Die Teppichvölker: Roman (German Edition)
Schwarzes glitt durchs Licht. Als sie die Lichtung mit dem Kreis aus Wagen erreichten, fühlte Snibril das Roß die Muskeln zum Sprung spannen.
Er klammerte sich fest, als Roland über einen Karren hinwegsetzte, um dahinter überraschend sanft zu landen. Ein wilder Kampf fand statt, und niemand schenkte dem Neuankömmling Beachtung.
An einer Stelle brannten mehrere Wagen, und züngelnde Flammen hielten die Angreifer fern. Doch einige Snargs waren ins Innere des Lagers gelangt und knurrten wütend, während die Verteidiger Speere warfen.
Glurk lag unter der Pranke des größten Snargs, den Snibril je gesehen hatte. Die glühenden Augen bewegten sich, und ihr Blick glitt zum Bruder des Stammesoberhaupts. Er wollte fliehen, doch das Pferd unter ihm rührte sich nicht von der Stelle. Der Reiter auf dem Snarg sah ihn ebenfalls und lächelte grimmig.
Snibril schwang sich von Rolands Rücken und griff nach Glurks Speer. Das Ding erwies sich als ziemlich schwer – Glurk zog Speere vor, die andere Leute kaum heben, geschweige denn werfen konnten. Er achtete darauf, daß die Spitze nach oben wies.
Der Snarg und sein Reiter drehten sich, um ihn im Auge zu behalten. Langsam duckte sich das große Geschöpf zum Sprung.
Dadurch geriet Roland hinter das Wesen. Der Hengst schob sich etwas näher. Sein Schweif zuckte von einer Seite zur anderen …
Und er trat nach hinten aus. Beide Hufen trafen gleichzeitig das Ziel.
Der Reiter sauste an Snibril vorbei. Er war bereits tot. Niemand konnte so aussehen und noch leben.
Der Snarg knurrte überrascht, starrte Snibril an und sprang los.
Pismire vertrat den Standpunkt, daß es eigentlich gar nicht nötig war, Tieren nachzustellen. Mit genauen Beobachtungen und sorgfältigen Schlußfolgerungen sollte es möglich sein, einfach irgendwo auf sie zu warten.
Snibril reagierte aus einem Reflex heraus. Er rammte das Ende des Speers in den Boden und hielt den Schaft fest. Mitten in der Luft begriff der Snarg seinen Fehler, aber da war es bereits zu spät. Er flog nicht etwa einem hilflosen Opfer, sondern der Spitze eines Speers entgegen …
Das war die erste Schlacht.
A ls Snibril erwachte, neigte sich die Nacht dem Ende entgegen. Er lag neben einem erlöschenden Feuer, und ein Fell diente ihm als Decke. Er spürte angenehme Wärme und dumpfen Schmerz. Hastig schloß er die Augen.
»Du bist wach«, sagte Bane, der an einem Faß saß, den Hut über die Augen gezogen. Rolands Zügel waren an einem Haar festgebunden.
Snibril setzte sich auf und gähnte. »Was ist passiert? Wie steht's mit den anderen?«
»Oh, es geht ihnen den Umständen entsprechend. Nun, wenigstens sind keine Toten zu beklagen. Aber viele Munrungs wurden verletzt, und dein Bruder besonders schwer. Häufig verwenden die Moule bei einem Kampf Schwerter, an deren Klingen Gift klebt. Es verursacht … einen Schlaf, aus dem man nicht wieder erwacht. Nun, Pismire ist jetzt bei Glurk. Wenn ihm jemand helfen kann, dann er. Deine Anwesenheit würde nur stören.« Bane sah das Blitzen in Snibrils Augen und fügte rasch hinzu: »Übrigens … Was ist los mit dir? Wir mußten dich unter einem ziemlich großen Snarg hervorziehen.«
Glurks Bruder brummte etwas Unverständliches und sah sich um. Im Lager ging es so friedlich zu, wie es die Umstände erlaubten. Mit anderen Worten: Stimmen erklangen, und Munrungs sorgten für eine abwechslungsreiche Geräuschkulisse. Es klang fröhlich und auch trotzig.
Der Angriff war abgewehrt worden, und das erste Licht eines neuen Tages zeigte sich zwischen den Haaren. Für kurze Zeit hatte der Stamm das Gefühl, es mit dem Scheuerer und allen Snargs aufnehmen zu können. Einige verzichteten wie Bane auf Schlaf, hockten an den Feuern und bereiteten ein frühes Frühstück vor.
Bane zog wortlos einen Gegenstand aus der Asche, und ein appetitanregender Duft ging davon aus. »Snarg-Keule, im eigenen Saft gebacken«, sagte er und schnitt die Kruste auf. »Nicht ohne Stolz weise ich darauf hin, daß ich den Eigentümer selbst getötet habe.«
»Protein ist ein notwendiges Element der Ernährung«, sagte Pismire und kletterte vom Orkson-Wagen herunter. »Ich möchte ein Stück ohne Fett.«
Snibril sah die Erschöpfung im Gesicht des alten Schamanen. Neben ihm lag der inzwischen fast leere Kräuterbeutel. Eine Zeitlang aß Pismire schweigend, und dann wischte er sich den Mund ab.
»Glurk ist so stark wie ein Pferd«, sagte er und beantwortete damit die unausgesprochenen Fragen. »Die
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