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Die Teerose

Die Teerose

Titel: Die Teerose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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öffnen.«
    Fiona versicherte ihm, daß es ihr gutging. Er erklärte ihr, daß Burton Tea im Moment bei etwa zwanzig Dollar pro Aktie stehe. Sie bat ihn um zehn Aktien. Es war eine Menge Geld und nur ein kleiner Anfang, aber immerhin ein Anfang. Er schob ihr Papiere über den Tisch. Ihre Hände zitterten, als sie sie ausfüllte. Sie konnte seinen Blick auf sich spüren. Ob er es wohl sehen konnte? fragte sie sich. Ob er die Wut in ihr sehen konnte? Das Leid? All die bösen, häßlichen Dinge, die Burton dort angerichtet hatte? Nachdem sie fertig war, reichte sie ihm die Papiere zurück und sah ihm dabei einen Moment in die Augen. Er machte den Eindruck, als hätte er etwas entdeckt, das ihm lieber verborgen geblieben wäre.
    Fiona dankte ihm für seine Hilfe und erklärte ihm, daß er jeden Freitag weitere Aktien von Burton Tea für sie erwerben solle.
    »Jeden Freitag? Sie müssen ja großes Vertrauen in dieses Papier haben. Kennen Sie den Vorstandsvorsitzenden?«
    Fiona nickte. »Nur zu gut, Mr. Hurst. Nur allzu gut.«

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    E s wird ein Junge, das weiß ich einfach«, sagte Wills Schwiegertochter Isabelle.
    »Woher willst du das denn wissen?« fragte Emily, seine Tochter, und sah von ihrer Stickerei auf.
    »Er ist unruhig, strampelt ständig, gibt nie Ruhe.«
    »Wie soll er denn heißen?« fragte Edmund, Wills jüngster Sohn.
    »William Robertson McClane III.«, antwortete Will junior, Isabelles Mann, und schlug einen Golfball in eine umgelegte Vase.
    »Wie originell«, meinte Edmund schnippisch. Er saß in einem Lehnstuhl und ließ ein Bein über die Lehne baumeln. Er war während der Sommerferien aus Princeton zurückgekommen und arbeitete mit Will junior in der Stadt an dem U-Bahnprojekt. »Ich hab einen besseren Namen, Izzie!«
    »Was?«
    »Edmund!«
    Sein Bruder warf einen Golfball nach ihm, verfehlte ihn und traf einen Beistelltisch.
    »Jungs …«, sagte Will abwesend und brachte alle zum Lachen.
    »Er glaubt, wir seien immer noch fünf«, warf James, der Zweitälteste ein.
    »Wenn ihr Golfbälle durchs Haus werft, dann hab ich auch recht«, antwortete Will und sah aus dem großen sonnigen Salon auf die sanften Hügel seines Anwesens hinaus, auf die Pferde in der Ferne und den Hudson River dahinter. Er hätte einen Spaziergang gemacht, wenn er sich nach dem üppigen Essen nicht so faul gefühlt hätte. Vielleicht ein wenig später mit einem seiner Söhne oder mit Richard, seinem Schwiegersohn. Isabelle war in den letzten Wochen ihrer Schwangerschaft. Wie es sich für eine Frau ihres Zustands gehörte, ging sie nicht mehr aus und sah nur noch ihre Familie und ihre Freundinnen.
    Will blickte auf seine Familie, und großer väterlicher Stolz überkam ihn. Emily hatte ihm geschrieben und ihn gebeten, übers Wochenende nach Hyde Park zu kommen. Sie wolle ihn sehen, er sei so lange nicht mehr bei ihnen gewesen. Wahrscheinlich glaubte sie, er fühle sich einsam ohne ihre Mutter. Er freute sich über ihre Aufmerksamkeit, wäre aber lieber in der Stadt bei Fiona geblieben. Er wollte nach Saratoga oder Newport mit ihr fahren, an irgendeinen Ort, wo sie ein langes geruhsames Sommerwochenende verbringen konnten – selbst wenn es bedeutet hätte, daß er auch Mary oder Seamie hätte einladen müssen. Aber dann traf Emilys Brief ein, und Fiona fand, daß er seine Familie besuchen sollte. Sie war so beschäftigt mit ihrer Teestube, daß sie kein ganzes Wochenende fortkonnte. Und außerdem hatte sie Seamie versprochen, mit ihm am Samstag abend nach Coney Island zu fahren. Die Munros führen hin und Nick und Michael auch. Falls er seine Meinung hinsichtlich Hyde Park noch ändere und Hot Dogs essen, Ringe werfen und die bärtige Dame sehen wolle, sei er willkommen, sich ihnen anzuschließen, hatte sie gesagt.
    Will erschauerte beim bloßen Gedanken daran. Es gab Zeiten, da wurde er an die große Verschiedenheit ihrer Herkunft erinnert, eine Verschiedenheit, die ihn manchmal befangen machte, wenn er in ihrer Umgebung war, die sie aber nie zu verunsichern schien, wenn sie in seiner Welt war. Sie bewegte sich überall mit Anmut und bezauberte jeden, den sie traf.
    Er hatte begonnen, sie ganz vorsichtig in die Gesellschaft einzuführen, und sie hatte ihre Sache sehr gut gemacht. Zwei Abende zuvor hatte er sie und Nick zu einer Party ins Metropolitan-Kunstmuseum eingeladen, die zu Ehren des berühmten Landschaftsmalers Albert Bierstadt gegeben wurde. Sie hatte wunderschön ausgesehen. Sie trug ein grünes Kleid und

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