Die Terranauten 007 - Die Kinder Yggdrasils
in Brasilien, der Sitz des Grüne-Hügel-Konzerns, war eine weiße Stadt, die um einen Hügel herum erbaut war. Carlos Pankaldi, der Generalmanag dieses Konzerns, der sich mit Freizeitgestaltung beschäftigte, legte Wert darauf, daß auch der Sitz seiner Zentrale dem betont heiteren Image seines Konzerns entsprach.
Die breiten Straßen waren schreiend bunt gepflastert. Protopnachbildungen exotischer Pflanzen umgaben die Häuser und zogen sich den Hang hinauf, wo sich der Konzernpalast in grellem Rot von dem aufdringlich blauen Himmel abhob.
Der Palast bestand aus einem Säulenkreis, der durch ein enges Geflecht aus silberfarbigen künstlichen Blumen verbunden war. Das achteckige Dach bestand aus gelben Metallranken, die einen witterungsbeständigen Protopschleier hielten, der in allen Schattierungen des Regenbogens funkelte.
Carlos Pankaldi eilte mit langen Schritten unter den hohen Bäumen des Parks hervor, der das farbenfrohe Gebäude umrahmte. Hinter ihm her schnaufte ein kleiner, dicklicher Mann mit schimmernder Glatze, der mühsam mit dem Manag Schritt zu halten versuchte.
»Und dieses verschollene Treiberschiff von Hermes ist nicht der einzige Fall!« sagte der Dicke keuchend. »Vor meiner Abreise hat mich die Nachricht erreicht, daß ein Treiberschiff mit Ladung für den ABS-Konzern ebenfalls kurz nach dem Eintritt in W II spurlos verschwunden ist. Es muß etwas unternommen werden! Von den registrierten Logen arbeiten nur noch knapp 60 % regelmäßig, die meisten davon im Kurierdienst.«
Pankaldi blieb so plötzlich stehen, daß der kleine Mann gegen ihn prallte und beinahe gestürzt wäre.
»Es ist nicht auszudenken«, sagte der Generalmanag überlegend, »wenn diese Beispiele Schule machen! Das gesamte Transportwesen geriete in Gefahr! Und die Kooperation der Servis ist sich absolut klar darüber, daß es Unannehmlichkeiten geben kann, wenn wir versuchen, Valdec Einhalt zu gebieten?«
Der Dicke nickte entschlossen. »Absolut!« bestätigte er. »Wir sind bereit, das in Kauf zu nehmen! Unsere Existenz steht auf dem Spiel! Und wenn man es genau bedenkt, nicht nur das! Das gesamte terranische System ist gefährdet. Unser Kolonialreich wird sich bald auflösen, wenn die enge Verbindung zu Terra nicht mehr aufrechterhalten werden kann! Die übrigen Manags müßten das auch einsehen!«
Pankaldi nickte gedankenverloren. Er blickte eine Weile schweigend zu Boden und schien seinen Besucher völlig vergessen zu haben. Als der Dicke sich räusperte, blickte er verwirrt auf und lächelte dann etwas verlegen.
»Ihr müßt entschuldigen!« sagte er. »Aber ich stehe vor einer schwierigen Entscheidung. Obwohl ich die Gefahr deutlich erkenne, ist es nicht so einfach sich gegen einen anderen Manag zu stellen, noch dazu gegen den Vorsitzenden des Konzils.«
Er reichte seinem Gast die Hand. »Ich werde eine außerordentliche Konferenz einberufen«, erklärte er. »Ich denke, die Manags der übrigen Konzerne werden sich bereit erklären, mich zu unterstützen. Und Valdec wird nichts anderes übrig bleiben, als sich unserer Mehrheit zu fügen. Ich danke Euch, daß Ihr gekommen seid. Ihr könnt Euren Freunden ausrichten, daß ich mein möglichstes tun werde, um diese unhaltbare Situation zu ändern.«
*
»Die gleichen Meldungen sind auch bei mir eingetroffen«, sagte Alexandro Baikal, Generalmanag des Konzerns V/O Kulturaimport. »Es sieht wirklich sehr bedenklich aus. Wer hätte gedacht, daß diese Sache solche Kreise zieht.«
Philip Myers, ABS Stiftung, Huntsville, betrachtete angelegentlich seine Fingernägel. »Ich muß Euch ebenfalls recht geben, Pankaldi«, stimmte er zu, »aber habt Ihr das Risiko auch genau abgeschätzt? Valdec verfügt über beträchtliche Mittel, um uns das Leben schwer zu machen.«
»Er hat gar keine Hand mehr frei, um noch gegen uns etwas unternehmen zu können«, mischte Pankraz Paklew sich ein. »Ich habe schon lange den Eindruck, daß ihm das Problem mit den Treibern über den Kopf gewachsen ist. Ehrlich gesagt, hatte ich auch nicht vermutet, daß diese Sternenzigeuner einen so entschiedenen Widerstand leisten.«
»Ich finde, daß es Valdecs Sache ist, wenn er seinen Konzern aufs Spiel setzen will – ich jedenfalls bin nicht bereit dazu!« knurrte Jorge Huan, der Generalmanag des Kawasaki-Ringo-Konzerns, der sich ebenso wie Paklew mit Herstellung, Vertrieb und Wartung von Ringo-Raumern befaßte. »Er will die Treiber ausschalten und bietet uns als Ersatz seine Kaiserkraft
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