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Die Tatarin

Titel: Die Tatarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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hatte, wie man lächelt, ertappte sich bei einem spöttischen Auflachen. »Wenn man dir befehlen würde, die Armee Carls XII. zu schlagen, würdest du es wohl auch tun, was?« Seine Miene glättete sich jedoch sofort wieder, und er klopfte Sergej gönnerhaft auf die Schulter. Spontan zog er den verblüfften Hauptmann an sich und schloss ihn in die Arme. »Gut gemacht, Tarlow! Du musst mir haarklein berichten, wie du es geschafft hast, die Schweden von ihrem geplanten Besuch in Sankt Petersburg abzuhalten.«
    Sergej wollte sofort mit seinem Bericht beginnen, aber Apraxin hob die Hand. »Nicht jetzt! Spar dir deine Worte für später auf, wenn wir bei einem guten Mahl und ein paar Gläsern funkelnden Weines zusammensitzen. Jetzt versorge erst einmal deine Leute, und zieh dich um. Ein Bad, glaube ich, würde keinem von euch schaden.« Er blickte dabei Bahadur an und schüttelte kaum merklich den Kopf.
    Schirin wäre vor Scham am liebsten im Erdboden versunken und sah gleichzeitig eine neue Gefahr auf sich zukommen, denn da die russischen Soldaten die unselige Eigenschaft hatten, alle zusammen in einem riesigen Bottich zu baden, konnte ihr Täuschungsspiel nun ein abruptes Ende nehmen. Sie dachte verzweifelt über eine Ausrede nach, mit der sie sich Apraxins Einladung entziehen konnte, doch bevor sie auch nur ein Wort über die Lippen brachte, lächelte er Sergej noch einmal zu, roch an seinem parfümierten Taschentuch und verschwand im Innern des Palais.
    Schirin überlegte, ob sie sich auf Goldfell schwingen und ein paar Stunden umherstreifen sollte, bis die Feiernden sie über dem Wodka vergessen hatten, doch Sergej ließ ihr keine Chance zur Flucht. Er packte seinen Fähnrich an der Schulter und schob ihn hinter dem livrierten Diener her, der sie in die Badestube führte. Kitzaq schloss sich ihnen wie selbstverständlich an und ignorierte dabei die empörten Blicke des Lakaien.
    Sergej stieß Bahadur, dessen Widerstreben er durchaus bemerkte, in die Badekammer und gab ihm einen Klaps. »Los, zieh dich aus! Aus dir muss wieder ein zivilisierter Mensch werden!«
    Schirins Glieder wurden schwer wie Blei, und sie hasste Sergej in diesem Augenblick aus ganzem Herzen. Während das Unausweichliche wie eine alles verschlingende Woge über ihr zusammenzuschlagen drohte, stieß Raskin einen entsetzten Ruf aus.
    »Nein, Sergej! Du willst doch nicht, dass sich dieser stinkende Schmutzfink in dieselbe Badewanne setzen soll wie wir? Das halte ich nicht aus!«
    »Ich auch nicht!«, stimmte Tirenko ihm zu. »Es ist nicht persönlichgemeint, Bahadur. Aber in deiner Nähe dreht sich mir der Magen um, und ich will Väterchen Apraxins guten Wodka, den man uns hoffentlich gleich servieren wird, nicht ins Badewasser spucken müssen.«
    »Du meinst kotzen!«, korrigierte Raskin ihn feixend. »Aber es stimmt schon. Bahadur darf sich erst wieder zu uns gesellen, wenn er etwas weniger aufdringlich duftet.«
    Sergej ärgerte sich über die Überempfindlichkeit seiner Freunde, denn sie nahmen ihm die Chance, Bahadur endlich einmal ohne die alles verbergende Uniform zu sehen. Anders als er, Wanja oder die Steppenreiter hatte der Bursche sich niemals vor anderen nackt gezeigt, und Sergej fragte sich, ob er sich wohl eines Gebrechens schämte. An seiner Gestalt konnte es nicht liegen, denn der Junge war schlank und gerade gewachsen wie eine Tanne. Nur sein Gesicht wirkte noch ein wenig unreif, eben wie das eines hübschen Jünglings, bevor der erste Bartflaum zu wachsen beginnt.
    Raskin unterbrach Sergejs Sinnen. »Verschwinde, Bahadur, denn mir wird langsam schlecht! Geh und lass dir von den Knechten im Stall einen Trog mit Wasser füllen.«
    Schirin versuchte, ihre Erleichterung hinter einem leicht beleidigten Grinsen zu verbergen, drehte sich um und verließ schnell den Raum.
    »Ich werde mir auch einen Pferdetrog suchen«, sagte Kitzaq, der einige böse Blicke auf sich gerichtet sah, mit scheinbar brummiger Miene und folgte Schirin. Dabei musste er die Luft anhalten, um seine Heiterkeit wenigstens so lange im Zaum zu halten, bis er keine Zeugen mehr zu fürchten hatte.
    Mit immer noch vor Lachen bebenden Schultern schloss er draußen an der Tür zum Hof zu Schirin auf, die gerade einen Lakaien zu sich gewinkt hatte.
    »Werden wir vorerst hier unterkommen?«, fragte sie. Der Mann nickte.
    »Gut, dann sorge dafür, dass ich ein Schaff und warmes Wasser in mein Quartier bekomme. Meinem Tataren lässt du ebenfalls warmesWasser und einen Trog in

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