIS-Datenbank und für 2011 der EZB-Datenbank entnommen. Für Irland stammen die Daten bis 2010 von der EZB. Ab Juni 2010 wird auf monatliche Werte des Central Statistics Office zurückgegriffen.
    Quelle: Europäische Zentralbank, Statistical Data Warehouse, Prices Output Demand and Labour Market , Residential property price indicator; Central Bank of Cyprus, Media & Publications, Surveys, Residential Property Price Indices , data series; Bank of Greece, Statistics, Real Estate Market Analysis , Index of prices of dwellings (Historical series), Urban Areas; Deutsche Bundesbank, GENESIS-Online, Preisindizes für Wohnimmobilien , Häuserpreisindex für bestehende Wohnimmobilien; und Central Statistics Office Ireland, StatBank, Economy , Prices, House Prices.

4 Der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit
    Zu teuer — Die notwendigen realen Abwertungen — Keine Fortschritte — Warum schafft es Irland? — Estland und Lettland — Warum offene Abwertungen leichter sind — Lockere Budgetbeschränkungen — Marktversagen oder Staatsversagen?

ZU TEUER
    Immobilienpreise sind nach unten hin flexibel, Güterpreise und Löhne sind es nicht, aber auf die Güterpreise kommt es für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes vor allem an. Hat ein Land zu hohe Löhne und ist es zu teuer, kann es seine Güter nicht gut im Ausland verkaufen, und zugleich werden aus den inflationär überhöhten Einkommen viele Importgüter gekauft. Das Land ist nicht mehr wettbewerbsfähig und leidet unter einem Leistungsbilanzdefizit, das mit Krediten aus dem Ausland finanziert werden muss.
    Wie stark die Inflation war, die mit dem Wirtschaftsboom einherging, den der Euro in Südeuropa und Irland erzeugt hat, zeigt Abbildung 4.1 . Die Säulen verkörpern die Preissteigerung vom Gipfel in Madrid im Jahr 1995 bis zum Jahr 2007, dem Jahr, in dem die amerikanische Finanzkrise nach Europa übergriff. Die dargestellten Preisänderungen beziehen sich nicht auf die Konsumentenpreise, die Importgüter umfassen, sondern auf den BIP-Deflator, also auf den Preisindex der in einem Land hergestellten Güter. Wie keine andere Größe misst er die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft.
    Abbildung 4.1: Die Änderung der Preise der in den Euroländern hergestellten Güter von 1995 bis 2007

    Bemerkung: Preisindex für das Bruttoinlandsprodukt.
    Quelle: Eurostat, Wirtschaft und Finanzen , Jährliche Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, BIP und Hauptkomponenten, Preisindizes.
    Die sechs Krisenländer und Deutschland sind farblich hervorgehoben. Man sieht, dass die Krisenländer allesamt eine Inflation hatten, die weit über dem Durchschnitt der Eurozone lag. Während die Preise im Durchschnitt der Eurozone um 24 % stiegen, legten die italienischen Preise um 36 %, die portugiesischen um 45 %, die irischen um 57 % und die spanischen um 52 % zu. Griechenland wurde sogar um 60 % teurer. Deutschland hatte in dem betrachteten Zwölf-Jahres-Zeitraum demgegenüber nur einen Preiszuwachs um 9 %. Ökonomen benutzen die Begriffe reale Abwertung und reale Aufwertung, um die Änderung der relativen Preise der Länder untereinander zu beschreiben, denn ähnliche Effekte auf die Wettbewerbsfähigkeit würden sich ergeben, wenn die Länder noch ihre eigenen Währungen hätten und offen auf- oder abwerten würden.
    Zur realen Aufwertung der heutigen Krisenländer durch Preiserhöhungen kam im Falle Italiens am 25. November 1996 noch eine offene Aufwertung der Lira um gut 11 % gegenüber der D-Mark hinzu. Tausend Lire hatten im EWS-Währungsverbund ursprünglich (am 13. März 1979) einen Wert von 2,19 DM. Aber nachdem das EWS im Jahr 1992 zerbrach, fiel der Wert temporär bis auf 80 Pfennig (am 19. April 1995), und zum Zeitpunkt des Gipfels in Madrid lag er bei 90 Pfennig. Die Aufwertung brachte ihn dann auf 1,01 DM. Rechnet man diesen Effekt zur anschließenden realen Aufwertung hinzu, ergibt sich, dass Italien von 1995 bis 2007 relativ zu Deutschland um 44 % teurer wurde. Die Zeit, zu der die Adria ein Teutonengrill war, weil alles so billig war, ist lange vorbei. Wer im Urlaub gut und billig essen möchte, bleibt lieber zu Hause. Sogar die Pizza ist in

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