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Die Teerose

Die Teerose

Titel: Die Teerose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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Gehilfen.«
    »Und die Renovierung? Dafür brauchst du mehr als zwei oder drei Gehilfen.«
    »Das weiß ich«, erwiderte sie ungeduldig. »Ich hab bereits einen Schreiner, einen Maurer und einen Maler an der Hand. Die bringen die nötigen Leute mit.«
    »Und du willst jeden Tag hier runterkommen und ein Dutzend Handwerker beaufsichtigen? Vielleicht sogar selbst mit anpacken?«
    »Ich werde jeden Tag herkommen, aber nicht selbst Hand anlegen, Onkel Michael. Ich dachte, Frank Pryor, der Schreiner, wäre ein guter Bauleiter«, sagte sie mühsam beherrscht. Warum machte ihr Onkel immer solche Schwierigkeiten? Warum unterstützte er ihre Pläne nie? Warum mußte sie sich ständig mit ihm streiten?
    »Und die Kosten? Die viertausend Dollar, die du dir leihen willst, sollen den Kaufpreis und die Renovierung abdecken, richtig? Und was ist mit dem Silberzeug und dem Porzellan, der Tischwäsche und den Tabletts, den Löhnen für die Bedienungen und alles andere?«
    »Dafür kann ich mein eigenes Geld einsetzen. Was der Laden und TasTea abwirft. Und Nick wird mir auch helfen.«
    »Womit denn? Mit seinem hübschen Gesicht? Er ist pleite, Mädchen! Das hat er mir selbst gesagt.«
    »Das Geld von der Bank seines Vaters trifft bald ein. Sein Vermögen beläuft sich auf über hunderttausend Pfund, und er kriegt mindestens zweitausend Pfund jedes Vierteljahr. Das ist nur noch eine Frage von ein oder zwei Wochen. Er bezahlt mir Miete für die beiden oberen Stockwerke und steuert zu den Renovierungskosten bei. Was die Einrichtung anbelangt, so muß ich sie nicht neu kaufen, hat Nick gesagt. Ich kann Porzellan und Silberzeug billig bei Auktionen und in Gebrauchtwarenläden erstehen. Er bringt mich hin.«
    Michael machte ein finsteres Gesicht. »Das ist doch Zeit- und Geldvergeudung«, sagte er. »Einer der reichsten Männer in New York ist hinter dir her, und du denkst an nichts anderes, als mit Tee zu hausieren. Was ist denn los mit dir? McClane wird dich bald heiraten, und dann ist das hier alles für die Katz. Du solltest dir lieber überlegen, wie du einen Ring an den Finger kriegst, und dich nicht mit dem Schutthaufen hier abgeben!«
    Fionas Augen sprühten vor Zorn. »Nur zu deiner Information: Will hat mich nicht gebeten, ihn zu heiraten«, antwortete sie wütend. »Auch kein anderer. Ich muß selbst für mich sorgen, hab einen Bruder aufzuziehen, und keiner außer mir selbst zahlt meine Rechnungen.«
    Michael machte eine wegwerfende Handbewegung. »Warum läßt du das Haus nicht herrichten und vermietest Wohnungen? Das wäre ein anständiges Einkommen, ohne den ganzen Ärger mit einer Teestube.«
    »Nein!« schrie Fiona. »Hast du mir denn nicht zugehört, du sturer Bock? Eine Teestube hilft mir, meinen Teehandel aufzubauen. Ich hab dir doch schon alles erklärt!«
    Inzwischen brüllten sich beide an. Michael sagte, er werde wegen eines so närrischen Plans seinen Laden nicht riskieren. Fiona antwortete, daß er ohne sie schon längst keinen Laden mehr hätte. Worauf er erwiderte, daß sie ihm das nicht ewig vorhalten könne, und ins Haus zurückging. Sie folgte ihm und ließ nicht locker. Sie wollte dieses Haus, brauchte es, und nun, da es ihr fast schon gehörte, wollte er es ihr wieder wegnehmen. Alec, der den Streit mit angehört hatte, stand, seine Pfeife paffend, hinter ihnen. Er winkte Michael heran.
    »Alec, kann das nicht warten?« fragte er genervt.
    »Nein.«
    Michael folgte ihm in den Garten. Fiona blieb an der Tür stehen und wartete nur auf ihre Chance, ihren Onkel wieder zu bearbeiten, sobald Alec mit ihm fertig war.
    »Was ist denn?« fragte Michael ungeduldig.
    Der alte Gärtner nahm die Pfeife aus dem Mund und deutete auf die Rosenbüsche. »Das sind Teerosen«, sagte er.
    »Na und?« erwiderte Michael.
    »So kräftig und stark und wie ein Mädchen aus dem Hochland«, fuhr Alec fort und berührte einen Stiel. »Das ist selten bei Teerosen. So kräftig sind sie normalerweise so weit im Norden nicht. Teerosen mögen wärmeres Klima. Aber sieh sie dir an, zwischen Unkraut und Katzendreck wachsen sie in den Himmel hinauf. Als wollten sie’s uns zeigen.«
    Alec ließ den Stiel los und sah Michael an. »Komische Dinger, die Rosen. Da denkt man, sie seien zart und zerbrechlich. Aber manche sind ganz zähe Luder. Sie wachsen trotz schlechtem Boden und schlechtem Wetter und lassen sich von nichts aufhalten. Du schneidest sie zurück, und sie kommen doppelt so kräftig wieder. Manche Rosen sind richtige Kämpfernaturen.

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