Die Teppichvölker: Roman (German Edition)
sehr intelligent zu sein.
»Der Schreckliche Scheuerer zerstört überall!« rief er.
»Was bedeutet, daß ich viele Feinde habe«, sagte der Gebieter.
Die Moule kamen jetzt näher, und plötzlich erschien es weniger attraktiv, die Erfolgswahrscheinlichkeit beim Kampf auf die Art der Deftmenen zu berechnen.
»Weg mit dem Schwert!« rief Jornarileesch. »Und laß den Herrn los. Wenn du nicht gehorchst, rufen wir den Schrecklichen Scheuerer.«
»Jetzt sofort?« fragte Snibril.
»Ja!«
»In diesem Augenblick?«
»Ja!«
»Nur zu!«
»Nein!« wimmerte der Gebieter.
Snibril hatte keine Kopfschmerzen. »Dazu seid ihr überhaupt nicht imstande. Es sind nur leere Drohungen, Herr. Die Moule haben ebensowenig Einfluß auf den Schrecklichen Scheuerer wie ich.«
Er blickte sich um, und in einer Ecke des saalartigen Zimmers bemerkte er ein Loch im Boden. Haarfransen zeigten sich am Rand.
»Ihr seid von Unterlage hochgeklettert«, stellte er fest. »Schlau von euch. Die Dumii sind daran gewöhnt, Befehlen zu gehorchen. Es war also nur nötig für euch, das Zentrum der Macht zu erreichen und diesen … diesen Idioten einzuschüchtern.«
Die Wangen des Gebieters glühten. »Dafür lasse ich dich hinri…«, begann er.
»Ach, sei still!« schnauzte Snibril.
Die Moule zogen ihre Schwerter und stürmten auf ihn zu. Aber vier gegen einen brachte auch Nachteile mit sich. Es bedeutete: Jeder der vier wartete darauf, daß die anderen drei zuerst angriffen.
In diesem Fall wurde nicht ausgeholt, zugestoßen und pariert – so etwas geschieht nur, wenn man allein aus Spaß mit dem Schwert kämpft. Wenn's ernst wird, hat es den Anschein, als träten zwei Windmühlen mit scharfen Kanten gegeneinander an. Es geht nicht darum, möglichst eindrucksvoll auszusehen; man ist vielmehr bestrebt, der anderen Person möglichst viele Wunden beizubringen und selbst unverletzt zu bleiben.
Snibril wich zur Tür zurück und versuchte dabei, die gegnerischen Hiebe abzuwehren. Ein Moul rief etwas in seiner Sprache, und zwei Köpfe erschienen im Loch.
Der Munrung trat nach dem Portal. »Mach auf, Rührgut!«
Die Tür öffnete sich, und das Zimmer dahinter war leer. Snibril hastete über die Schwelle und zerrte den Gebieter mit sich.
Die Moule waren so dumm, ihm zu folgen – hinter den beiden Türflügeln warteten die Köche. Sie traten (beziehungsweise humpelten) vor.
Rührgut schmetterte seine Schöpfkelle auf den Kopf eines Mouls.
»Sieben gegen vier – das ist nicht fair«, kommentierte er. »Drei von uns haben gar keine Gelegenheit, jemanden zu schlagen. Schnappt sie euch, Jungs!«
»Da drüben kommen noch mehr aus dem Loch!« rief Snibril und hielt den Gebieter fest.
»Gut!«
»Was geht hier vor?« winselte der Herrscher. »Was geht hier vor?« Er wirkte nicht mehr wütend, sondern ängstlich und noch viel jünger. Jetzt weckte er fast so etwas wie Mitleid in Snibril.
Die Köche waren enttäuscht. Die meisten Moule eilten in den Raum des Gebieters zurück und sprangen dort ins Loch. Sie hatten es so eilig, sich in Sicherheit zu bringen, daß sie übereinander hinwegkletterten.
Die Streitmacht aus der Küche kippte einen Tisch um und zerrte ihn über die Öffnung im Boden.
Rührgut wischte sich die Hand an der Schürze ab. »Na bitte«, sagte er. »Das wäre erledigt.«
»Ich fürchte, es ist erst der Anfang«, erwiderte Snibril. »Vielleicht befinden sich Tausende von Moulen direkt unter uns …«
»Alle müssen mir gehorchen!« kreischte es. »Ich bin der Gebieter!«
Die Sergeanten drehten sich um und musterten ihn. »Wir sollten den Herrscher schützen«, brummte einer von ihnen.
»Wir könnten ihn ins Loch werfen, zu seinen Freunden«, meinte Rührgut. »Bei ihnen wäre er gut aufgehoben.«
In den kleinen Schweinsaugen des Gebieters funkelte es, und der Blick glitt zwischen Rührgut und dem Tisch hin und her. Schließlich starrte er Snibril an und rief:
»Wachen!«
Die Tür zum Flur schwang auf, und zwei Bewaffnete kamen herein.
»Nehmt diese Männer fest!« keifte der Gebieter.
»Ach?« entgegnete Bane. »Und warum?«
In einer Stunde kann sich viel ändern.
Sie holten das Heer in die Stadt und verwendeten zu diesem Zweck eine vom Gebieter unterzeichnete Anweisung – auf diese Weise sparten sie sich viele Erklärungen.
Der Herrscher unterschrieb aus freiem Willen, nachdem ihm Glurk auf folgendes hingewiesen hatte: Wenn er nicht aus freiem Willen unterzeichne, so ergäben sich sehr unangenehme Konsequenzen für
Weitere Kostenlose Bücher