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Die Teerose

Die Teerose

Titel: Die Teerose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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wenn sie den noch erlebt.«
    »Emma! Wo bleibst du denn? Beeil dich!« rief eine schrille Stimme von drinnen.
    »Ich geh jetzt lieber. Du auch, Joe. Elsie von Nummer zweiundzwanzig winkt dir. Bis morgen dann. Und danke für die Beeren!«
    Joe schob seinen Wagen weiter und blieb noch siebenmal in der Bruton Street stehen, bevor er zum Berkeley Square abbog. Das Obst und Gemüse auf seinem roten Wagen mit der Aufschrift MONTAGUE’S – WO SICH QUALITÄT MIT BEQUEMLICHKEIT PAART war beträchtlich weniger geworden. Er sorgte sich, daß er keine Ware mehr hatte, bevor seine Runde beendet war. Das Geschäft lief gut heute morgen.
    Sein Plan ging allmählich auf. Am Anfang war er entmutigt gewesen, weil es nicht gleich einschlug. Es dauerte eine Weile, bis die Köchinnen und Mägde verstanden, daß er kein Botenjunge eines Ladens war, sondern Waren verkaufte. Was ihnen den Gang zu den Geschäften ersparte.
    Jetzt wurde er in vielen Häusern schon erwartet und erntete ungeduldige Blicke oder unwirsche Bemerkungen, wenn er zu spät kam. Seine Preise waren ein bißchen höher als in den umliegenden Geschäften, weil er nur erste Qualität bot, aber niemand seiner Kunden beklagte sich. Sie wußten gute Ware zu schätzen.
    Der Wagen kam ihm schwerer vor, als er seine Tour fortsetzte, aber das machte ihm nichts aus. Zum erstenmal seit langer Zeit hatte er wieder Hoffnung geschöpft, und diese Hoffnung gab ihm Kraft. Er hatte das Gefühl, als könnte er seinen Karren durch ganz Mayfair, durch ganz London, ja durchs ganze Land bis nach Schottland hinaufschieben, wenn er damit Fiona zurückgewinnen könnte.
    »Erdbeeren, süße Erdbeeren!« rief er. »Für Pudding, für Kuchen. Sehen Sie selbst, meine Damen, zögern Sie nicht!«
    Ihm gehörten vier Pfund. Mit etwas Glück, und wenn das Geschäft weiterhin so gutging, hätte er die achtzehn bald beisammen, die er für New York brauchte. Dort würde er Fiona finden. Er würde mit ihr reden und sie zwingen, ihm zuzuhören. Sie würde verstehen, wie unendlich leid ihm tat, was er getan hatte. Er würde ihr sagen, daß er den Rest seines Lebens verwenden würde, um es wiedergutzumachen, wenn sie ihn nur ließe. Er würde ihr sagen, wie sehr er sie liebte, und irgendwie würde er es schaffen, daß auch sie ihn wieder liebte. Sie war das einzige, was er wollte auf der Welt, das einzige, was ihm wichtig war. Einmal hatte er das vergessen und sie verloren. Vielleicht hatte er eine Chance, sie zurückzugewinnen – eine Chance, die er nicht verdiente, aber mit beiden Händen ergreifen würde, falls sie sich ihm bot.

   48   
    M artin!« rief Will von den Stufen des Rathauses seinem Kutscher zu. »Zu meinem Büro! So schnell du kannst! Du kriegst zehn Dollar, wenn du mich rechtzeitig hinbringst!«
    Er sprang in seine Kutsche und schloß die Tür. Martin knallte mit der Peitsche. Es blieben ihm zehn Minuten, um dreißig Straßen hinunterzufahren. Sobald er angefahren war, ließ sich Will in seinen Sitz fallen und stieß einen Freudenschrei aus. Er hatte es geschafft! Er hatte den Auftrag zum Bau der ersten Untergrundbahn der Stadt.
    Nach Jahren der Planung und Monaten des Versuchs zu beweisen, daß sein Plan besser war als der von August Belmont, hatte er den Bürgermeister endlich überzeugt. Gerade kam er aus einer Sitzung mit dem Stadtoberhaupt und dessen Beratern, um alles unter Dach und Fach zu bringen. Der unterzeichnete Vertrag steckte in seiner Brusttasche. In weniger als einem Monat sollten die Grabungsarbeiten beginnen. Nach all der Zeit, der Mühe und dem Geld, die er für sein Projekt verwendet hatte, konnte er endlich loslegen.
    Er konnte es nicht erwarten, seinen Söhnen die Mitteilung zu machen. Sie wären außer sich vor Freude, vor allem Will junior. Er hatte so hart dafür gearbeitet. Will stellte sich seinen Gesichtsausdruck vor, seine Jubelrufe, wenn er die Neuigkeit hörte. Und gleich danach würde er es Fiona erzählen. Seit Tagen hatte er sie nicht mehr gesehen, genauer gesagt, seit zwei Wochen. Der Abschluß des Vertrags hatte ihn vollkommen in Beschlag genommen. Und sie war mit ihrem Hauskauf beschäftigt gewesen – diesem Gebäude unten am Irving Place –, so daß sie auch keine freie Minute hatte. Aber heute abend würde er sie sehen und zum Essen ausführen, ganz egal, was sie dagegen einzuwenden hätte. Heute abend würden sie feiern. Nur sie beide. Hoffentlich wäre Nick als Anstandswauwau verfügbar. Ihn bekam man leichter los als Mary. Er konnte es nicht

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