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Die Tatarin

Titel: Die Tatarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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nicht«, antwortete Schirin mit einer wegwerfenden Handbewegung.
    »Du bist verrückt! Dumm wie ein Huhn, ja, das bist du!« Kitzaq tippte sich gegen die Stirn. »Denk doch mal nach! Du bist jetzt eine erwachsene Frau und müsstest wissen, was dein Vater mit dir machen wird, wenn du zurückkommst. Er wird dich für ein paar schlecht gegerbte Felle einem krummbeinigen Wogulen- oder Burjaten-Anführer, mit dem er ein Bündnis eingehen will, als Nebenfrauverkaufen oder dich einem seiner Reiter als Belohnung für seine Treue schenken.«
    Schirin schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht, denn schließlich habe ich unserem Stamm einen großen Dienst erwiesen. Du sprichst nur so schlecht von meinem Vater, weil der Stamm dich als Verräter verjagt hat. Wenn ich nach Hause komme, wird man mich mit Freuden willkommen heißen, und ich werde mir den Mann aussuchen können, den ich will.«
    »Träum weiter, du närrisches Ding!« Kitzaq winkte verächtlich ab und wandte sich zur Tür. Es war sinnlos, mit diesem störrischen Frauenzimmer zu diskutieren. Schirin hatte sich in die Rolle einer Heldin hineingesteigert und war nicht bereit, den Tatsachen ins Auge zu sehen. Auf halbem Weg blieb er jedoch stehen und versuchte, ihr mit einer anderen Bemerkung klar zu machen, wo ihre Zukunft lag.
    »Anders als Zeyna es dir prophezeit hat, werden die Russen dich wohl nicht mehr vergewaltigen, wenn sie dein Geschlecht entdecken, denn sie mögen dich mittlerweile und akzeptieren dich als einen der Ihren.«
    Schirin ging nicht auf seine Worte ein, sondern schob die Unterlippe vor und erklärte, müde zu sein. Kitzaq nahm es mit einem Achselzucken zur Kenntnis. Trotz ihrer beinahe männlichen Intelligenz war sie mit der Blindheit ihres Geschlechts geschlagen. Da er die Augen kaum noch aufhalten konnte, überlegte er, ob er nicht Wanjas Lagerstätte benützen sollte, entschied sich aber dagegen, denn er wollte nicht mit Schirin allein in einem Raum bleiben. Auch wenn sie ihn eine Handbreit überragte und nach dem entbehrungsreichen Feldzug beinahe hager wirkte, war sie ein Weib, und er wusste nicht, ob er die Beherrschung aufbringen konnte, sich von ihr fern zu halten. Aber wenn er sich ihr näherte, würde sie sich höchstwahrscheinlich mit der Wildheit einer Tigerin zur Wehr setzen und dabei das ganze Haus aufschrecken, und das war ihm die Sache nicht wert.
    Kitzaq ärgerte sich ein wenig über sein plötzliches Verlangen, denn bisher hatte er eher väterliche Gefühle für diese Steppenkatze empfunden. Daher drehte er Schirin abrupt den Rücken und ging grußlos davon. Als er den Stall betrat, in dem er sein Lager aufgeschlagen hatte, vernahm er erregtes Keuchen, das aus der Futterkammer drang, gefolgt von dem empörten Ausruf einer Frau.
    »Ist der Kerl doch mitten drin eingeschlafen! Bei Gott, du Schlappschwanz bist es nicht wert, dass man dich einen Mann nennt.«
    Kitzaq grinste und wollte schon weitergehen, als er hörte, wie das leise Schimpfen in Jammern überging. Kurz entschlossen trat der Tatar in die Kammer und musste sich das Lachen verbeißen, als er das Paar entdeckte. Der Mann war mindestens doppelt so schwer wie er selbst und so schwabbelnd fett, dass er seine Partnerin fast ganz bedeckte, während die Frau ihrem winzigen Fuß und der schlanken Wade zufolge ein eher zierliches Ding sein musste, das unter dem massigen Körper regelrecht feststeckte.
    »Ich glaube, du brauchst Hilfe!« Kitzaq packte den röchelnden Betrunkenen bei den Füßen und schleifte ihn beiseite. Dann wanderte sein Blick anerkennend über die schwellenden Formen der Frau. Ihre Brüste waren voll und fest und hätten gewiss den Neid seiner Schwester geweckt, und der Rest ihres Körpers war entgegen seiner Vermutung so füllig, wie er es liebte. »Die russischen Männer trinken zu viel. Daher sind sie in gewissen Dingen nicht besonders gut.«
    Im ersten Moment hatte das Auftauchen eines Tataren die Frau wohl erschreckt, doch ihre ungestillte Lust schrie nach Erfüllung. Sie erhob sich mit einer schlangenartigen Bewegung, griff in Kitzaqs Schritt und ertastete zu ihrem Entzücken jene Härte, die sie bei ihrem Liebhaber vermisst hatte.
    Kitzaq fand, dass es hier in der Futterkammer ebenso gemütlich war wie draußen im Stall und zog voller Vorfreude die Hose aus.

XIII.
    Am nächsten Morgen nahm Sergej bleich, aber mit wachen Augen Apraxins Befehle entgegen und führte kurz darauf seine um dreihundert Dragoner verstärkte Schar aus der Stadt. Dabei hatte

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