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Die Terranauten 010 - Revolte auf Luna

Die Terranauten 010 - Revolte auf Luna

Titel: Die Terranauten 010 - Revolte auf Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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Riesenkröte drohend. »Keinen Millimeter, keinen Augenblick.«
    Der Riemenmann trat langsam auf Leande zu.
    Das Mädchen blickte auf und starrte ihn mit dunklen, bittenden Augen an. Aber sie sah ihn nicht wirklich, nicht so, wie es Menschen gewöhnlich tun.
    »Verschwinde«, befahl das Wesen, das nur in Leandes Fantasie-Universum existierte und eine Verkörperung all jener Dinge war die das Lerroon-Sekret in ihr freigesetzt hatte. »Oder ich töte dich. Vollständig.« Die Kröte schob sich schwerfällig näher. Sie hatte keine Augen, aber sie schien ihn trotzdem wahrzunehmen. »Oder ich behalte dich hier. Für immer. Ewig. E-wig-lich.«
    Der Riemenmann straffte sich. Undeutlich registrierte er das zarte Seil, die Nabelschnur, die ihn mit seinen Freunden und seinem Körper »draußen« verband. Kraft pulsierte zu ihm, ließ ihn sich aufrichten und seine Furcht vergessen.
    »Ich werde sie mit mir nehmen«, verkündete Llewellyn 709 kühl. »Wenn du etwas unternimmst, zerschmettere ich dich.«
    Die Kröte lachte; es war seltsam anzuhören. Ein menschliches Gelächter, das einem Froschmaul entströmte. »Du weißt nichts, Treiber. Du begreifst nichts. Jede Wirklichkeit besitzt Stabilität. Jede ist gleichberechtigt vorhanden. Keine übertrifft die andere – allein der Standpunkt ist wichtig.« Wieder machte die bedrückend reale Halluzination einen Sprung. »Du bist verloren. Und sie gehört mir.«
    Erneut sprudelte das Gelächter hervor. »Süße, zarte Leande, allein in ihrer Welt. Allein – mit mir.«
    Der Riemenmann ergriff Leandes Arm und zerrte sie in die Höhe.
    Die Drohung, die von dem seltsamen, unerklärlichen Wesen ausging, verstärkte sich.
    »Geh – oder ich töte dich«, knurrte die Kröte. »Geh!«
    Der Riemenmann hielt Leande unerbittlich fest und glitt zurück in den Trancezustand. Seine psionischen Sinne griffen nach dem Reservoir des Weltraum II, und er gab einen Teil seiner Lebenskraft, fühlte wieder den eigenartigen gespaltenen Zustand; auf der einen Seite die Stärke, auf der anderen Erschöpfung. Folge des Energieaustausches.
    Und dann schlug er zu.
    Der Himmel klaffte unter seiner Willenskraft auseinander, verlor den violetten Glanz, wurde zur Decke der unterlunaren Bergwerkszentrale. Der Horizont rückte näher und nahm die Konturen von Computerterminals und Rechenblöcken an. Hier und da flackerte schemengleich eine menschliche Gestalt.
    Die Kröte schrie, schrie mit der Stimme eines Kindes.
    Erneut nahm der Himmel violette Farbe an, doch nur kurz, und die Umgebung veränderte sich mehr und mehr. Immer deutlicher wurden die Gestalten seiner Freunde, die Schalttafeln, die verstaubten Sesselreihen.
    Ein geistiger Schlag ließ Llewellyn ächzen. Feuer durchzuckte ihn, drohte ihn zu verbrennen. Nur mit Mühe zwang er die Panik nieder, ging zum Gegenangriff über.
    Eine Welle zerstörerischer psionischer Energie schlug dem irrealen Geschöpf entgegen, ließ den Schrei verstummen, das Wesen schrumpfen.
    Der Riemenmann fühlte, wie der fremde, tödliche Einfluß in Leandes Bewußtsein zurückwich, tiefer und tiefer gepreßt und versiegelt wurde.
    Er hatte den Kampf gewonnen.
    Noch war Leande nicht geheilt, noch waren ihre seelischen Wunden nur übertüncht, aber sie würde es schaffen, in die Welt der anderen Menschen zurückzukehren. Später konnte man ihr dann weiterhelfen.
    Beruhigend flüsterte er dem Mädchen tröstende Worte ins Ohr.
    Der Übergang von ihrer Wirklichkeit in die der anderen Menschen war nahtlos vollzogen worden. In Trance mußte er sie auch mit seinem Körper berührt haben, nicht nur mit seinem Geist.
    Zögernd lösten sich die Treiber aus ihrer Konzentration. Ihre Gesichter wirkten mit einemmal müde, ausgezehrt, zeugten von der Anstrengung, die es gekostet hatte, den Kampf gegen Leandes verrücktes Ich zu gewinnen.
    Leande stand noch unter dem Schock der Rückkehr in die Realität. Sie sah auf und erblickte Scanner Cloud, der abwartend dastand.
    Das Mädchen lächelte. Und der Riemenmann erkannte befriedigt, daß es ein normales, verwirrtes Lächeln war, nicht jene verzweifelte, gespenstische Grimasse.
    »Scanner!« flüsterte Leande. »Scanner, was ist geschehen? Und wo bin ich? Hilf mir, hilf mir doch!«
    Cloud ging auf sie zu, und mit jedem Schritt schien sich das Mädchen mehr zu beruhigen. Sanft nahm er es in die Arme.
    »Später«, sagte er rauh, »werde ich dir alles erklären. Leande, dieser Computer … Er ist alt, hat Jahrzehnte stillgelegen, aber er

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