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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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töten. Sie konnte entkommen, aber Bruder Tobias wurde schwer verletzt und wird vielleicht sterben. Jemandem war wohl daran gelegen, einen womöglich gefährlichen Zeugen zu beseitigen.«
    »Und das war selbstverständlich auch ich«, höhnte Otto.
    »Wo wart Ihr vergangene Nacht?« fragte Jeromé. »Auf jeden Fall nicht bei Gunthar und seinen Männern.«
    »Ich war auf Burg Elmstatt«, antwortete Otto nervös. »Dafür gibt es Zeugen.«
    »Daran zweifle ich nicht«, erwiderte Jeromé spöttisch. »Aber sagt, Otto: Woher habt Ihr die Verletzung an Eurer rechten Hand?«
    Otto hob die Hand und ballte sie zur Faust. Ein schmaler, längst durchgebluteter Verband spannte sich über den Handrücken und zwischen Daumen und Zeigefinger. »Von einem Eurer tapferen Krieger«, antwortete er böse. »Leider könnt Ihr ihn nicht mehr fragen - er ist nicht ganz so gut weggekommen, fürchte ich.«
    »Abbé - was soll das?« fragte Gunthar. »Habt Ihr mich herkommen lassen, um mich mit haltlosen Vorwürfen zu konfrontieren oder den Fieberphantasien eines Kindes?«
    Abbé wollte antworten, aber Jeromé hob rasch die Hand und wandte sich wieder an Otto. »Noch eine letzte Frage«, sagte er. »Ihr tragt einen wunderschönen Dolch, Otto. Würdet Ihr ihn uns einmal zeigen?« Otto schürzte nur widerborstig die Lippen, aber Gunthar deutete ein Nikken an, und nach einem weiteren Zögern zog Otto die Waffe aus dem Gürtel und warf sie mit einer trotzigen Bewegung auf den Tisch. Es war ein prachtvoller, fast handlanger Dolch mit einer doppelseitig geschliffenen Klinge und edelsteinbesetztem Griff. Seine Spitze war abgebrochen. »Eine wunderschöne Waffe«, sagte Jeromé. »Schade nur, daß sie beschädigt ist. Aber ich glaube, ich kann Euch behilflich sein.« Er griff unter sein Gewand, zog ein sauber zusammengefaltetes weißes Tuch heraus und legte es neben dem Messer auf den Tisch. Beinahe schon zu langsam faltete er es auseinander. Unter dem weißen Tuch kam ein winziger Metallsplitter zum Vorschein. Es war die abgebrochene Spitze des Dolches.
    »Wie es der Zufall will, paßt dieses Stück haargenau dazu«, fuhr Jeromé fort. »Aber vielleicht ist es ja gar kein Zufall, und vielleicht sollte dieses Stück Eisen jetzt eigentlich in Robins Herz stecken, nicht wahr?« Otto schwieg, aber Gunthar sog scharf die Luft ein und fragte: »Woher habt Ihr das?«
    »Aus Robins Zimmer«, antwortete Jeromé. »Es steckte in der Wand neben der Tür, genau dort, wo der Mörder sie angriff. Er hat sie verfehlt, und das Messer fuhr gegen die Wand und brach ab.« Er schüttelte tadelnd den Kopf. »Ich bin sicher, Ihr habt es nicht einmal bemerkt, Otto. Ihr solltet wirklich besser auf Eure Waffen achten.«
    »Das ist lächerlich!« sagte Otto. Seine Stimme war schrill, und seine Rechte lag verkrampft auf dem Schwertgriff. »Was soll dieser Irrsinn? Ihr glaubt doch nicht wirklich, daß…«
    »Du verdammter Hund!« heulte Gernot. Er warf sich warnungslos auf Otto, riß ihn herum und stürzte zusammen mit ihm halb über den Tisch. »Du warst es! Du hast Gundolf umgebracht!« Er holte mit der unversehrten Hand aus und schlug Otto drei-, vier-, fünfmal hintereinander mit der geballten Faust ins Gesicht, bevor es Jeromé und seinem Vater gelang, ihn zurückzureißen.
    »Laßt mich!« brüllte er, scheinbar außer sich vor Wut. »Ich bringe ihn um! Ich reiße ihm das Herz aus dem Leib!«
    Otto stemmte sich benommen in die Höhe. Seine Lippe war aufgeplatzt, und auch aus seiner Nase lief ein dünnes, rotes Rinnsal.
    Gunthar ließ den Arm seines Sohnes los, drehte sich langsam zu Otto herum und fragte dann ganz leise: »Ist das wahr?«
    Otto schwieg. Gunthar sah ihn noch einen weiteren Augenblick lang starr und fast ausdruckslos an, dann schlug er ihm mit dem Handrücken ins Gesicht. Nicht einmal besonders hart, aber Otto taumelte trotzdem einen halben Schritt zurück und hob die Hand an den Mund.
    »Warum?« fragte Gunthar. »Warum hast du das getan?«
    Otto schwieg weiter, aber Gernot versuchte sich loszureißen und keuchte haßerfüllt: »Laßt mich! Laßt mich eine halbe Stunde mit diesem Hund allein, und er wird uns alle Fragen beantworten!«
    Gunthar schüttelte traurig den Kopf. Er wirkte zutiefst erschüttert. »Er wird reden, Gernot«, sagte er leise. »Aber nicht jetzt. Bringt ihn hinaus.« Xavier trat zur Tür und rief zwei Bewaffnete herein, die offenbar zu genau diesem Zweck schon bereitgestanden hatten. Es waren große, ausgesucht kräftige Männer,

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