Die Terranauten 010 - Revolte auf Luna
funktioniert. Leande, du mußt ihn bedienen. Keiner von uns kann es, nur du. Es geht um unser Leben. Bringe diesen Computer dazu, daß er funktioniert und in das Kommunikationssystem eines anderen eingreift.
Komm, Leande, ich weiß, daß du es kannst. Wir müssen den Computer der Garden blockieren. Du kannst es, Leande!«
Das Mädchen blinzelte, blickte hinüber zu der staubigen Computerwand. Seine Gestalt straffte sich. Langsam ging es auf die Kontrollen zu, strich vorsichtig mit den Fingerspitzen durch den Staub.
»Ein altes Modell«, flüsterte sie. »Nicht sehr leistungsfähig für seine Größe … Aber es müßte funktionieren. Vielleicht nicht lange; eine Sekunde, eine Stunde oder einen Tag. Ich weiß nicht, wie groß die Kapazitäten des anderen Rechners sind …«
Atemlose Stille erfüllte die große Halle.
*
Irgend etwas hatte Cosmoral Evita Jaschini gezwungen, die Zentralkuppel wieder zu verlassen. Eine innere Unruhe, eine ungewisse Ahnung vielleicht, daß sich die Dinge geändert hatten und eine Entscheidung bevorstand.
Gleichmäßig summte der Gleiter über die Anlagen von Lunaport, überflog den Kraterwall und beschrieb eine weite Kurve über der unberührten, narbigen Steinwüste des Mondes. Hier und da identifizierten die empfindlichen Instrumente ihres Gleiters Metall und die Echos gewaltiger Energieströme; einzige Hinweise auf die Existenz der computergesteuerten Abwehrstellungen des Gardenstützpunktes.
Der Gedanke an die Lasergeschütze und die Startrampen der Abwehrraketen verschaffte der Grauen ein Gefühl der Sicherheit; Lunaport war unangreifbar. Weder Feinde im Innern noch Angreifer aus dem Raum konnten ihm gefährlich werden.
Lunaport war eine Bastion des Konzils; und das Konzil verstand es, seine Bastionen zu schützen.
Evita Jaschini hatte die Funkempfänger des Gleiters abgeschaltet, um in Ruhe über alles nachdenken zu können. Nur der Communer an ihrem Handgelenk verband sie noch mit der Mondzentrale.
Wieder blickte sie nach unten. Die Kuppel ihrer Pilotenkanzel hatte eine geringfügige molekulare Veränderung erfahren und zeigte ihr die Oberfläche des Mondes in grellen Falschfarben. Dort, wo das transparente Material seine alte Struktur noch beibehalten hatte, gähnte Finsternis.
Die Krater zeichneten sich als unregelmäßige rosa Kreise ab, die in einem Meer aus rotem, erstarrtem Wasser zu schwimmen schienen. Blaßblaue Schatten, vier oder fünf in einer geraden Linie, deuteten auf Wärmestrahlung hin; dort mußten sich tief im Gestein die einzelnen Trakte des Mondkerkers befinden.
Ein leichter elektrischer Schlag an ihrem Handgelenk ließ die Graue zusammenzucken. Verwirrt starrte sie auf den silbernen Reifen des Communers.
Was war das?
Der Funkimpuls lag auf der Geheimfrequenz des Zentralcomputers.
Evita Jaschini verengte die Augen. Aber die Sendung ergab keinen Sinn; der Communer konnte sie nicht dechiffrieren.
Abrupt brach das Summen des Communers ab.
Der Sender war verstummt.
Sorge ergriff die Graue. Was hatte dieser Zwischenfall zu bedeuten? Sie wendete den Gleiter und schoß mit hoher Geschwindigkeit zurück nach Lunaport.
Schemengleich huschte sie über die Anlagen, und mit jeder Sekunde wuchs ihre Besorgnis. Sie wußte plötzlich mit völliger Klarheit, daß die Vorfälle in Trakt Gamma und der Funkimpuls zusammenhingen. Irgend etwas ging in den Mondkerkern vor, und sie mußte um jeden Preis herausbringen, was.
Der Geruch der Gefahr hing mit einemmal wie eine drückende Smogwolke über dem Raumhafen.
Die Graue erhöhte die Geschwindigkeit des Diskus, passierte die Wohnkuppeln im Zentrum des Kraters und erreichte in wenigen Sekunden den versteckten, unscheinbaren Würfel der alten Schleuse. Sie mußte mit dem Psyter sprechen!
Sie zögerte einen Moment, griff dann nach dem Schocker und verließ mit heftig pochendem Herzen den Gleiter.
Die Stille des Mondes wurde nur von ihren schnellen Atemzügen durchbrochen; seltsam hohl und unwirklich klangen sie in dem durchsichtigen Raumhelm.
Das Bewußtsein drohender Gefahr verstärkte sich.
Ihr Entschluß, den Psyter aufzusuchen, erschien ihr in diesem Moment unsinnig, aber sie konnte nicht anders.
Die Graue öffnete mit dem Kodegeber das Außenschott der Schleusenkammer und betrat den engen, kahlen Raum.
Ein tiefes Brummen irritierte sie.
Erst als sich hinter ihr die schwere Stahltür schon geschlossen hatte und zischend Sauerstoff in die Schleuse gepumpt wurde, begriff sie, was das Geräusch
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