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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht ohne - vor allem, wenn man es nicht gewohnt ist.« Er blinzelte ihr fast verschwörerisch zu. »Ein Zaubertrank aus Bruder Abbés privaten Vorräten.«
    Robin stemmte die Ellbogen in die weichen Kissen und arbeitete sich mit einiger Mühe weiter in die Höhe - mühevoll nicht, weil sie so schwach gewesen wäre, sondern weil sie es nicht gewohnt war, in einem derart weichen Bett zu liegen. Sie hatte bisher nicht einmal gewußt, daß es so weiche und bequeme Betten überhaupt gab; so wenig, wie sie gewußt hatte, daß ein Zimmer wie dieses in der Komturei existierte. Vor einigen Tagen, als Salim sie in Abbés Officium gebracht hatte, da hatte sie geglaubt, die kargen Zellen, an denen sie vorbeikam, wären die Unterkünfte der Tempelritter. Das mochte stimmen oder auch nicht, dieser Raum jedenfalls war prunkvoll genug ausgestattet, um einem König zur Ehre zu gereichen.
    Allein das Bett, auf dem sie lag, war dreimal so breit wie jedes andere, das sie je zu Gesicht bekommen hatte. Es verfügte über einen gewaltigen Baldachin mit schweren, geschnitzten Pfeilern und war so weich, als hätte jemand eine Wolke vom Himmel geholt und in das kostbare Linnen gestopft. Und auch die übrigen Möbel standen diesem Bett in nichts nach. Schwer, alt und mit kostbaren Schnitzereien wie aus dem Thronsaal eines Kaisers - hätte sie sich einen solchen überhaupt vorstellen können. Wertvolle Kerzenleuchter, Teller und Becher aus Gold, Silber und anderen wertvollen Materialien standen überall, und über der Tür hing ein Kreuz, das so lang war wie ihr Arm, und aus purem Gold zu bestehen schien.
    Salim hatte ihren neugierigen Blick bemerkt und beantwortete ihn: »Bruder Abbés Privatgemach. Allerdings benutzt er es nur, wenn keine Gäste in der Komturei sind.« Er lachte. »Er ist ein gottesfürchtiger Mann, aber den kleinen Annehmlichkeiten des Lebens trotzdem nicht ganz abgeneigt.«
    Er lachte wieder, dann wurde er plötzlich sehr ernst und beugte sich wieder zu ihr herab, bis sein Gesicht ihr ganzes Blickfeld auszufüllen schien. Der Blick seiner dunklen Augen bannte sie. Es war ihr unmöglich, sich davon loszureißen, genauso hilflos war sie, als er sich noch weiter zu ihr herabbeugte und seine Lippen die ihren berührten.
    Robin erschauerte. Ein zugleich unangenehmes wie ungemein wohltuendes Prickeln lief durch ihren gesamten Körper, und ein vollkommen neues Gefühl von Wärme begann sich in ihr auszubreiten. Salim zog sie sanft an sich, und sein Kuß wurde stärker, fordernder.
    Robin drehte hastig den Kopf zur Seite und schob ihn ein kleines Stück von sich weg. Was er tat, erschreckte sie; vielleicht gerade, weil es so angenehm war. Ihr Herz klopfte schon wieder so schnell und hart, als wollte es zerspringen.
    Salim wirkte enttäuscht, aber kein bißchen zornig. Er lächelte ein wenig verunglückt, rutschte hastig ein kleines Stück von ihr fort und nahm den Arm von ihrer Schulter.
    »Entschuldige«, murmelte er.
    Robin streckte den Arm aus, berührte lächelnd mit Mittel- und Zeigefinger seine Lippen und wies dann mit der anderen Hand auf ihren Hals. Gleichzeitig zog sie eine Grimasse, als hätte sie Schmerzen. Sie hatte keine, aber sie wollte nicht, daß Salim sich von ihr abgewiesen fühlte. Nicht er, nur der Moment war falsch.
    Ein Ausdruck von Bestürzung erschien auf Salims Gesicht. »Oh, ich Dummkopf!« sagte er. »Bitte verzeih mir! Ich habe dir weh getan! Das wollte ich nicht.«
    »Nicht… schlimm«, brachte Robin mühsam hervor. Das Sprechen tat wirklich weh, und sie erschrak erneut, als sie das heisere Krächzen hörte, in das sich ihre Stimme verwandelt hatte. Aber sie konnte sprechen. Selbst wenn ihre Stimme nie wieder so werden würde wie früher, sie war nicht mehr in einer Welt gefangen, die nur aus Nicken, Kopfschütteln und ein paar armseligen Gesten bestand.
    »Es ist schlimm«, beharrte Salim. »Ich bin ein rücksichtsloser Dummkopf. Dabei sollte ich froh sein, daß du noch am Leben bist. Und sprich nicht so viel«, fugte er mit leicht erhobener Stimme hinzu, als sie etwas sagen wollte. »Das ist bestimmt nicht gut für deine Kehle.«
    Aber sie wollte sprechen. Sie hatte so lange in einer Welt aus Schweigen ausharren müssen, daß sie jedes Wort genoß, das sie hervorbrachte, ganz gleich, wie schrecklich es sich anhörte und wie weh es tat. »Tobias«, sagte sie mühsam. »Was ist… Tobias?«
    Salims Gesicht verdüsterte sich. »Er lebt«, sagte er. »Aber ich weiß nicht, wie lange noch. Der Dolch hat

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