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Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Die Teppichvölker: Roman (German Edition)

Titel: Die Teppichvölker: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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vor einem Angriff des Scheuerers?«
    »Woher soll ich das wissen?« erwiderte Bane. »Sie legen sich hin und heben die Hände über den Kopf, wenn sie vernünftig sind. Und anschließend greifen sie den verwirrten Gegner an.«
    Falten bildeten kleine Täler in seiner Stirn, als er darüber nachdachte.
    »Besser gesagt: Sie greifen einen Gegner an, den sie für verwirrt halten.«
    »Genau«, bestätigte Snibril.
    »Es könnte klappen.« Pismires Miene zeigte so etwas wie Zuversicht. »Wie heißt es so schön? Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.«
    Stille folgte.
    Nach einer Weile räusperte sich Brocando. »Gefahr gebannt? Bedeutet das, wir bekommen überhaupt keine Gelegenheit, gegen die Moule zu kämpfen?«

 

     
    S ie gewannen die Schlacht.
    Mehr stand nicht in den Geschichtsbüchern, die später geschrieben wurden, nachdem man Neuwehr aus den Trümmern der alten Stadt erbaut hatte. Die entsprechenden Berichte drehten sich vor allem um Banes Wahl zum Präsidenten, denn er galt als ehrlich, tapfer und phantasielos. Die Dumii mißtrauten der Phantasie – sie sahen in ihr die Saat der Unzuverlässigkeit.
    Nun, die Verfasser der Geschichtsbücher nahmen nicht an den Geschehnissen teil. Sie wußten nicht, wie alles geschah.
    Und sie kannten auch nicht die vielen alternativen Ereignisketten.
    Zuerst mußte das Problem der Waffen gelöst werden. Rührgut kümmerte sich darum. Zum Beispiel Speere. Wenn man Küchenmesser ans Ende von Stöcken band, konnte niemand einen Unterschied feststellen. Erst recht dann nicht, wenn man von so einem Ding getroffen wurde. Außerdem: Eine Handvoll Nägel in einem Stück Haar ergab eine Keule, die gewiß nicht als exklusiv bezeichnet werden durfte – man konnte jeden damit schlagen. Die Sergeanten trommelten alle kampffähigen Männer und Jungen in der Stadt zusammen und unterwiesen sie im Umgang mit den improvisierten Kriegswerkzeugen.
    Glurk verbrachte viel Zeit damit, ihnen zu helfen. Rührgut meinte einmal, er sei von Natur aus ein Sergeant – was auch immer das bedeuten mochte.
    Brocando erhielt den Auftrag, sich um die Frauen und Kinder zu kümmern. Er lächelte, als er sein Einverständnis erklärte – was Snibril verdächtig erschien. Bane war praktisch überall und verteilte Befehle. Er entwickelte Pläne und beaufsichtigte jene besonderen Arbeiten, die außerhalb des Wehrwalls stattfanden.
    Pismire und Eulenglas vertrieben sich die Zeit mit einem Spiel. Dabei ging es darum, kleine Figuren von Kriegern auf einem in Quadrate unterteilten Brett zu bewegen. Angeblich spielte der Schamane, weil er sich dadurch leichter konzentrieren konnte. Nun, es gab auch noch einen zweiten Grund: Eulenglas neigte zu hohen Wetteinsätzen – und verlor fast immer.
    Snibril kam sich nutzlos vor.
    Schließlich fand er Bane auf dem Wall. Der General lehnte sich über dem Haupttor an die Brüstung und blickte zum Haarwald hinüber. Mit Hörnern ausgestattete Wächter standen in der Nähe – um die Stadt zu warnen, falls es zu einem Angriff kommen sollte.
    »Ich sehe nichts«, sagte Snibril. »Wir haben Patrouillen ausgeschickt, und sie kehrten ohne eine Sichtung des Feindes zurück.«
    »Ich halte nicht nach Moulen Ausschau«, erwiderte Bane.
    »Nach wem dann?«
    »Hmm? Oh. Nach niemandem.«
    »Du suchst nach einer in Weiß gekleideten Gestalt, nicht wahr?« vermutete Snibril. »Ich habe sie ebenfalls gesehen.«
    »Sie muß die Dinge beobachten, wenn sie geschehen sollen …« Bane riß sich zusammen. »Die Sache gefällt mir nicht«, brummte er leise. »Es ist zu ruhig.«
    »Ich ziehe die Ruhe dem Lärm vor.«
    »Was macht dein Kopf?«
    »Alles bestens«, sagte der Munrung. »Kein Druckgefühl. Keine Schmerzen.«
    »Bist du ganz sicher?«
    »Ja.«
    »Hmm …«
    Bane betrachtete die besonderen Verteidigungsanlagen. Alle Bewohner der Stadt, die nicht woanders gebraucht werden, hatten dort gearbeitet, Gräben ausgehoben und den Staub dammartig aufgehäuft. Vom Haarwald her war davon nichts zu erkennen.
    »So ist Wehr früher gewesen«, sagte der General. »Nur ein Graben und ein Wall. Überall von Feinden umgeben.«
    »Glurk glaubt, die Moule seien weitergezogen. Bestimmt haben sie uns gehört. Warum greifen sie trotzdem an?«
    »Jeder versucht, sich zu beschäftigen«, entgegnete Bane, und es klang ein wenig mürrisch.
    »Hör mal … Alles ist bereit«, sagte Snibril. »Zumindest so bereit, wie es unter den gegebenen Umständen möglich ist. Die Löcher sind blockiert – es können uns also

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