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Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

Die tausend Herbste des Jacob de Zoet

Titel: Die tausend Herbste des Jacob de Zoet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mitchell
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wäre mir viel Leid erspart geblieben, ja, aber Yayoi wäre noch immer dort gefangen. Die Gebote hätten noch immer Gültigkeit. Wie soll ich Ihnen vergeben, wenn Sie nichts Unrechtes getan haben?»
    Sie kommen am Fuß des Berges an. Der Fluss dröhnt.
    An einem Stand werden Glücksbringer und gegrillter Fisch verkauft. Trauernde werden wieder zu Leuten.
    Manche unterhalten sich, einige machen Scherze, andere beobachten den niederländischen Faktor und die Hebamme.
    «Es muss schwer für Sie sein», sagt Orito, «nicht zu wissen, wann Sie Europa Wiedersehen werden.»
    «Um den Schmerz zu lindern, versuche ich, Dejima als mein Zuhause zu betrachten. Mein Sohn ist hier.»
    Jacob stellt sich vor, dass er die Frau, die er nie wird umarmen können, in die Arme nimmt ...
    ... und sie küsst, nur einmal, zwischen die Augenbrauen. «Vater?» Yūan sieht Jacob besorgt an. «Fehlt dir etwas?»
    Wie schnell du groß wirst , denkt der Vater. Warum hat mich niemand darauf vorbereitet?
    Orito sagt auf Niederländisch: «Nun, Faktor de Zoet, unser gemeinsamer Weg endet hier.»

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    TEIL V
    Die letzten Seiten

    Herbst 1817

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    XLI

    Auf dem Achterdeck der Profetes , Bucht von Nagasaki

    Montag, 3. November 1817
     
    ... und als Jacob wieder hinsieht, ist der Morgenstern verschwunden. Dejima wird kleiner und kleiner. Er winkt der Gestalt auf dem Wachtturm zu, und die Gestalt winkt zurück. Die Gezeiten wechseln, aber es herrscht Gegenwind, und achtzehn japanische Boote mit je acht Rudern schleppen die Profetes aus der langgestreckten Bucht. Die Ruderer rudern im Takt ihres Liedes: Der schiefe Gesang verschmilzt mit dem Trommeln der See und dem Knarren des Schiffsgebälks. Vierzehn Boote hätten ausgereicht , denkt Jacob, aber Faktor Oost hat erbittert um die Reparaturen am Speicher Roos gefeilscht, und vielleicht war er gut beraten, in diesem Punkt nachzugeben. Jacob verreibt die feinen Nieseltropfen auf seinem müden Gesicht. Im Fenster des Seezimmers seines alten Hauses brennt noch eine Laterne. Er denkt an die schlechten Zeiten zurück, als er Marinus’ Bibliothek Stück für Stück verscherbeln musste, um Lampenöl zu kaufen.
    «Morgen, Faktor de Zoet.» Ein junger Kadett betritt das Achterdeck.
    «Guten Morgen. Ab jetzt heißt es allerdings nur noch Herr de Zoet. Und Sie sind?»
    «Boerhaave. Ich stehe während der Überfahrt zu Ihren Diensten.»
    «Boerhaave ... ein schöner Seefahrername.» Jacob gibt ihm die Hand. Der Kadett drückt sie fest. «Es ist mir eine Ehre, Herr de Zoet.»
    Jacob wendet sich wieder dem Wachtturm zu. Die Gestalt, die zu ihm hinausblickt, ist jetzt klein wie eine Schachfigur.
    «Verzeihen Sie meine Neugier», sagt Boerhaave, «aber die Offiziere erzählten beim Abendessen, dass Sie es in dieser Bucht einmal ganz allein mit einer britischen Fregatte aufgenommen haben.»
    «Das war vor Ihrer Geburt. Und ich war nicht allein.»
    «Meinen Sie, die Vorsehung hatte ihre Hand im Spiel, als Sie unsere Fahne verteidigten?»
    Jacob begreift, dass er es mit einer frommen Seele zu tun hat. «So könnte man sagen.»
    Die Morgendämmerung haucht schmutzige Grün- und glühende Rottöne in die grauen Wälder.
    «Und danach saßen Sie siebzehn Jahre lang auf Dejima fest?»
    «‹Festsitzen› ist nicht der richtige Ausdruck, Herr Boerhaave. Ich bin dreimal in Edo gewesen - und jede Reise war höchst unterhaltsam. Mein Freund Dr. Marinus und ich durften entlang der Landspitze botanisieren, und später erhielt ich die Erlaubnis, mehr oder weniger frei Bekannte in Nagasaki zu besuchen. Es ging eher zu wie in einem strengen Alumnat als wie auf einer Gefängnisinsel.»
    Aus der Takelage ruft ein Matrose etwas in einer skandinavischen Sprache.
    Die Antwort ist lautes, dreckiges Gelächter von den Webeleinen.
    Die Mannschaft ist glücklich, dass nach zwölf Wochen vor Anker der Müßiggang endlich ein Ende hat.
    «Nach all den Jahren können Sie es sicher kaum erwarten, Ihre Heimat wiederzusehen, Herr de Zoet.»
    Jacob beneidet die Jugend um ihre einfachen Wahrheiten. «Wegen des Krieges und meiner zwanzigjährigen Abwesenheit werden mir auf Walcheren wohl mehr fremde als bekannte Gesichter begegnen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich die Regierung in Edo schriftlich um Erlaubnis gebeten, mich in Nagasaki als Konsul der neuen Gesellschaft niederlassen zu dürfen, aber da in den Archiven kein vergleichbarer Fall zu finden war ...», er wischt die beschlagenen Brillengläser ab, «muss ich, wie Sie sehen,

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