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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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von Glück, die sie bisher so mühsam aufrecht erhalten hatte, und plötzlich wurde sie traurig, dann auf eine Weise zornig, die sie verwirrte, denn dieser Zorn hatte kein wirkliches Ziel. Sie haderte mit dem Schicksal - nicht zum ersten Mal -, und sie begriff, daß das Schicksal etwas war, das sich mit Zorn nicht bezwingen ließ. Und es war ebenfalls nicht das erste Mal, daß ihr klar wurde, daß diese Einsicht alles nur noch viel schlimmer machte. Warum war ihr so viel Schönes und Neues geschenkt worden, wenn es ihr gleich wieder weggenommen werden sollte?
    »Und wenn du nicht gehst?« fragte sie.
    »Nicht gehen? Wohin?«
    »Mit Abbé und den anderen«, sagte sie. »Ins Heilige Land.«
    »Du meinst, in meine Heimat«, verbesserte sie Salim. »Ich kann endlich nach Hause, nach fast zehn Jahren. Du verlangst wirklich, daß ich darauf verzichte?«
    »Vielleicht meinetwegen?« Robin war sich darüber klar, daß das nicht fair war, und sie schämte sich für diese Worte. Aber sie befand sich in einem Zustand, in dem ihr Gerechtigkeit nichts mehr bedeutete. Auch sie wurde ungerecht behandelt.
    »Es ist meine Heimat«, sagte Salim hilflos.
    »Und du willst zusammen mit Jeromé und Abbé und den anderen dorthin?« fragte Robin. »An der Spitze eines Heeres, das auszieht, um deine Heimat zu erobern? Das kann nicht dein Ernst sein!«
    Salim sah sie ein paar Atemzüge lang fast erschrocken an, dann sagte er: »Allmählich wirst du mir unheimlich.«
    »Das ist keine Antwort«, sagte Robin.
    »Du kennst die Antwort«, erwiderte Salim. Er klang jetzt beinahe wütend. »Ich muß mitgehen, Robin. Ich habe gar keine Wahl! Selbst wenn ich es wollte, würde Abbé niemals zulassen, daß ich zurückbleibe. Und ich könnte es auch gar nicht.«
    »Wieso?«
    Salim lächelte melancholisch. »Ich weiß, es mag sich seltsam anhören, aber… aber er und die anderen sind so etwas wie… wie meine Familie. Ich bin bei ihnen aufgewachsen. Ich kenne niemanden außer ihnen. Und ich habe auch niemanden außer ihnen. Ich muß bei ihnen bleiben.«
    »Du hast mich«, widersprach Robin. Im Grunde hatte sie längst begriffen, daß Salim recht hatte. Es war eine durch und durch naive Vorstellung, und trotzdem sprach sie schnell und in beinahe verzweifeltem Ton weiter: »Wir könnten zusammenbleiben, nur du und ich. Wir könnten einfach hierbleiben.«
    »Sie werden die Komturei schließen«, fuhr Salim ruhig fort. »Abbé will es nicht zugeben, aber in Wahrheit weiß er so gut wie ich, daß sie nicht zurückkommen. Der Weg nach Jerusalem ist weit. Ein Jahr, vielleicht länger. Keiner von ihnen wird zurückkommen. Sie werden in irgendeiner sinnlosen Schlacht verbluten oder den Rest ihres Lebens damit zubringen, Menschen ihren Glauben aufzuzwingen, die sie noch nie zuvor gesehen haben und über deren Leben sie nichts wissen. Es wird diese Komturei in wenigen Wochen nicht mehr geben. Welche Zukunft hätten wir?«
    »Wir könnten weggehen«, sagte Robin leise.
    »Du und ich allein?« Salim schüttelte den Kopf. »Wohin sollten wir gehen? Ein Mädchen und ein Sarazene in eurem Land. Wir wären beide tot, in weniger als einem halben Jahr.«
    »Aber du …«
    Salim hob erschrocken die Hand. »Jemand kommt!« zischte er. »Versteck dich!«
    Er verschwand so schnell wie ein Schatten, der von der Nacht aufgesogen wurde, und auch Robin sah sich hastig nach einem Versteck um. Aber es war zu spät. Hufschläge näherten sich, und plötzlich wuchs die Gestalt eines Reiters wie ein riesiger, bedrohlicher Schatten empor. Er stand genau in der Sonne, so daß sie ihn im ersten Augenblick wirklich nur als Schatten sah und blinzelnd die Hand über die Augen hob. Dann erkannte sie sein Gesicht und konnte einen erschrockenen Schrei nicht mehr ganz unterdrücken.
    »Was für eine Überraschung«, sagte Gernot von Elmstatt. »Aber warum erschrickst du denn so, mein Kind? Großer Gott, du siehst ja aus, als wäre dir der Leibhaftige persönlich erschienen!«
    »Vielleicht ist er das ja«, antwortete Robin. Ihre Stimme zitterte so stark, daß sie die beabsichtigte Wirkung ihrer Worte nahezu ins Gegenteil verkehrte, und ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, als wollte es jeden Moment einfach zerspringen.
    Gernot lachte. »Du hast eine spitze Zunge, mein Kind«, sagte er. Er machte eine Bewegung, wie um sich aus dem Sattel zu schwingen, ließ sich dann aber zurücksinken und bückte stirnrunzelnd auf etwas, das neben ihr im Gras lag. Sie folgte seinem Blick. Es waren Schild und

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