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Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Titel: Die Teppichvölker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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beiden Flüchtlingen neue Kleidung sowie Proviant, und dann verabschiedeten sie sich von ihnen. Camus und Lydia eilten so hastig davon, als hielten sie die Munrungs für einen weiteren plötzlich erschienenen Schrecken des Teppichs.
    »Alle laufen weg«, sagte Snibril. »Wir alle.«
    »Ja«, bestätigte Bane und blickte den nach Westen führenden Weg entlang. Seine Miene veränderte sich fast unmerklich. »Selbst jene Leute.« Er streckte den Arm aus, und Snibril sah einige vornübergeneigt stapfende Personen, die einen schweren Wagen zogen.

 

     
    » S chlaue«, sagte Bane. »Ich rate dir zu schweigen – bis du von ihnen angesprochen wirst.«
    »Gestern nacht habe ich sie in einem Traum gesehen …«, begann Snibril.
    Das überraschte Pismire nicht. »Du hast einen ihrer Gürtel. Weißt du, wenn man wirklich hart an etwas arbeitet, dann bleibt ein Teil des eigenen Selbst im Werk zurück. Das gilt zumindest für die Schlauen.«
    Snibril nahm den Gürtel ab und verstaute ihn im Rucksack – ohne zu wissen, was ihn dazu veranlaßte.
    Hinter ihnen rollten die übrigen Wagen zum Rand des Weges.
    Der von den Schlauen gezogene Karren rumpelte weiter, bis er die Schotterpyramide erreichte. Beide Gruppen musterten sich gegenseitig. Ein kleiner Schlauer wandte sich vom Wagen ab und trat auf Snibril und Bane zu. Aus der Nähe betrachtet stellte sich heraus, daß der Umhang des Fremden nicht völlig schwarz war: Dünne graue Linien bildeten ein komplexes Gittermuster. Das Gesicht blieb unter der Kapuze verborgen.
    »Hallo«, sagte der Schlaue.
    »Hallo«, erwiderte Bane.
    »Hallo«, wiederholte die Gestalt.
    Anschließend stand sie reglos da und gab keinen Ton mehr von sich.
    »Verstehen sie unsere Sprache?« fragte Snibril.
    »Ich glaube schon«, antwortete Pismire. »Immerhin haben sie sie erfunden.«
    Snibril fühlte einen Blick auf sich ruhen, der seinen Ursprung unter der Kapuze hatte. Der im Rucksack ruhende Gürtel schien sein Gewicht plötzlich zu verdoppeln oder zu verdreifachen. Nach einer Weile sah der Schlaue Bane an. »Heute abend essen wir das Festmahl der Bronze. Ihr seid eingeladen, und natürlich nehmt ihr die Einladung an. Wir erwarten sieben Personen, wenn die Feuer der Nacht brennen.«
    »Einverstanden«, erwiderte Bane ernst.
    Der Schlaue drehte sich um und kehrte zum Wagen zurück. »Heute abend?« fragte Pismire. »Das Festmahl der Bronze? So wie das Festmahl des Zuckers oder Haars? Erstaunlich. Ich wußte gar nicht, daß auch Fremde dazu eingeladen werden.«
    »Wer hat wen eingeladen?« erklang eine Stimme im Orkson-Karren. Es knirschte und wackelte, Glurk schob den Vorhang beiseite und schaute nach draußen.
    »Ich habe ausdrücklich darauf hingewiesen, daß du mehr Ruhe brauchst«, sagte Pismire nur der Form halber – Glurk war bereits angezogen. Er wechselte einen kurzen Blick mit Bane und Snibril und zwinkerte ihnen zu.
    »Schlaue?« brummte Glurk, nachdem man ihm alles erklärt hatte. »Ich dachte, sie existieren nur in Märchen und so. Wie dem auch sei: Man hat uns eine Gratismahlzeit angeboten, und daran gibt's sicher nichts auszusetzen. Um ganz ehrlich zu sein: Ich weiß kaum etwas über jenes Volk, aber ich habe noch nie von bösen Schlauen gehört.«
    »Bis vor kurzer Zeit hatte ich überhaupt keine Ahnung von ihnen«, murmelte Snibril.
    »Tja, du wurdest zu spät geboren und hattest dadurch keine Gelegenheit, unseren alten Großvater kennenzulernen«, erwiderte Glurk. »Er erzählte mir, daß er einmal einem Schlauen begegnete, draußen zwischen den Haaren. Lieh ihm seine Axt.«
    »Hat er sie zurückbekommen?« erkundigte sich Pismire.
    »Nein.«
    »Dann muß es tatsächlich ein Schlauer gewesen sein«, meinte der Schamane. »Meistens sind sie viel zu sehr mit Wichtigem beschäftigt, um an einfache Dinge zu denken.«
    »Großvater wies darauf hin, es sei eine gute Axt gewesen.«
    »Wir dürfen die Einladung auf keinen Fall ablehnen«, sagte Pismire.
    »Auf keinen Fall«, bestätigte Bane.
    »Aber die Sache ist ziemlich riskant«, fuhr der Schamane fort. »Die Schlauen sind sehr sensibel und glauben an viele seltsame Dinge. Das dürft ihr nicht vergessen. Erklär's ihnen, General.«
    »Die Sieben hat bei den Schlauen eine ganz besondere Bedeutung«, sagte Bane. »Sieben Elemente im Teppich, sieben Farben …«
    »Die Chays«, warf Pismire ein. »Erzähl ihnen von den Chays.«
    »Darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen. Die Chays sind wie … Zeitabschnitte. Allerdings unterliegt ihre

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