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Die Teeprinzessin

Titel: Die Teeprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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geholfen!« Sie schluchzte leise.

    Der Vater streckte seine Hand aus und strich ihr leicht über die Haare. »Ich glaube, ich habe noch nie gehört, dass du sie Mama genannt hast. Sonst sagten wir immer Mutter, oder?« Er seufzte. »Ich wünschte, deine Mama könnte noch sehen, was für ein besonderes Mädchen du geworden bist! Sie hätte übrigens gewollt, dass du nach Hamburg gehst. Sie war selbst einmal mit ihrem Vater dort und davon hat sie mir oft erzählt!«
    Betty schluckte. Mama, hilf mir, dachte sie. Wo du auch sein magst, beschütze mich. Sie presste die Lippen aufeinander, um nicht vor ihrem Vater in Tränen auszubrechen. Er hatte es schwer genug. Sie sah seinen runden gebeugten Rücken, die großen rauen Hände, die von der Arbeit mit dem Silber fast ganz schwarz geworden waren. Bildete sie sich das nur ein oder zitterte seine Hand sogar ein wenig? Eine Welle von Zuneigung und Trauer überflutete sie. Sie musste sich zusammenrei ßen, sich nichts anmerken zu lassen. »Komme ich dann zu diesen Remburgs, wo Anton auch ist?«
    Der Vater sah sie verwundert an. »Hat Asmussen dir davon erzählt? Wir hatten eigentlich abgemacht, dass ihr beiden kleinen Feuerteufel nicht mehr voneinander hören solltet.« Er stockte und musste den nächsten Hustenanfall abwarten. Dann hob er die Hand. »Lass nur. Ich will es gar nicht wissen. Nein, es sind nicht die Remburgs, das wäre auch nicht schicklich, wo du ja mit Anton so gut bekannt warst. Du kannst zu einer Familie namens Tollhoff gehen. Sie wissen nichts von der Sache mit dem Brand. Remburgs übrigens auch nicht. Asmussen hat alles geregelt und den Kontakt vermittelt, ich selbst habe auch Briefe geschrieben, aber leider keine Antworten bekommen. Die Geschäftspartner, die ich einmal in Hamburg hatte, leben wohl nicht mehr. Oder sie wollen nichts mehr mit mir zu tun haben. Antje Tollhoffs Schwiegermutter war eine geborene Remburg. Die Tollhoffs sind eine alteingesessene Familie, ordentliche
Leute, wie man hört. Keine Teehändler, keine Silberschmiede, sie sind Pelzhändler. Über den alten Tollhoff erzählt man sich so dieses und jenes. Aber wir haben ja erlebt, was die Leute so alles über uns sagen. Und wir können jetzt nicht wählerisch sein. Die Tollhoffs sollen ein großes Haus führen und wollen dich als Haustochter aufnehmen. Dort kannst du dann sehen, wie man einen großen Haushalt führt. Die Erfahrungen werden dir später einmal gut zupass kommen. Dann sehen wir weiter!«
    »Haustochter?« Betty spürte selbst, wie ihre Stimme zitterte. Sie kannte nur ein Mädchen aus dem Oldenburgischen, das als sogenannte Haustochter bei den Plumbooms gelebt hatte und eines Tages verschwunden war. Gustl Plumboom hatte ein großes Geheimnis darum gemacht, was mit dem Mädchen geschehen war. Angeblich hatte sie sich mit einem Inspektor des Torfhändlers eingelassen und sollte dabei, wie Gustl es nannte, »in andere Umstände« gekommen sein. Dann war Christa eines Morgens nicht in der Küche erschienen und man hatte nie wieder etwas von ihr gehört.
    Betty konnte sich kaum noch an Christa erinnern. Aber dass sie bei den Plumbooms so eine Art Magd gewesen war, das wusste sie doch. Sie hatte zusammen mit zwei anderen Mädchen in der Kammer hinter der Küche schlafen und den gan zen Tag lang schwer arbeiten müssen. Einmal hatte Betty sogar beobachtet, wie Christa Bierfässer abladen und in den Keller rollen musste, eine Tätigkeit, die selbst bei Plumbooms sonst nur der Schankknecht machte.
    »Ich soll als Magd gehen?« Betty schluckte.
    Der Vater schüttelte matt den Kopf. »Nein, nicht als Magd. Eine Haustochter lebt wie eine Tochter im Hause, sie isst bei den Herrschaften am Tisch. Nur dass sie eben keine leibliche Tochter ist. Der alte Pastor Grenserhoff und seine Frau hatten
eine Haustochter. Die lebte wie ein eigenes Kind bei ihnen zu Haus und hat später eine sehr gute Partie gemacht. Früher tauschten auch die Kaufleute ihre Töchter manchmal für ein oder zwei Jahre aus, damit sie neue Anregungen bekamen und auch noch einen anderen Haushalt kennenlernten, bevor sie heirateten. Wir können froh sein, dass eine angesehene Familie wie die Tollhoffs dich als Haustochter aufnehmen will, wo wir selbst doch so etwas keiner jungen Dame bieten könnten. Das haben wir alles Asmussen zu verdanken. Ich rechne es ihm hoch an, dass er nach all dem...«
    »Nachdem ich sein Vermögen angezündet habe, wolltest du das sagen? Du glaubst also auch, dass ich schuld daran bin? Oder dass

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