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Die Terranauten 001 - Der Erbe der Macht

Die Terranauten 001 - Der Erbe der Macht

Titel: Die Terranauten 001 - Der Erbe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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einer energischen Bewegung das blutdurchtränkte Hemd.
    »Kein Grund zur Aufregung«, verriet er. »Nur eine kleine Schnittwunde.«
    Der Sorcerer verzog das Gesicht. »Dein Trost ist Labsal für meine Seele«, erwiderte er. »Noch mehr davon, und ich melde mich freiwillig zu den Grauen Garden.«
    Der Riemenmann lachte auf und blickte vorsichtig aus dem Fenster.
    Auf der breiten Hauptverkehrsstraße herrschte Chaos.
    Reglose Gestalten lagen mit verrenkten Gliedern auf dem Boden. Die Explosion hatte einen tiefen Krater in die Straßenmitte gerissen. Menschen flohen in panischer Angst nach allen Seiten. Verletzte schrien. Zwei Männer versuchten, eine blutüberströmte Frau aus der Gefahrenzone zu ziehen. Der Zorn trieb dem Riemenmann Tränen in die Augen.
    Die Regierungstruppen hatten einen Raketenwerfer in Stellung gebracht und mit einem einzigen Schuß die Menge auseinandergetrieben.
    Noch immer dröhnten die Lautsprecherstimmen und forderten wie zum Hohn die Demonstranten zur Räumung der Straße auf.
    Mit röhrenden Triebwerken schossen ein Dutzend Polizeigleiter vom Himmel. Als sie ihren tiefsten Punkt erreicht hatten, öffneten sich an ihrer Unterseite runde Luken, aus denen gelbliche Gasschwaden quollen.
    Hastig trat der Riemenmann vom Fenster zurück, ergriff den Sorcerer am unverletzten Arm und zog ihn zur Tür.
    »Lähmgas!« brüllte er gegen den Lärm der Gleitertriebwerke. »Die Regierung macht ernst!«
    Langsam trieben die ersten gelben Schwaden durch das zersplitterte Fenster.
    Mit einem Ruck riß der Riemenmann die Tür des kleinen Apartments auf und hastete zusammen mit dem Sorcerer auf den Korridor. Still und menschenleer lag er vor ihnen.
    Der Sorcerer preßte eine Hand auf seine Wunde und fuhr sich nervös über die aufgesprungenen Lippen. Er deutete auf den Fahrstuhl, aber Llewellyn 709 schüttelte heftig den Kopf.
    »Zu gefährlich«, zischte er. »Wenn die Energieversorgung ausfällt …«
    »Hoffnung ist aller Laster Anfang«, spottete der Sorcerer. »Also zur Treppe.«
    Gemeinsam rannten sie durch den Korridor. Das Hotel schien verlassen Offenbar hatten sich die Gäste in ihren Zimmern verbarrikadiert und das Personal die Flucht ergriffen.
    Mit großen Sätzen eilten sie die schmale Treppe hinunter.
    Im Erdgeschoß zögerte der Riemenmann. Forschend blickte er sich um.
    Die Eingangshalle lag in Trümmern. Der Luftdruck der Explosion hatte Scherben über den ganzen Boden verteilt und den Staub der Straße hereingeblasen. Alles war mit einer fingerdicken Schicht aus Glassplittern und Schmutz bedeckt.
    Die Tür hing schief in den Angeln; eine Hälfte war zersplittert und blockierte den Ausgang.
    Immer öfter tackerte das trockene Gebell automatischer Gewehre. Das Gebrüll der Lautsprecher schmerzte in den Ohren. Die Schreie der Verletzten waren verstummt.
    Das Gas hat sie gelähmt, dachte der Riemenmann düster.
    Der gelbe Nebel trieb durch die Straßen und griff mit formlosen Fingern in die Häuser hinein.
    Der Sorcerer grinste verzerrt. »Wir müssen verschwinden!« zischte er. »Wenn das Gas …«
    Llewellyn warf dem untersetzten, kräftigen Mann einen raschen Blick zu. »In den Keller«, sagte er knapp. »Es gibt dort einen verborgenen Durchgang zu den Kanälen.«
    Der Sorcerer verdrehte die Augen, entgegnete aber nichts.
    Die Kellertür befand sich im Hintergrund des Foyers; sie war unversehrt. Vorsichtig fingerte Llewellyn an ihrem Magnetschloß und atmete erleichtert auf, als sie sich problemlos öffnen ließ.
    Die Treppe war steil und führte in ein sauberes, hell erleuchtetes Betongewölbe. Leichtmetallgitter teilten den großen Raum in zahllose kleine Kammern auf. Es roch durchdringend nach Desinfektionsmitteln.
    Der Sorcerer rümpfte die Nase. »Ziemlich provinziell«, knurrte er ungnädig. »Und nun?«
    Llewellyn winkte ihn hinter sich her und näherte sich einer dämmrigen Nische.
    »Unsere Freunde«, erklärte er leise, »haben sich gut vorbereitet und überall Fluchtwege geschaffen. Paß auf!«
    Sorgfältig tastete er die kahle Wand ab und verharrte plötzlich. Die goldenen Riemen funkelten im Glanz der Leuchtflächen an der Decke und blendeten den Sorcerer sekundenlang. Ein Scharren ertönte und die Wand schwang auf. Sie gab einen schmalen, mannshohen Durchgang frei.
    Der Sorcerer keuchte, als ihm betäubender Gestank entgegenschlug. »Myriam steh mir bei!« stieß er unwillkürlich hervor. »Willst du mich umbringen?«
    »Ein interessanter Vorschlag«, knurrte der Riemenmann.

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