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Die Templerverschwoerung

Die Templerverschwoerung

Titel: Die Templerverschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Easterman
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empfand er für Ferry keinerlei Mitgefühl. Er löste das Seil von den Knöcheln des Amerikaners, jenes um seine Handgelenke jedoch nicht. Dann ließ er sich von Mariyam die Pistole geben.
    »Auf geht’s«, befahl er. »Und keine Tricks. Ich kann mit Waffen umgehen. Ich habe ein ganzes Jahr Schießtraining hinter mir und war der Beste meiner Gruppe. Und glauben Sie ja nicht, ich hätte Skrupel, solches Pack wie Sie abzuknallen. Bewegen Sie sich!«
    Sie begannen den Abstieg durch die Schlucht. Conor wusste absolut noch nicht, was er tun wollte, wenn sie aus dieser herauskamen. Draußen warteten der grüne Kinchib- Busch und Sheka mit den Eseln auf sie. Sie konnten ein wenig Proviant von dem geringen Vorrat zu sich nehmen, der ihnen geblieben war. Aber danach lag noch ein langer Weg vor ihnen. Ferry auf diesen Pfaden entlang gefährlicher Abgründe Tag und Nacht ständig bei sich zu haben war so gut wie unmöglich. Aber er brauchte ihn unbedingt, um ihn zu verhören, ihm ein schriftliches Geständnis über all das abzuringen, was er und seine Kumpane von den Tempelrittern getan hatten.Vorerst schob er diesen Gedanken von sich, denn das Problem bereitete ihm schon jetzt beträchtliche Magenschmerzen.
    Mariyam suchte erneut das Gespräch mit dem Jungen. Anfangs sagte er so gut wie gar nichts, aber sie wusste, dass er sie verstand. Da begann sie ihm lustige Geschichten zu erzählen, Fragen zu stellen und von sich selbst zu erzählen. Zögernd kamen die ersten Reaktionen. Sein vollständiger Name war Kebede Meseret. Seine Eltern lebten in dem kleinen Dorf Anderebe am Westhang des Gebirges. An seinem neunten Geburtstag hatten sie ihn zum Abt von Washa Meskel gebracht. Seine Mutter hatte geweint, und sein Vater hatte ihm befohlen, den Mönchen in allem zu gehorchen. Sie hatten ihn weggegeben, weil sie arm waren und zu viele Kinder hatten.
    »Ich habe Sie unten an der Felswand gesehen«, sagte er. »Eine christliche Dame. Als ich bemerkte, dass einer der Mörder Ihnen etwas tun wollte, habe ich ein paar Sachen gegen ihn geschleudert. Er war einer der Anführer. Ich habe gesehen, wie er den Abt getötet hat. Ein böser Mann. Sie sind alle böse. Sie haben alle Mönche umgebracht. Jetzt ist Washa Meskel leer, und dieser Ort bleibt verschlossen, bis einer der Heiligen der Berge kommt und ihn wieder öffnet. Ich muss den Weg zurück zum Haus meines Vaters finden. Wenn er nichts für mich zu essen hat, gehe ich wieder fort und suche mir ein neues Leben. In Washa Meskel war es kalt, aber ich hatte zweimal am Tag zu essen. Nun habe ich gar nichts mehr.«
    Mariyam tätschelte ihm die Hand. Er war noch ein Kind, aber auch fast schon ein Mann.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte sie. »Wir geben dir zu essen.« Dabei wusste sie, dass ihr Vorrat kaum noch für sie selbst reichte.
    Der Rückweg aus der Schlucht erschien ihnen kürzer als der Aufstieg. Ferry blieb während des ganzen Weges stumm. Ob er noch etwas benommen war oder ob er es für unter seiner Würde hielt, mit seinen Feinden zu sprechen, jedenfalls trottete er ohne ein Wort der Klage oder der Entschuldigung vor sich hin.
    Vor ihnen wurde es heller, was darauf hinwies, dass sie sich dem Ausgang der Schlucht näherten. Conor begann zu rufen.
    »Sheka! Sheka, hören Sie mich? Hier ist Conor. Mariyam und ich sind zurück.«
    Keine Antwort.
    »Mariyam, versuch es bitte auf Amharisch.«
    »Sheka! Wir sind heil und gesund zurück. Sind Sie okay?«
    Als sie das rief, bemerkte sie ein kaum sichtbares Grinsen in Ferrys Gesicht und ein boshaftes Glitzern in seinen Augen.
    Sheka und die Esel waren nirgendwo zu sehen. Das offene Gelände, wo sie ihn zurückgelassen hatten, war menschenleer. Conor rief weiter, und die hohen Felsen warfen das Echo zurück. Sonst waren nur die einsamen Schreie der Lämmergeier zu hören.
    Conor packte Ferry und stieß ihn hart gegen einen Felsen.
    »Was haben Sie mit ihm gemacht, Sie fieses Schwein?«
    »Er war uns im Weg. Was hätten Sie denn getan? Ihn höflich gebeten, beiseite zu treten?«
    Conor hätte ihn am liebsten auf der Stelle erschossen. Er wusste nicht, was er tun sollte. Wenn er Ferry jetzt ausschaltete, dann hatte er keine Chance mehr, Informationen aus ihm herauszuholen. Wenn er ihn aber am Leben ließ, konnte der sich irgendwie frei machen und ihnen Ärger bereiten, vielleicht noch jemanden töten. Er erwog sogar, ihn zu foltern und danach umzubringen, aber schon bei dem Gedanken wurde ihm schlecht.
    Conor trat neben Mariyam und blickte in

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