Die Teerose
Church …«
Nick nickte. Ein paar Monate nach der Hochzeit im Gerichtssaal, als er sicher war, daß Fiona sich nicht von ihm scheiden lassen wollte, hatte er darauf bestanden, daß sie nach anglikanischem Ritus – dem Glauben seiner Familie – heirateten, um sicherzugehen, daß sein Vater nie die Rechtmäßigkeit ihrer Verbindung anzweifeln könnte.
»Die Dokumente für beide Zeremonien wurden rechtmäßig beglaubigt und abgelegt. Alles ist in bester Ordnung. Sind Sie sicher, daß Ihr Vater von Ihrer Ehe nichts weiß?«
»Meiner Ansicht nach nicht. Andernfalls hätte er gewiß Schwierigkeiten gemacht. Ich glaube nicht, daß er überhaupt etwas von mir weiß.«
»Tritt er nie in Kontakt mit Ihnen?«
»Nein.«
»Aber er zieht doch sicher Erkundigungen über Sie ein. Vielleicht von anderer Seite?«
»Mein Vater haßt mich, Teddy.«
»Tut mir leid. Ich wußte nicht, daß Sie auf Kriegsfuß mit ihm stehen.«
Nick zuckte die Achseln. »Schon gut. Leider kann man sich seine Verwandten nicht aussuchen. Nur seine Freunde.« Erschöpft vom Reden lehnte er sich zurück und schloß einen Moment die Augen, während Teddy seine Notizen ordnete. Als er sie wieder öffnete, sah er auf ein Porträt von Fiona und sagte: »Teddy, ich bitte Sie als Freund, etwas für mich zu tun.«
Teddy sah ihn über den Rand seiner Brille hinweg an. »Alles. Das wissen Sie.«
»Kümmern Sie sich um Fiona«, sagte er ernst und mit Tränen in den Augen. »Sie braucht Leute, die sich um sie kümmern, wissen Sie. Sie macht vielleicht nicht den Eindruck, aber es ist so. Sie rennt die ganze Zeit herum, ißt nicht richtig, arbeitet zu schwer und …« Seine Stimme brach ab. Er fluchte innerlich, weil er vor seinem gelassen ruhigen Freund nicht rührselig werden wollte.
Teddy gab ihm einen Moment, um sich zu fassen, und antwortete dann: »Sie wissen, daß Sie sich auch deswegen keine Sorgen machen müssen. Ich kümmere mich um sie. Und dasselbe werden Seamie, Michael und Mary, Alec, Maddie und Nate und Stuart und Peter und alle, die sie lieben, tun.«
»Ich möchte, daß sie wieder heiratet. Sie ist noch jung. Sie sollte Kinder, eine richtige Familie haben. Das wünsche ich mir am meisten, und es ist das einzige, was ich in kein Testament aufnehmen kann. Ich möchte, daß Sie als Ehestifter agieren.«
»Das ist zwar keine Spezialität unserer Kanzlei, aber ich werd’s versuchen«, antwortete Teddy, um einen gleichmütigen Tonfall bemüht. »An wen haben Sie gedacht?«
»Ja, an wen? Das ist ja das Problem. Sie ist reicher als die meisten Männer in dieser Stadt und klüger als alle.«
Teddy lachte, und Nick stimmte ein, obwohl es gezwungen klang. Inzwischen völlig erschöpft, verabschiedete sich Nick und klingelte nach Foster, der ihm ins Bett zurückhelfen sollte. Als sie die Schritte des Butlers im Gang hörten, wandte er sich zum letzten Mal an seinen Freund und Anwalt. »Sehen Sie sich um für sie«, sagte er. »Versprochen?«
»Ich verspreche es«, erwiderte Teddy und wischte sich verlegen mit dem Ärmel über die Augen.
63
J oe ließ eine Handvoll frisch geschälter Erbsen durch die Finger rinnen und inspizierte sie. Sie waren makellos und glatt, wie perfekte, kleine grüne Juwelen. Er hielt sie an die Nase und atmete ihren Duft ein. Sie rochen köstlich – nach frischer kentischer Erde, nach Frühling. Er probierte ein paar. Sie waren wundervoll knackig.
Bristow’s aus Covent Garden importierte das feinste Obst und Gemüse aus aller Welt, um die Wünsche seiner reichen und anspruchsvollen Kundschaft zu befriedigen. Joe brauchte nur einen Angestellten aus seinem Büro ins Warenlager runterzuschicken, um mitten im Winter den Luxus eines süßen, reifen Pfirsichs zu genießen, aber trotz all der verfügbaren Köstlichkeiten aus fernen Ländern war ihm nichts lieber als die ersten Frühlingsgaben aus guter englischer Erde.
Während er fortfuhr, seine Waren zu prüfen, hörte er plötzlich eine Stimme an seinem Ohr. »Wie wollen Sie Profit machen, Monsieur, wenn Sie all Ihre Waren selbst aufessen?«
Joe lachte und freute sich, seinen Freund und Kunden Olivier Reynaud, den Chefkoch des Connaught, zu sehen. Er nahm die riesige Hand des Mannes, ließ ein paar Erbsen hineinrieseln und erklärte ihm, wie gut und wie frisch sie seien, wie wundervoll sie zu einem Lachssteak oder püriert in einer Suppe mit Minze und Sahne schmecken würden.
Olivier probierte, nickte und bestellte sechs Kisten Erbsen, einen Zentner neue
Weitere Kostenlose Bücher