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Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)

Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)

Titel: Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Werner Sinn
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Zinsen zu bedienen sind. Die Zinszahlungen eines Landes gehen negativ in die Leistungsbilanz ein. Werden sie verringert, kommt es unter sonst gleichen Bedingungen zu einer Verbesserung der Leistungsbilanz. Auch diese Verbesserung hat natürlich nichts mit einer Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit zu tun. Am aktuellen Rand sind die Exporte bei keinem der Krisenländer nach der derzeitigen Datenlage über den Vor-Krisen-Trend hinausgegangen, meistens liegen sie noch deutlich darunter. Nur bei Spanien ist der Vor-Krisen-Trend wieder erreicht.
    Statt des BIP-Deflators als Preisindex aller in einem Land hergestellten Waren wird manchmal auch der Preisindex der Exportgüter betrachtet, die eine Teilmenge der im BIP-Deflator erfassten Güter bilden. Für die Beurteilung der Wettbewerbsfähigkeit eines Landes mag dieser Indikator auf den ersten Blick plausibler aussehen, er ist es aber nicht, denn eine strukturelle Verbesserung der Leistungsbilanz kommt nicht nur durch die Verstärkung der Exporte, sondern vielfach vor allem durch eine Verbilligung der selbst erstellten Waren relativ zu den Importgütern zustande. Diese Verbilligung veranlasst die Verbraucher nämlich, statt der Importe heimische Waren zu kaufen. Gerade bei Ländern wie Griechenland, die gar keine Exportindustrie mehr besitzen und außer touristischen Dienstleistungen nicht viel zu verkaufen haben, ist dies der dominante Effekt.
    Griechenland hat zum Beispiel ein riesiges Leistungsbilanzdefizit bei Agrarprodukten, was angesichts der zum Teil idealen klimatischen Bedingungen geradezu grotesk ist. Seine Importe an Agrarprodukten übersteigen die Exporte um etwa die Hälfte.  7 Fielen die Preise und Löhne in Griechenland, dann würden die Griechen sicherlich wieder mehr von ihren eigenen Agrarprodukten kaufen, die Bauern würden ihre Felder wieder bewirtschaften, anstatt sie brach liegen zu lassen, und es gäbe in der Landwirtschaft wieder Stellen für die jungen Leute.

WARUM SCHAFFT ES IRLAND?
    So notwendig eine reale Abwertung für die Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit ist, so schwierig ist es, sie zu realisieren. Im Euroraum geht ihr womöglich eine massive reale Kontraktion, also eine Schrumpfung der Wirtschaftsleistung, mit einer Massenarbeitslosigkeit voraus, die man einem Land nicht zumuten kann. In Kapitel 11 werden die realen Optionen von Abwertungen im Euroverbund und außerhalb dieses Verbundes diskutiert.
    Umso überraschender ist es, dass Irland den Weg in die reale Abwertung im Euroraum offenkundig geschafft hat. Relativ zu den anderen Euroländern hat Irland seine Preise in den letzten fünf Jahren merklich gesenkt, um genau 15 %. Das ist ein beachtlicher Abwertungseffekt, der keinerlei Parallele bei den anderen Krisenländern hat.
    Und in der Tat hat die Abwertung gewirkt. Während Irland in der Zeit vor der Krise ein wachsendes Leistungsbilanzdefizit aufwies, das von 0,6 % im Jahr 2004 über 3,5 % in den Jahren 2005 und 2006 und 5,3 % im Jahr 2007 auf 5,6 % im Jahr 2008 anstieg, ist dieses Defizit inzwischen verschwunden. Im Jahr 2011 verzeichnete Irland sogar schon wieder ein leichtes Plus. Wenngleich dieses Plus durch die zinsverbilligten Kredite der Staatengemeinschaft geschönt wurde, hat es den Kapitalmärkten aber doch Zuversicht eingeflößt, weil es bedeutet, dass Irland damit begonnen hat, seine Außenschulden zurückzuzahlen. Die Zuversicht zeigt sich daran, dass die irischen Zinssätze, wie Abbildung 3.1 zeigte, die einzigen sind, die die Kehrtwende geschafft haben. Die irischen Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen fielen vom Sommer 2011 auf den Sommer 2012 erheblich, während die Zinsen der anderen Krisenländer tendenziell zunahmen.
    Warum hat Irland die reale Abwertung geschafft, während man in keinem der anderen Länder auch nur die kleinsten Anzeichen einerähnlichen Entwicklung sieht? Für die Erklärung dieses Phänomens bieten sich mehrere Hypothesen an.
    Abbildung 4.4: Die Lohnentwicklung (2005–2010/2011)

    * Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung.
    Quelle: Eurostat, Wirtschaft und Finanzen , Jährliche Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, VGR Aggregate und Erwerbstätigkeit nach Wirtschaftsbereichen.
    Erstens hat Irland, für das das US-amerikanische Gesellschaftsmodell stets Staatsräson war, flexiblere Arbeitsmärkte und schwächere Gewerkschaften als die anderen Länder, sodass Lohnkürzungen sich eher haben durchsetzen lassen. Abbildung 4.4 zeigt, wie sich die Löhne in der

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