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Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)

Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)

Titel: Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Werner Sinn
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den Griechenland-Balken verdeutlicht, zum Ende des Jahres 2011 eine griechische Nettoauslandsschuld von 148 % des BIP statt 79 % oder 319 Milliarden Euro statt nur 171 Milliarden Euro.
    Nach der gleichen Überlegung lag die spanische Nettoauslandsschuld ohne die Umbewertungseffekte Ende des Jahres 2011 bei 99 % des BIP oder 1.063 Milliarden Euro und die portugiesische bei 127 % des BIP oder 217 Milliarden Euro. Das alles ist atemberaubend.
    Für Irland und Zypern verbessert sich das Bild allerdings erheblich, denn ihre Außenschulden wurden durch die Umbewertungseffekte während der Krise vergrößert statt verringert. Das liegt vermutlich daran, dass beide Länder in großem Stil als Finanzintermediäre tätig sind. Ihre Banken leihen sich das Geld kurzfristig im Ausland und verleihen es wieder langfristig dorthin. Sie betreiben eine Fristentransformation und verdienen daran, dass der kurzfristige Zins in der Regel niedriger als der langfristige ist. Da nun die Marktwerte der bereits bestehenden Anlagen wegen einer neuen Risikoeinschätzung fielen, erlitten beide Länder in der Krise Vermögensverluste, obwohl sie netto im Ausland verschuldet waren. So gesehen, stehen die beiden Länder tatsächlich günstiger da, als es durch die Nettoauslandspositionen zum Ausdruck kommt. Irland hat dann eigentlich nur eine Nettoauslandsschuld von 32 % des BIP und Zypern von 35 %. Man muss mit einem solchen Urteil aber sehr vorsichtig sein, denn aus rechtlicher Sicht kann man die Umbewertung von Schuld- und Forderungstiteln nicht symmetrisch behandeln, wie Eurostat es tut. Wenn ein Gläubiger befürchten muss, dass sein Schuldner nicht zurückzahlen kann, hat er ein Problem, aber daraus folgt natürlich noch lange nicht, dass der Schuldner keines hat.

EXPLOSION DER IMMOBILIENPREISE
    Das gilt insbesondere für die Immobilienpreise. Wenn die Immobilienpreise erst einmal zu steigen beginnen, werden immer mehr Menschen optimistisch und finden, dass sie noch rechtzeitig einsteigen sollten, um auch noch von den Steigerungen zu profitieren. Dann steigen die Preise erst recht, und noch mehr Menschen werden optimistisch. Es gibt einen sich selbst verstärkenden Erwartungsprozess mit immer höheren Preisen, immer mehr realer Bautätigkeit, einer immer stärker boomenden Binnenwirtschaft und immer höheren Löhnen, bis die ersten Bauprojekte keine Nachfrager mehr finden, sich das Misstrauen ausbreitet und es zu einem Käuferstreik und einem Überangebot auf den Immobilienmärkten kommt. Dann fallen die Preise, die Neubauprojekte werden gestoppt, die Bauarbeiter werden entlassen, die Nachfrage schrumpft, und es kommt zu einer allgemeinen Wirtschaftskrise und einer Massenarbeitslosigkeit.
    Abbildung 3.8 zeigt, wie rasch die Immobilienpreise in verschiedenen europäischen Ländern anstiegen und dann auch wieder fielen. Man sieht, dass in Irland und Spanien, wo der Boom im Immobiliensektor begonnen hatte, besonders starke Preisbewegungen zu beobachten waren. Bemerkenswert ist, dass Deutschland an dem Auf und Ab der Preise nicht teilnahm. Da sich Deutschland in seiner eigenen Eurokrise befand, fielen die Preise bis in die Finanzkrise hinein und begannen wegen des oben schon dargestellten Baubooms erst nach der Krise zu steigen.
    Die Blase bildete sich indes nicht nur über steigende Immobilienpreise. Auch das allgemeine Wachstum der Preise und der realen Einkommen, zu dem die billigen Eurokredite geführt hatten, verleitete die öffentlichen und privaten Schuldner zu dem Glauben, sie könnten sich problemlos weiterverschulden. Es sprach sich herum, dass es den Schuldnern regelmäßig gelang, aus ihren Schulden herauszuwachsen, und deswegen machte man immer mehr Schulden. Ganz irrational war dieses Verhalten nicht, denn in der Tat kam es ja, wie Abbildung 2.1 schon gezeigt hat, in den meisten der heutigen Krisenländer zu einem stürmischen Wachstumsprozess, der in etwa eine Dekade anhielt. Der Fehler lag nur darin, dass die Menschen dachten, der Prozess würde immer so weitergehen, und seine Begrenztheit nicht sehen wollten.
    Aber jeder stürmische Wachstumsprozess hört einmal auf. Der Prozess bricht jäh ab, wenn sich das Bewusstsein verbreitet, dass durch die Preis- und Lohnsteigerungen, die durch den Boom angeregt werden, die Wettbewerbsfähigkeit der Firmen verloren geht, und wenn Zweifel an der Fortsetzung des Wachstumstrends aufkommen – nur ist es dann zumeist schon zu spät. Wenn die Löhne und Preise sich bereits zu weit von

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