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Die Teerose

Die Teerose

Titel: Die Teerose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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Herz gebrochen, und er war nie darüber hinweggekommen.
    »Wozu die ganze Qual, Will?« hatte Robert gefragt. »Geh ins Bett mit ihr und Schluß damit.«
    »Du hörst dich an wie Whitney. Es ist nicht so«, hatte Will geantwortet.
    »Wir sprechen also von einer potentiellen Ehefrau? Verzeih mir. Ich dachte, du meinst eine Geliebte.«
    »Wir sprechen von einer Frau. Der schönsten, klügsten, seltsamsten Frau, der ich je begegnet bin«, sagte Will.
    »Weiß sie über deine Gefühle Bescheid?«
    »Vielleicht. Ich weiß es nicht. Ich hab sie ihr nicht gestanden.«
    »Warum nicht? Wie lange ist es jetzt her, daß Anna gestorben ist? Zwei Jahre? Deine Trauerzeit ist vorbei. Du kannst wieder heiraten, wenn du willst. Was hindert dich?«
    »Komplikationen, Robert. Sie ist nicht … wir haben nicht denselben Hintergrund.«
    »Ah«, sagte Robert und nahm einen tiefen Schluck.
    »Sie hat einen Laden. Ich glaube nicht, daß meine Kinder sie akzeptieren würden. Ich weiß nicht, was ihre Familie von mir halten würde. Und natürlich bin ich ziemlich viel älter als sie.«
    »Das ist tatsächlich eine kniffelige Situation, mein Lieber«, antwortete Robert. Er schwieg einen Moment und fragte dann: »Liebst du sie?«
    »Ich kann nicht aufhören, an sie zu denken. Ich habe nie jemanden getroffen, mit dem ich so gut reden konnte …«
    »Will … liebst du sie?«
    Er sah ihn verwirrt an. »Ich weiß es nicht.«
    »Du weißt es nicht? Will, du hast doch schon geliebt, oder? Ich meine Anna, natürlich … und verschiedene … nun, du hast doch schon geliebt, oder?«
    Will sah in sein Glas. »Nein. Nein, noch nie.« Er schluckte verlegen. »Ist es so? Ist es dieses Gefühl … von Sehnsucht? Es ist schrecklich.«
    Robert lachte erstaunt auf. »Ja, so ist es«, sagte er und winkte dem Kellner. »Ich bestell dir noch ein Glas. Vielleicht gleich eine ganze Flasche. Du siehst aus, als könntest du’s brauchen.« Er schüttelte den Kopf. »Hast du dich nie gefragt, was dir fehlt?«
    »Nein. Ich hab nicht daran geglaubt. Ich dachte, es sei eine Erfindung von Romanschriftstellerinnen.« Er zuckte hilflos die Achseln. »Mißversteh mich nicht, Robert, ich empfand etwas für Anna. Sie war eine wundervolle Mutter, eine Gefährtin, eine anmutige Person. Aber es war nicht so wie jetzt.«
    »Mein Gott, Will, das haut mich wirklich um. Du bist zum erstenmal verliebt.« Er lachte. »Da betritt ein alter Schwerenöter tatsächlich noch Neuland.«
    Will verzog das Gesicht. »Mußtest du alter Schwerenöter sagen?«
    Robert machte eine wegwerfende Geste. »Warum überläßt du die Entscheidung nicht ihr? Wenn du’s wert bist, findet sie sich mit den Schwierigkeiten ab.«
    » Wenn ich’s wert bin.«
    »Ja. Wenn. Und wenn sie nur halb die Frau ist, als die du sie beschreibst, ist sie der Aufgabe mehr als gewachsen. Die Familie wird sich schon daran gewöhnen.« Er lächelte. »Ich hab’s schon geschluckt. Und deine Kinder kannst du ja enterben, wenn sie sich weigern.«
    Plötzlich wedelte eine Hand vor seinem Gesicht herum. »Will? Will, hören Sie überhaupt zu?«
    »Tut mir leid, Nellie.«
    »Gütiger Himmel, Sie hat’s aber erwischt«, sagte sie. »Sie können sagen, was Sie wollen, aber jemand hat Ihr Herz erobert.« Sie beugte sich näher zu ihm. »Das stimmt doch, oder?«
    Während Will lachte, stürmte Cameron Eames, ein junger Richter und der Freund von Wills ältestem Sohn, Will junior, durch die Tür. »n’Abend, Mr. McClane«, sagte er.
    »Hallo, Cameron«, antwortete Will.
    »Wie ich sehe, haben Sie einen Gast. Ich wußte gar nicht, daß Damen im Club Zutritt haben. Ach, Sie sind’s, Nellie.«
    »Sehr komisch, Eames. He, haben Sie kürzlich wieder irgendwelche Kinder hinter Gitter gebracht? Ich hab ein paar Jungs in der Nähe Stockball spielen sehen. Sie wissen ja, was man sagt – Stockball ist der erste Schritt zum Raubüberfall. Man kann nicht vorsichtig genug sein. Sie sollten lieber die Polizei rufen. Vielleicht gleich die Armee, wenn Sie schon mal dabei sind.«
    Zwei Gentlemen, die in der Nähe standen, schmunzelten. Will bemerkte es und Cameron auch. Er wurde rot. »Das war ein hysterischer Artikel. Von einer hysterischen Reporterin, die sich mehr von ihren Gefühlen als ihrem Verstand leiten läßt«, antwortete er.
    »Der Junge war zehn Jahre alt, Eames.«
    »Er war ein Krimineller.«
    »Er hatte Hunger.«
    Aufgebracht wandte sich Eames an Will und sagte: »Wenn Will junior eintrifft, würden Sie ihm bitte sagen, daß ich im

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