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Die Teerose

Die Teerose

Titel: Die Teerose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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eine Stenotypistin, die sich bei der Arbeit eine Schnelle Tasse macht, und einen Studenten beim Lernen und einen Junggesellen, der sich gerade rasiert. Und Nick, Nick … hör zu: Nate hat den Komponisten Scott Joplin angeheuert, um uns einen Song dazu zu schreiben. Er heißt ›Der Schnelle TasTea-Beutel-Rag!‹ In einem Monat wird ihn jeder summen und darauf tanzen. Ach, Nick, Liebling, siehst du’s nicht förmlich vor dir?«
    Fionas blaue Augen sprühten vor Begeisterung, ihre Wangen schimmerten rosig. Wie schon oft dachte Nick, daß sie die schönste Frau war, die er je gesehen hatte. Das machte ihre Leidenschaft aus. Er spürte, daß ihn ihre neueste Erfindung genauso begeisterte wie sie. Schon immer hatte sie eine erstaunliche Fähigkeit besessen, andere mitzureißen, was zu einem großen Teil ihren erstaunlichen Erfolg erklärte.
    Er erinnerte sich, wie sie vor Jahren die Südstaaten überzeugte, TasTea zu trinken. Der Verkauf in dieser Region war minimal gewesen. Sie versuchte es mit Anzeigen, Preisnachlässen und Wettbewerben, aber nichts schien zu fruchten. Andere Teehändler behaupteten, der Markt im Süden sei nicht zu erobern. Die Leute tranken Limonade, Punsch und Minzgetränke. Nur wenige tranken Tee, dafür war es zu heiß. Wochenlang hatte sich Fiona den Kopf zerbrochen, um zu beweisen, daß ihre Konkurrenten unrecht hatten. Und dann hatte sie eines Morgens beim Frühstück den Rest der Teekanne in ein Glas mit Eis gegossen. »Wenn wir sie nicht dazu kriegen können, heißen TasTea zu trinken, dann bringen wir sie eben dazu, ihn kalt zu trinken«, verkündete sie.
    Sie experimentierte herum, bis sie eine perfekte Technik entwikkelt hatte, frischen, klaren Eistee zu brauen, und dann gingen sie, Stuart und ein halbes Dutzend ihrer Verkäufer in den Süden. Sie stellten in größeren und kleineren Städten Stände auf mit Wimpeln, auf denen stand: DURSTIG? PROBIEREN SIE EISKALTEN TASTEA ! Unermüdlich teilten sie Gläser mit Eistee aus und Coupons, die pro Büchse zu einem Vierteldollar Rabatt berechtigten. Mit Charme und Überredungskunst brachte Fiona die Leute dazu, ihren Tee zu probieren, und sie fanden ihn genauso anregend und erfrischend wie sie selbst. Als sie mit ihrer Mannschaft drei Monate später wieder heimkam, hatte sie den Süden im Handstreich erobert. Nick zweifelte keinen Moment, daß sie ebenso das ganze Land überzeugen würde, ihre Teebeutel zu kaufen.
    Fiona summte jetzt eine Ragtime-Melodie. Lachend ergriff sie seine Hände, zog ihn hoch und tanzte einen schmissigen Quickstep mit ihm. Nick paßte sich ihren Schritten an, dann hielt er inne und wirbelte sie herum. Plötzlich spürte er einen stechenden Schmerz im Herzen, der ihn nach Luft schnappen ließ. Mit größter Anstrengung schaffte er es, sich nicht an die Brust zu fassen.
    Fiona blieb wie angewurzelt stehen. »Was ist?« fragte sie. »Nick, geht’s dir nicht gut? Sag mir, was los ist. Ist es dein Herz?«
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Nein, Liebling, überhaupt nicht. Es ist mein Rücken, ein Krampf, denke ich. Ich werde alt und klapprig. Ich muß mir was verzogen haben.«
    Fionas Gesichtsausdruck sagte ihm, daß sie ihm nicht glaubte. Sie bestand darauf, daß er sich setzte, und war sehr besorgt um ihn, aber er versicherte ihr, daß ihm nichts fehlte. Dann gab er vor, sich die Rückenmuskeln zu massieren, überzeugt, daß der Schmerz in seiner Brust gleich nachlassen würde. Doch Fiona ließ sich nicht täuschen und schlug gerade vor, Dr. Eckhardt zu benachrichtigen, als Stuart herüberkam. Er wurde von dem Mechaniker Dunne begleitet, einem grauhaarigen, streitsüchtigen Mann, der – wie Nick erfahren hatte – mit der Maschine aus Pittsburgh gekommen war, um darauf zu achten, daß sie sachgemäß installiert wurde.
    Die Diskussion drehte sich um die Fähigkeiten der Maschine, und Stuart, der davon träumte, den Welthandel zu kontrollieren, schwafelte etwas über Ausstoß und Distribution. Nick versuchte, ruhig zu atmen, in der Hoffnung, sein Herz zu beruhigen. Er mußte hier raus. Und zwar schnell.
    Ein plötzliches Quietschen von Hebelstangen ließ Stuart und Dunne zur Maschine zurückeilen. Nick, der das Gefühl hatte, ein Riese quetsche ihm das Herz zusammen, erhob sich und erklärte Fiona leichthin, daß er ebenfalls wegmüsse. Er erwarte Hermione, die Managerin seiner Galerie, die mit ihrem wöchentlichen Bericht vorbeikommen wolle. Hermione Melton war eine junge Engländerin, die er vor zwei Jahren

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