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Die Tatarin

Titel: Die Tatarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Halbdunkel der Wachfeuer, diedie Umgebung eher verzerrten als erhellten, geschickt ihren Weg zu finden und dabei allen Wachtposten auszuweichen, zumindest bis auf den letzten, dem sie sich auf der Anhöhe näherten.
    Sergej, der Bahadur stumm gefolgt war, griff nervös zu seinem Dolch, hörte dann aber Kitzaqs leises Auflachen. »Du hast es also geschafft, Russe.«
    Sergej blies Luft über die Lippen. »Mit Bahadurs Hilfe! Ohne ihn würde ich wahrscheinlich noch zwischen den Zelten herumirren.«
    »Jetzt ist keine Zeit zum Reden!«, mahnte Schirin die beiden.
    Kitzaq zog Sergejs Rock aus. »Hier, großer Krieger. Beeil dich mit dem Umziehen.«
    Sergej ärgerte sich über den herablassenden Ton des Tataren, musste aber zugeben, dass der Mann Recht hatte. Während er wieder in seinen eigenen Rock schlüpfte, hängte Kitzaq die schwedische Uniform über einen Busch, knöpfte sie zu und steckte einen Stock in die Erde, so dass der Umriss in der Dunkelheit einem Wachtposten mit Muskete glich. Die Muskete selber und das Bandelier mit Pulverhorn und Patronentasche nahm er an sich.
    »Ich sagte doch, dass ich mir den Schießbedarf bei den Schweden hole«, raunte er Sergej zufrieden zu und eilte voraus, da er den Weg zu den einen Werst entfernt versteckten Pferden in der Dunkelheit besser fand als sein Hauptmann. Eine Zeit lang stapften die drei stumm durch die spärlich bewaldete Sumpflandschaft und wurden schließlich von dem leisen Prusten ihrer Pferde begrüßt.
    Schirin war froh, Goldfell wieder zu sehen, und schlang die Arme um seinen Hals. Damit gab sie Sergej die Gelegenheit, sich für ihre Mahnungen zu revanchieren.
    »Steig gefälligst auf, damit wir wegkommen!«, schnauzte er seinen Fähnrich an, während er sich in den Sattel schwang. Aber er schien den Tataren nicht beeindruckt zu haben, denn als sie losritten, brach der Mond durch die Wolkendecke, und er stellte fest, dass der Bursche beinahe übermütig lächelte.
    »Danke, dass ihr mich da herausgeholt habt! Ich war schon in Sorge,weil die Schweden mich nicht aus den Augen gelassen haben. Doch du hast ja schnell bemerkt, dass man mich gefangen gesetzt hat.«
    Bahadurs offene Bewunderung machte Sergej verlegen, schließlich hatte er die Lage zunächst völlig falsch eingeschätzt. Er wollte es aber nicht zugeben, sondern lächelte nur gequält und zeigte auf Kitzaq. »Dein Freund und ich haben keinen Augenblick daran gezweifelt, dass es uns gelingen würde, dich zu befreien.«
    Kitzaq kicherte leise vor sich hin. Die beiden benahmen sich wie Kinder, und ein gewisser Unterton in Schirins Stimme verriet ihm, dass sie Gefühle für den russischen Hauptmann hegte, die sie sich selbst nicht eingestehen wollte. Also war sie doch nur ein Mädchen, das sich im Grunde seines Herzens nach einem Mann sehnte, dem es vertrauen konnte. Sergej schien in Bahadur so etwas wie einen jüngeren Bruder zu sehen, den man wohl lieben, aber auch nach Strich und Faden abkanzeln konnte. Wenn du wüsstest, wer dein Fähnrich wirklich ist!, fuhr es dem Tataren durch den Kopf, und er wünschte sich, dabei zu sein, wenn Sergej hinter Schirins Geheimnis kam.
    Im spärlichen Mondlicht kamen sie gut voran und erreichten noch vor dem Morgengrauen die Stelle, an der Sergej und Kitzaq die übrigen Reiter zurückgelassen hatten. Ihre Wachen waren aufmerksamer als die der Schweden, denn die drei sahen sich plötzlich umzingelt. Wanja ließ sich von einem Kalmücken eine Fackel reichen und hielt sie Sergej vor die Nase.
    »Da seid ihr ja wieder! Wir haben uns schon Sorgen um euch gemacht.« Dabei schniefte er und sah so glücklich zu Schirin auf, als hätte der Himmel ihm eben ein riesiges Fass Wodka geschenkt. »Na Söhnchen, hast du alles gut überstanden?«
    Schirin nickte, während Sergej seine Lippen zu einem spöttischen Lächeln verzog. »Ganz so froh, wie er tut, dürfte Wanja nicht sein. Er hat sich nämlich deine Decke ausgeliehen, weil die seine die Newa hinabgeschwommen ist. Jetzt, wo du wieder hier bist, wird er sie dir zurückgeben und frieren müssen.«
    »So schlimm ist es nicht. Wir haben noch eine Ersatzdecke beim Gepäck gefunden. Die kann Bahadur haben, denn sie ist noch fast neu und vor allem sauber.«
    Wanja wurde damit erneut zum Opfer von Sergejs Spott. »Hast du Bahadurs Decke etwa schmutzig gemacht? Dabei dachte ich, du hättest in der Newa gebadet.«
    Wanja verdrehte die Augen und beschloss, diese Bemerkung zu überhören. Er streckte Bahadur die Hände entgegen und half

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