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Die Teerose

Die Teerose

Titel: Die Teerose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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Burton tatsächlich auf dem Kontinent war, wäre es sehr schwierig, vielleicht sogar unmöglich, ihn zu fassen.
    Später würde er Fiona besuchen und ihr berichten, was mit Sheehan passiert war. Er würde ihr sagen, daß vermutlich Sid Malone dafür verantwortlich war.
    Es war schwer, sich damit abzufinden, daß Burton vielleicht nie gefaßt, vielleicht nie für seine Taten büßen müßte. Aber vielleicht war es auch an der Zeit, daß er dies akzeptierte. Vielleicht war er es und nicht Donaldson, der zu sehr von sich eingenommen war.

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    J oe nahm einen Schluck Wein und blickte auf die unbekleidete Frau, die friedlich neben ihm schlief. Sie lag auf der Seite. Ihr   schwarzes Haar ergoß sich über das weiße Kissen. Ein Laken bedeckte das meiste ihres Körpers, außer den hübschen Armen und einem langen, wohlgeformten Bein. Sie war das schönste Wesen, das er je gesehen hatte.
    Gerade hatte er mit ihr geschlafen. In seinem Bett. An einem Feuer, dessen warmer Schein auf ihre Haut fiel. Diesmal hatte sie hinterher nicht geweint wie unten am Fluß, und darüber war er froh. Sie sollte nie mehr weinen. Diesmal hatte sie sich mit rosigen Wangen, lächelnd und leise seufzend, in die Laken gekuschelt und die Augen geschlossen.
    Heute war Samstag – eine ganze Woche war vergangen, seitdem sie sich am Fluß wiedergetroffen hatten. Die glücklichste Woche seines Lebens. Noch immer konnte er nicht glauben, was geschehen war, daß sie wieder ihm gehörte. Jeden Morgen, wenn er aufwachte, wurde er sofort von Panik ergriffen und hatte Angst, er hätte die Nacht am Fluß und die herrlichen Tage, die darauf folgten, nur geträumt. Doch dann drehte er sich im Bett um und zog sie an sich. Und während sie verschlafen protestierte, versicherte er sich, daß sie kein Traum, sondern vollkommen real war.
    Jetzt küßte er sie auf den Kopf. Ihr Haar war feucht. Sie waren durch seine Obstgärten gegangen und hatten auf den Fluß gesehen, als es plötzlich zu regnen begann. Laut lachend waren sie zum Haus zurückgerannt und triefend naß in seiner Küche angelangt.
    Er war noch schnell in den Keller gegangen, um eine alte Flasche Haut-Brion zu holen, bevor er sie in sein Schlafzimmer hinaufführte. Dort hatte er Feuer gemacht und ihr ein Glas von dem schweren alten Bordeaux eingeschenkt, um die Kälte zu vertreiben. Eine Weile saßen sie vor dem Kamin und ließen sich trocknen, doch es dauerte nicht lange, dann hob er sie hoch, zog sie aus und legte sie auf sein Bett. Er war so ausgehungert nach ihr. So begierig, ihren herrlichen Körper zu sehen, sie festzuhalten, zu berühren und sich dabei all die Zeit zu lassen, die er am Fluß nicht gehabt hatte. Wenn er sie in den Armen hielt, in ihre Augen sah, hatte er das Gefühl, sie wären nie getrennt gewesen. Und das Bewußtsein, daß sie ihm verziehen hatte, daß sie ihn liebte und bei ihm sein wollte, hatte schließlich seine ständige Trauer vertrieben und einer unbeschreiblichen Freude Platz gemacht.
    Regen schlug jetzt gegen die Fenster. Er blickte hinaus und sah die Äste einer alten Eiche im Wind schwanken. Soll er doch blasen, dachte er glücklich, soll er doch die ganze Welt fortblasen. Dieses Zimmer, sie beide, war alles, was zählte. Er zog das Laken über Fionas Schulter, stand auf und schlüpfte in einen Morgenmantel.
    »Geh nicht«, murmelte sie.
    »Das tu ich nicht, Liebes. Ich leg nur Holz nach.« Er tat zwei Scheite ins Feuer und stocherte darin, bis die Flammen wieder hell aufflackerten. Dann schenkte er Wein nach und begann, in seiner Kommode zu kramen. Er hatte etwas für sie. Etwas, was er ihr unbedingt geben wollte. Jeder vernünftige Mensch hätte gesagt, daß es zu früh dafür sei. Viel zu früh. Aber er war nicht vernünftig. Er war verliebt. Und für ihn konnte es nicht früh genug sein.
    Schließlich fand er, wonach er gesucht hatte: eine kleine rote Lederschatulle mit der Aufschrift »Lalique, Paris«. Er stellte sie auf seinen Nachttisch, warf seinen Morgenmantel ab und stieg wieder ins Bett. Fiona bewegte sich. Eigentlich wollte er ihr die kleine Schachtel in die Hände legen. Aber nachdem er aufgestanden war, hatte sie die Laken abgeworfen. Er sah sie an. Ihre runden, üppigen Brüste waren genauso schön, wie er sie in Erinnerung hatte. Sein Blick wanderte nach unten und folgten den Konturen ihres Körpers. Erneut überkam ihn die Begierde. Sehr heftig sogar. Die Schachtel müßte warten.
    Er beugte sich über sie und küßte sie. Sie räkelte

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