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Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Titel: Die Teppichvölker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Sie schienen nicht sehr glücklich zu sein.
    In der gegenüberliegenden Wand zeigte sich eine zweite Tür. Der Höfling öffnete sie.
    Ein weiterer Raum erstreckte sich dahinter, und offenbar hielt sich dort niemand auf. Durch die offene Tür war eine dritte Pforte zu sehen.
    »Laßt den Wagen dort stehen«, sagte der Höfling. »Und kehrt anschließend in die Küche zurück.«
    »In Ordnung«, bestätigte Rührgut. Die Köche schoben den Wagen ins nächste Gemach und verließen den Raum. Hinter ihnen schloß der Höfling die Tür.
    »Hast du dich nie gefragt, was jetzt passiert?« fragte Rührgut.
    »Es gehört nicht zu meinen Pflichten, über die Angelegenheiten des Gebieters nachzudenken«, entgegnete der Höfling scharf. »Und einem Koch stehen derartige Überlegungen gewiß nicht zu.«
    »Aber vielleicht darf sich ein Sergeant darüber Gedanken machen.« Rührgut nahm den Hut ab. »Ihr dort – nehmt Haltung an!«
    Die beiden Wächter standen stramm, bevor ihnen die eigene Reaktion bewußt wurde. Weitere Köche kamen herein, und jeder von ihnen trug irgendeinen scharfkantigen Gegenstand.
    »Das ist …«, begann der Höfling. Plötzlich wurde ihm klar, daß er den Raum mit sechs großen, kräftig gebauten und bewaffneten Männern teilte, die es vielleicht nicht mochten, angeschnauzt zu werden.
    »… gegen die Befehle«, beendete er den Satz.
    »Wir haben den Servierwagen ins Nebenzimmer geschoben – so lautete der Befehl«, stellte Rührgut fest. Er hinkte zur Tür und lauschte dort. »Jetzt warten wir ab, was passiert.«
    Die lange Tischdecke formte eine Art mobiles Zelt.
    Snibril hörte, wie sich die Tür hinter ihm schloß. Kurze Zeit später öffnete sich eine andere.
    Es roch nach Moulen, und diesmal war der Geruch noch schlimmer als sonst. Die Geschöpfe stanken wie ein Pelzmantel, der dringend gereinigt werden müßte.
    Der Servierwagen geriet in Bewegung. Erneut schloß sich eine Tür hinter dem Munrung, und es klang irgendwie endgültig.
    Der Moul-Geruch wurde immer stärker, und jetzt erklangen auch Stimmen.
    »Das Essen, Herr«, sagte ein Moul.
    »Ich habe keinen Hunger«, antwortete jemand. Ein verdrießliches Nörgeln erklang in jener Stimme, und es deutete darauf hin, daß die betreffende Person als Kind zu viele Süßigkeiten und zu wenige Ohrfeigen bekommen hatte. Die Eigentümer solcher Stimmen waren an ein Leben ohne Ecken und Kanten gewöhnt.
    »Der Herr muß essen«, erwiderte ein Moul. »Sonst bleibt nichts übrig vom Herrn.«
    »Was geschieht draußen? Warum sagt mir niemand, was draußen geschieht? Warum gibt es Leute, die sich nicht an meine Anweisungen halten?« Snibril glaubte zu hören, wie jemand mit dem Fuß aufstampfte. Bisher hatte er geglaubt, daß sich ein solches Gebaren auf Personen in Geschichten beschränkte.
    »Es herrscht noch immer das Chaos des Bürgerkriegs«, behauptete ein Moul. »Du hast Feinde auf allen Seiten, Herr. Nur wir können dich schützen. Du mußt uns erlauben, deine Sicherheit zu gewährleisten.«
    »Beauftragt den Schrecklichen Scheuerer, meine Feinde zu vernichten!«
    Der Gebieter , dachte Snibril entsetzt. Nur vornehme Leute können so grob sein.
    »Bald, bald«, ließ sich ein dritter Moul vernehmen. »Früher oder später rufen wir ihn, so wie in Wagnis. In der Zwischenzeit kämpfen meine Krieger für dich. Wir bitten den Scheuerer um Hilfe, wenn uns nichts anderes übrigbleibt.«
    »Ich bin von Feinden umgeben!« heulte der Gebieter.
    »Ja, ja«, sagte ein Moul. Er sprach wie zu einem kleinen Kind.
    »Und alle müssen mir gehorchen!«
    »Ja, ja«, entgegnete der Moul. »Innerhalb gewisser Grenzen.«
    »Du weißt ja, was mit Feinden passiert«, zischte der Gebieter. »Sie werden fortgeschickt. Zu einem schlimmen Ort.«
    Unser altes Dorf war eigentlich gar kein so schlimmer Ort , dachte Snibril. Pismire wies des öfteren darauf hin, daß es bei uns jede Menge von schlichtem Luxus gab. Und der Gebieter … Ich habe ihn mir ganz anders vorgestellt, viel … edler und würdevoller.
    »Jetzt bin ich hungrig. Seit ihr damit fertig, meine Mahlzeit zu kosten?«
    »Noch nicht ganz, Herr.«
    »Aber es ist kaum mehr was übrig!«
    »Selbst im letzten Bissen könnte sich Gift verbergen«, antwortete ein Moul – er schien mit vollem Mund zu sprechen.
    »Ja«, sagte der Gebieter unsicher. »Ja, das stimmt natürlich. Ich habe den Köchen nie getraut. Ihnen fehlen zu viele Dinge. Wie dem auch sei … Wie wär's mit einer Kruste?«
    »Ich glaube, das können wir

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