Die Terranauten 011 - Planet der Logenmeister
wir uns also nicht um sie oder um ihre Hinterlassenschaften.«
»Vielleicht sollten wir uns doch damit beschäftigen«, wandte der Schatten ein. »Wir haben zu viele Trümmer, Ruinen und erhaltene Artefakten in der Galaxis gefunden, um sie einfach zu ignorieren. Vielleicht ist es von Vorteil für das Konzil, wenn wir wissen, was für den Untergang der Nichtmenschen verantwortlich war. Auf der Höhe ihrer Macht …«
In diesem Augenblick ließ die ARDA IV die Barriere hinter sich. Spilter versank hinter den Bergspitzen, und nur noch ein schmaler Streifen der roten Riesensonne lugte herüber in die Zwielichtzone, die fern am Horizont allmählich in die ewige Finsternis der Nachtseite überging.
»Ortung, Cosmoral«, gellte eine Stimme auf. »Die Flugscheibe … Dort unten!«
Auf dem Panoramaschirm flimmerte es, dann stabilisierte sich das Bild wieder. Deutlich war das silberne Rund der Flugscheibe zu erkennen, die schief in der Geröllwüste am Fuß der Berge lag. Von terGorden – falls er der Flüchtling war – fehlte jede Spur.
Evita Jaschini straffte sich und glitt aus ihrem Sessel. Das dünne, aber widerstandsfähige Material ihres Kampfanzuges zeichnete die Konturen ihres Körpers nach, und der falsche Ashmit wandte hastig den Blick ab. Er fühlte, daß er diese Frau begehrte.
»Landen Sie«, befahl die Graue. »Die Flüchtigen müssen sich irgendwo dort unten verstecken. Wir folgen ihnen zu Fuß. So haben wir eine bessere Chance, ihn zu finden.«
Unwillkürlich tastete der falsche Ashmit nach der schweren Laserpistole an seiner Hüfte. Und plötzlich fragte er sich, ob es ihnen tatsächlich gelingen würde, den Erben der Macht zu überwältigen, falls es sich wirklich um ihn handelte. David terGorden hatte auf ihn nicht den Eindruck eines Mannes gemacht, der sich kampflos seinem Schicksal ergab. Der Treiber schien mehr Leben zu besitzen als die sprichwörtliche Katze.
Und dann verstummten die Triebwerke. Die ARDA IV war gelandet.
*
Spilter warf fahles Licht über die Ebene des Zwielichtlandes.
David terGorden duckte sich hinter einen mehr als mannshohen Felsbrocken und blinzelte zurück zu dem riesigen Steinwall. Irgendwo hinter den aufgetürmten Felsen floh Narda mit dem Gleiter vor den Nachstellungen der Garden. Dann verdrängte er die Gedanken an Narda, an Asen-Ger und die anderen Summacums und Treiber, die in diesem Augenblick von den Landetruppen der Grauen Garden angegriffen wurden.
Er konzentrierte sich und wandte seine Aufmerksamkeit dem stählernen Diskus zu, der dicht neben seiner verlassenen Flugscheibe das Braun und Rot der Felsbrocken mit einem Tupfer Silber verzierte. Graue zwängten sich aus der Ausstiegsluke. Er zählte mit und kam auf zwanzig Gardisten.
Der Erbe der Macht preßte die Lippen zusammen.
Zu viele für einen einzigen Mann. Die Grauen führten schwere Lasergewehre mit sich, und vermutlich verfügten sie auch über Infrarotdetektoren und andere technische Hilfsmittel, die ihn binnen Minuten aufspüren konnten. Er durfte hier nicht bleiben! Nachdenklich wanderten seine Blicke über die Ebene des Zwielichtlandes. Dieser Teil der Nahtstelle zwischen Tag- und Nachtseite erhielt nur zwei, drei Stunden fahles Licht von Spilter, dann versank die Sonne wieder hinter den Bergen, um erst nach langer Zeit wieder zu erscheinen. Zoes Umlaufbahn um Spilter »schlingerte« ein wenig. Erst diese Unregelmäßigkeit sorgte dafür, daß die rote Riesensonne in kurzen Abständen für wenige Stunden das Zwielichtland hinter der Barriere und sogar Teile der vereisten Nachtseite erwärmte. Heftige Stürme waren die Folge, die sich an der weltumspannenden Bergkette brachen. Und in der Dunkelperiode konnte es so kalt werden, daß selbst im Zwielichtland Teile der Atmosphäre als Schnee zu Boden fielen.
In der Feme machten terGordens Augen ein feines Muster dunkler Punkte aus, die sich dem Horizont zu vermehrten und der Ebene das Aussehen eines gewaltigen Siebes verliehen. Von Narda hatte David erfahren, daß es in diesem Teil des Zwielichtlandes tierisches Leben gab. Vorherrschende Spezies war ein an irdische Termiten erinnerndes Insektenvolk, das für die Löcher im Boden verantwortlich sein sollte. Allerdings war nur wenig über diese Tiere bekannt; was man von ihnen wußte, stammte aus der Zeit der ersten Kolonisierung Zoes, als die Siedler hier im Zwielichtland nach seltenen Kristallen geschürft hatten. Die Insektoiden galten als halbintelligente, dem Aussterben nahe Rasse, mit der
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