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Die Teerose

Die Teerose

Titel: Die Teerose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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losgeworden bin.«
    »In der Woche?«
    »Im Monat.«
    Fiona sah auf die Rechnung und fuhr mit dem Finger die Zahlenreihe entlang. In zwei Monaten waren neunzehn Kisten an Finnegan’s geliefert worden. Es waren nur noch zwei übrig. Das bedeutete, daß sie in der Woche mehr als zwei Kisten verkauft hatte, ihr Onkel gerade mal eine im Monat. Sie rechnete noch einmal nach und stellte fest, daß die Anzahl der verkauften Kisten plus der beiden im Keller mit der Rechnungssumme übereinstimmte.
    Und dann sah sie es.
    Am unteren Rand der Rechnung war der Name »R.T. Millard« aufgeprägt, darunter eine Zeichnung von drei verschiedenen Pflanzen, bei denen es sich um einen Kaffeebusch, einen Kakabaum und … eine Teepflanze handelte.
    Fiona starrte auf die Teepflanze, den schlanken Stengel mit den lanzenförmigen Blättchen, und sie spürte eine Prickeln im Nacken. Sie hörte ihren Onkel nicht mehr, obwohl er immer noch redete. Sie erkannte die Pflanze. Sie hatte schon einmal eine gesehen. In einem Alptraum. Ihr Vater hatte sie ihr gereicht, durch das Gitter eines Friedhoftors. »Was ist das, Pa?« hatte sie gefragt. Jetzt hallte seine Antwort in ihrem Kopf wider. »Was du kennst.«
    Es war immer vor ihrer Nase gewesen. Natürlich! Tee! »Beschäftigen Sie sich mit den Dingen, mit denen Sie sich auskennen«, hatte Will gesagt. Mein Gott, wenn es etwas gab, womit sie sich auskannte, dann mit Tee! Sie konnte einen Keemun von einem Sichuan unterscheiden, einen Dooars von einem Assam, allein am Geruch. Sie hatte gesehen, daß sich ihr indischer Tee verkaufte, aber nicht bemerkt, wie gut er wegging. Diese kleine, zarte Pflanze war genau das Ding, nach dem sie suchte. Sie wäre ihr Öl … ihr Stahl … ihr Holz. Ihr Vermögen!
    »Fiona, Mädchen? Hast du mich gehört?« fragte Michael und schnippte mit den Fingern vor ihrem Gesicht.
    Sie hatte nichts gehört. Ein inneres Beben hatte sie ergriffen, gewann Macht über sie, und ihr Herz begann zu pochen. Ihre neue Geschäftsidee überwältigte sie geradezu – eine exklusive Mischung, Großhandelspreise, eine größere Auswahl von Teesorten im Laden, vielleicht eine Teestube. Ein wundervoller, zauberhafter Ort wie bei Fortnum & Mason’s.
    »Ich sagte, wir müssen nachbestellen. Es sind nur noch zwei Kisten da. Wenn es so weitergeht, haben wir am Mittwoch nichts mehr. Ich schätze, wir brauchen mindestens acht, um über den Monat zu kommen«, sagte Michael.
    »Nein.«
    »Nein? Warum nicht?«
    »Weil wir mehr als ein Dutzend bestellen. Wir kaufen den ganzen Vorrat von Millard’s indischem Tee auf, und sie müssen uns versprechen, niemandem die Mischung zu verraten. Niemand sonst darf sie haben!«
    Michael sah zuerst Fiona, dann Nick an, als wüßte er, worauf seine verrückte Nichte abzielte, aber Nick zuckte nur die Achseln. »Warum sollten wir das tun?« fragte Michael. »Das ist doch Wahnsinn! Kein Ladeninhaber kauft mehr, als er verkaufen kann.«
    Fiona fiel ihm ins Wort. »Wir sind keine Ladeninhaber mehr.«
    »Nein?« sagte Michael und zog die Augenbrauen hoch. »Was sind wir dann?«
    »Teehändler.«
     
    »Das übliche, Mr. McClane?«
    »Ja, Henry. Sind Mr. Carnegie und Mr. Frick schon angekommen?«
    »Ich hab sie nicht gesehen, Sir. Hier, bitte.«
    »Danke, Henry.«
    »Auf Ihr Wohl, Sir.«
    Will nahm einen kräftigen Schluck von seinem Scotch, dann suchte er den Union Club nach seinen Gästen ab. Andrew Carnegie und Henry Frick, Partner beim größten Stahlkonzern des Landes, dinierten heute abend mit ihm, um seine Pläne für die Untergrundbahn mit ihm zu besprechen. Sie waren interessiert, ihm Stahl zu liefern, und er wollte sie als Investoren gewinnen. Ihre Unterstützung und die Unterstützung der führenden Industriellen war im Moment wichtiger denn je, denn es war ein Hindernis aufgetaucht –eines, das all seine sorgfältigen Planungen und politischen Aktivitäten zunichte zu machen drohte.
    Die Tür des Barraums ging auf. Will drehte sich um und hoffte, zumindest einer seiner Gäste tauchte auf, statt dessen sah er eine zierliche Brünette in einem blaukarierten Kostüm. In der einen Hand hielt sie einen Stift und einen Block, in der anderen ihre Tasche. Ihr flinker Blick traf den seinen, und sie kam auf ihn zu.
    »Hallo, Will«, sagte sie.
    Er lächelte sie an. »Ich freue mich, Nellie. Was trinken Sie?«
    »Scotch, mit Eis. Schnell, wenn’s geht«, sagte sie und sah den Barmann an. »Ich schätze, ich hab fünf, vielleicht zehn Minuten, bevor der alte Drache mich

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