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Die Teerose

Die Teerose

Titel: Die Teerose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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rausrennen sehen. Ist was passiert?«
    »Nein, nichts. Ich hab bloß gedacht …«
    »Du wirst drinnen gebraucht. Lady Churchill ist gerade angekommen. Sie möchte herumgeführt werden.« Sie sah ihn eindringlich an. »Joe, was hast du? Du siehst ja ganz durcheinander aus.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich kann’s ja selbst nicht glauben. Aber ich hab gerade Fiona Finnegan gesehen.«
    Cathy blickte zuerst ängstlich die Straße hinunter, dann auf ihn. Er sah, daß sie sich Sorgen machte. »Du hältst mich für übergeschnappt, nicht?« fragte er.
    »Du bist nicht übergeschnappt, sondern einfach überarbeitet. Du hast an sieben Wochentagen achtzehn Stunden geschuftet, und das über einen Monat lang. Aber jetzt ist der Laden eröffnet und wird offensichtlich ein Riesenerfolg. Sobald wieder ein bißchen Ruhe eingekehrt ist, solltest du ein paar Tage freinehmen. In Greenwich bleiben und dich ausruhen.«
    Joe nickte. »Ja, das mach ich.«
    »Dann komm«, sagte sie fröhlich. »Du darfst Ihre Ladyschaft nicht warten lassen.«
    Cathy führte ihn durch die Gasse zurück. Hier ginge es schneller als durch den Haupteingang. Joe blieb an der Tür stehen, um seiner Schwester den Vortritt zu lassen. Als er ihr folgen wollte, sah er eine rote Rose auf dem Pflaster liegen. Er hob sie auf. Fiona hatte Rosen geliebt. Wann immer er konnte, hatte er ihr eine mitgebracht.
    »Joe? Kommst du?«
    »Gleich.« Er steckte die Blüte in seine Jackentasche. Er wurde tatsächlich verrückt. Cathy hatte recht. Ein paar Tage Ruhe würden ihm guttun.

   75   
    D u Scheißkerl! Du verfluchter Scheißkerl! Du kannst mich hier nicht einsperren. Ich will meinen Anwalt, und zwar sofort! Ich kenn meine Rechte! Wenn ich hier rauskomm, fliegst du hochkant raus! Deinen Job kannst du vergessen, du und deine Bullenschweine, die mich hier rein…«
    Die Arme vor der Brust verschränkt, grinste Roddy den Mann an. Bald wäre sein Zorn verraucht. Zwei Tage ohne Essen und Wasser ließen den Zähesten weich werden. Und trotz all seines Gebrülls war Bowler Sheehan nicht besonders zäh. Er war nicht ansatzweise so gebaut wie Reg oder Stan, sondern dünn, ohne genügend Fett, um Schläge abzufedern. Roddy schätzte, daß er Rotz und Wasser heulen würde.
    Er zog seinen Schlagstock aus dem Gürtel und ließ ihn ein paarmal durch die Luft sausen. Worauf Bowler wieder eine Flut von Beleidigungen gegen ihn ausstieß, die allerdings schon nicht mehr so einfallsreich und kraftvoll ausfielen wie beim erstenmal.
    Es war lange her, daß Roddy eine solche Vernehmung geführt hatte. McPherson hatte seine Hilfe angeboten, aber er hatte abgelehnt. Er wollte Bowler ganz für sich allein haben.
    Er wartete noch ein paar Minuten, bis sich Sheehan, schließlich erschöpft, auf der Bank in seiner Zelle niederließ. Dann nahm er einen Schlüsselbund von seinem Gürtel, sperrte die Tür auf und ging hinein. Wie erwartet, ging Bowler auf ihn los, sobald die Tür ins Schloß fiel. Er wehrte seinen Schlag mit seinem Knüppel ab, packte ihn am Arm, wirbelte ihn herum und drückte ihn gegen die Eisenstangen. Bowler stieß sich ab und griff ihn erneut an. Roddy zog ihm den Knüppel über den Kopf, und über einem Auge platzte die Haut auf.
    Bowler schrie auf vor Schmerz. Roddy packte ihn am Hemd und warf ihn auf die Bank zurück. »Paddy Finnegan war wie ein Bruder für mich«, sagte er.
    »Was zum Teufel geht das mich an?« schrie Bowler und wischte sich das Blut ab.
    »Du hast ihn umgebracht. Du und William Burton.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Du hast auch Denny Quinn und Janey Symms ermordet.«
    Bowler spuckte aus. »Das war ich nicht. Das war Sid Malone. Er will das East End. Er wollte mit Quinn gemeinsame Sache machen, aber Quinn hatte keine Lust. Also hat Malone ihn erledigt.«
    Roddy zog zwei Papiere aus seiner Tasche, faltete sie auf und hielt sie Bowler vor die Augen. »Kannst du lesen?«
    »Lassen Sie mich in Ruhe mit dem Scheiß.«
    »Ich werte das als ja«, antwortete Roddy. »Lies sie genau. Es sind die unterschriebenen Geständnisse von Reg Smith und Stan Christie, von zwei Constables beglaubigt. Darin steht, daß du persönlich Quinn erstochen hast und Reg und Stan Janey Symms die Kehle durchgeschnitten haben.«
    Roddy beobachtete Bowlers Augen, als er die Dokumente las, und stellte erfreut fest, daß Angst darin stand.
    »Na und?« sagte Bowler, als er fertig war. »Das behaupten die zwei. Ich sag was anderes. Ich war nicht in der Nähe des Taj, als Denny

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