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Die Teeprinzessin

Titel: Die Teeprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Kalkutta war seit jeher einer der größten Umschlagplätze für Opium. Fast alles Opium, das Generationen von Chinesen süchtig gemacht und ruhig gestellt hat, wird über Kalkutta verschifft. Die Schiffe der britischen
Handelsmarine haben die Chinesen immer sehr gründlich kontrolliert, wenn sie ins Kaiserreich kamen, nicht aber die Schiffe der Hamburger oder der Bremer. Ruster war einer von denen, die noch Opium nach China gebracht haben, als schon lange jedes britische Schiff in der Flussmündung vor Kanton beschossen wurde. Ich wusste, er würde auf jeden Fall in Kalkutta anlegen, allein schon, um zu zeigen, dass er wieder in der Gegend ist. Ich habe die ganze Zeit nur gehofft, dass er Sie nicht vorher von Bord wirft. Auf den Kapverden oder am Kap Algoa. Aberdira hat Dayun schließlich erzählt, dass Sie anstelle dieses jungen Herrn Asmussen an Bord gegangen sind und an seiner Stelle Tee kaufen würden.« Francis lächelte. »Ich habe dann dafür gesorgt, dass es fast niemanden in Vorder- oder Hinterindien und niemanden in China gibt, der nicht wusste, dass dort irgendwann einmal ein wunderschönes junges Mädchen auftauchen würde, mit Augen so grün wie Jade, um Tee zu handeln. Ich hätte schnell davon erfahren.«
    Er senkte seine Stimme, und Betty fühlte sich, als ob der Boden unter ihr schwankte. »Ich habe natürlich sehr gehofft, dass Sie nach Darjeeling kommen würden. Ihnen gefiel der Geruch des Tees, ich habe es an Ihrem Gesicht gesehen, als ich Sie in den Armen hielt.«
    »Ich wusste aber selbst nicht, dass ich hierher wollte!« Bettys Stimme war jetzt auch sehr leise geworden.
    »Aber ich wusste es.« Er sah aus, als ob er sie gleich in die Arme schließen wollte, aber dann trat er nur einen Schritt zurück. »Ich denke, wir werden die übliche Reihenfolge einhalten. Und die bedeutet, dass wir jetzt zusammen zum Dinner ins Haus gehen und uns morgen einmal gemeinsam die Teegärten anschauen. Ich möchte Ihnen hier alles zeigen, damit Sie wissen, was Sie sich einhandeln, wenn Sie sich, wie ich sehr hoffe, eines Tages entscheiden, hierzubleiben. Bei mir.« Er zögerte.
»Ich hoffe, einstweilen gefällt Ihnen das Haus der Prinzessin Liza. Sie hat hier vor mehr als dreißig Jahren gelebt.«
    Er bot Betty seinen Arm an, und sie ging neben ihm, so als gehöre sie von jeher an seine Seite.
    Zwei Diener hielten das Portal auf und schlossen es sorgfältig mit zarten Gazetüren, dann zogen sie mithilfe langer Stangen die weißen Vorhänge zu, die sofort begannen, sich im Nachtwind zu bauschen.
    Der Tisch war mit Damastdecken und geschliffenem Kristall gedeckt, die handgetriebenen Spiegel an den Wänden reflektierten das Licht. Das Porzellan war das feinste, das Betty jemals gesehen hatte, es war leicht und fast durchsichtig wie die Blütenblätter einer weißen Rose. Die Messer, die Gabeln und die großen Löffel indes schienen aus purem Gold zu sein. Ein Diener schenkte Wasser ein und schöpfte Betty eine leichte Suppe auf, die aus Mangos und einem Hauch von Kardamom bestand und einfach köstlich duftete. Dazu gab es warmes Fladenbrot, das so dünn und so knusprig war, als wollte es schon vom bloßen Ansehen zerspringen. Francis beobachtete sie lächelnd, wie sie den goldenen Löffel in die Suppe tauchte und das Brot probierte. »Sie müssen sehr lange nichts gegessen haben. Die Gasthäuser am Berg sagten Ihnen wohl alle nicht sehr zu, zumindest habe ich das gehört!« In seinen Augen tanzten goldene Sprenkel.
    »Sie wussten, dass ich unterwegs nach Darjeeling war?«
    Francis nickte. »Immerhin hat die Frieda Maria ja mehrere Tage lang für alle Welt sichtbar im Golf von Bengalen in der Flaute gelegen. Mister Tiliri hatte schon befürchtet, dass das Schiff wieder umkehren würde. Als Sie endlich am Hafen ankamen, standen vier meiner Bediensteten bereit, um Sie möglichst unauffällig zu bewachen.«
    »Mister Tiliri wusste Bescheid? Und die jungen Männer
auch, die auf mein Gepäck aufgepasst haben? Darum also waren die so befangen«, rief Betty.
    »Es waren Gurkhakrieger aus Nepal. Mit denen legt sich hier keiner freiwillig an. Und befangen waren sie, weil sie noch nie eine so schöne Frau gesehen haben.«
    »Ach, ich bin nie und nimmer so hübsch wie das Mädchen, das ich dort getroffen habe. Und sie war zudem noch sehr nett. Sie heißt Ava und sie geht hier irgendwo in eine Klosterschule. Es war sehr schön für mich, mal wieder mit einem Mädchen in meinem Alter zu sprechen.« Das war keine Koketterie. Betty

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