Die Templerverschwoerung
Zweifel hinsichtlich der Herkunft der Bundeslade beseitigt sind, setzen wir unseren Plan in Aktion.«
»Und wo werden Sie das Heiligtum bis dahin aufbewahren? Es ist nicht gerade leicht zu verstecken.«
Ferry schnaufte.
»Es wird bald wieder dort sein, wo es hingehört, no lago . Aber das soll Sie nicht mehr interessieren. Sie werden sie nicht zu Gesicht bekommen. Wenn ihre Echtheit bestätigt ist, bringenFreunde die Bundeslade von Äthiopien nach Jerusalem. Sie zerstören die Al-Aksa-Moschee und den Felsendom. Es wird einen kurzen Krieg geben, Israel wird schließlich besiegt, und wir übernehmen die Kontrolle über Jerusalem. Wir räumen die Ruinen auf dem Tempelberg fort und beginnen mit den Bauarbeiten. Wenn der neue Tempel errichtet ist, findet die Bundeslade wieder ihren Platz im Allerheiligsten.«
Conor und Mariyam hörten ihm mit wachsendem Entsetzen zu.
»Haben Sie überhaupt eine Ahnung, was Sie mit Ihrem Plan auslösen können?«, fuhr Conor Ferry an. »Wenn Sie die Moschee oder den Schrein zerstören, dann explodiert die muslimische Welt. Binnen Stunden werden ganze Armeen an den Grenzen stehen. Das gibt einen Krieg, der außer Kontrolle gerät. Wer so etwas anzetteln will, muss komplett den Verstand verloren haben.«
Nun grinste Ferry breit.
»Wir sind doch verrückt, wissen Sie das nicht? Os Templares sao todos loucos , hat mein alter Herr immer gesagt. ›Die Tempelritter sind alle verrückt.‹ Jahrhundertelanger Wahn, vielleicht kein offiziell diagnostizierter, aber ein göttlicher Wahn hat uns stets in Bewegung gehalten. Er ist uns von Gott gegeben. Gott hat uns in diesen Wahn versetzt. Wir sind so wahnsinnig, in seinem Auftrag zu handeln. So wahnsinnig, den Sprung von normalen zu erleuchteten Wesen zu vollziehen. Wir sind so wahnsinnig, dass wir daran glauben, ein Behältnis aus Holz und Gold hat die Macht, zu zerstören und zu erneuern. Haben Sie nie Ihre Bibel gelesen, ein katholischer Ire wie Sie? Die Bundeslade hat Kräfte, die über Ihre klägliche Vorstellungskraft hinausreichen. Sie hat die Wasser des Jordan geteilt, sie hat die Mauern von Jericho einstürzen lassen, sie hat an der Spitze der Armeen Israels dessen Feindeverbrannt, seine Widersacher in die Luft geschleudert und verstreut. Jetzt haben wir sie in der Hand. Glauben Sie, uns interessiert, was mit den Juden, den Arabern oder den Persern geschieht? Der Tempelberg wird binnen Tagen geräumt sein, und dann kommt die Zeit, die Bundeslade nach Hause zu bringen.«
Conor war klar, dass es keinen Sinn hatte, mit diesem Mann zu streiten. Er war nicht wahnsinnig, aber durch Gehirnwäsche mit Ideen bar jeder Vernunft vollgestopft.
Ferry wollte mit seiner Tirade fortfahren, schien aber dann auch zu begreifen, dass er die Leute vor ihm nicht für seine Weltsicht gewinnen konnte. Vielleicht in Amerika, vielleicht in Lissabon, vielleicht sogar in Addis Abeba, aber nicht hier.
Er trat einen Schritt von Mariyam zurück und befahl ihr und Conor, vor ihm niederzuknien.
»Das geht kurz und schmerzlos«, sagte er dann. Er hob die Waffe, eine matt glänzende Smith & Wesson M&P Compact, konnte sich aber nicht sofort entschließen, wen er zuerst erschießen sollte.
»Den Polizisten als Ersten«, sagte er dann und richtete die Waffe auf Conor. Da passierte etwas, das weder Conor noch Mariyam erwartet hatten. Von der Felswand hoch oben, aus dem unverglasten Fenster des Klosters kam etwas geflogen. Was immer es sein mochte, es traf Ferry in den Nacken. Er ließ die Waffe fallen und stürzte zu Boden. Mit einem Schrei schlug er hart auf. Ein zweiter Gegenstand traf ihn am Kopf und raubte ihm das Bewusstsein.
37. KAPITEL
Conor bückte sich rasch und nahm die Waffe an sich. Als er sie sicher in der Tasche hatte, schaute er nach oben, woher die Gegenstände gekommen waren. Er konnte nichts erkennen, glaubte aber zu erraten, wer das getan hatte. Mariyam hob die beiden Objekte auf, die Ferry getroffen hatten. Das eine war eine auf eine Holztafel gemalte und mit Edelsteinen besetzte schwere Ikone und das andere ein ebensolches Meisterwerk aus Metall. Wer immer sie geworfen hatte, musste über beträchtliches Geschick verfügen, wenn man die Entfernung und den Wurfwinkel bedachte.
Mit seinem Schweizer Messer schnitt Conor ein Stück von dem Seil ab, mit dem er die Felswand herabgestiegen war, und fesselte damit Ferry an Händen und Füßen.
»Können wir ihn nicht einfach hier liegenlassen?«, fragte Mariyam zögerlich. »Ohne seine Waffe kann er
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