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Die Terranauten 014 - Im Reich der Geflügelten

Die Terranauten 014 - Im Reich der Geflügelten

Titel: Die Terranauten 014 - Im Reich der Geflügelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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langen Schlauch ionisierter Luft hinter sich herzog.
    Vor ihnen tauchte eine Ebene auf. Safrangelbe Vegetation, grüner Himmel, violette Wolkenfetzen.
    AUSSENTEMPERATUR 179,7 GRAD, meldete der Computer. GESCHWINDIGKEIT 780,3 STUNDENKILOMETER. ERBITTE LANDEERLAUBNIS.
    Hastig betätigte Cloud einen Schalter. Eine Kontrolle leuchtete auf. Noch einmal brüllten die Triebwerke, dann folgte ein Ruck, ein harter Stoß, dann Stille.
    Gelandet, dachte Llewellyn 709 erleichtert. Sie waren gelandet.
     
    *
     
    Der Horst lag auf einem Gipfel der Küstenberge.
    Es waren noch hundertachtzig Nächte bis zum Weltenstillstand und der Schwarm der Oomp Ashra suchte zu dieser Zeit immer das Gebiet der Küstenberge auf. Später würden sie weiterziehen, den Finner folgend, bis zum Schwarzfluß und dann wieder zurück nach Norden.
    Deschmarn-Drag dachte an die Felsobelisken im Tiefland, im Zentrum des Kontinentes, wo sie nach dem Weltenstillstand rasten würden, um Kinder zu zeugen und den Fortbestand des Schwarmes zu sichern.
    Die Bergspitze wirkte verrunzelt und narbig durch die kunstvoll angeklebten Felsnester aus Finnerhaut und Stroh. Die Nester waren kugelförmig und mit einem engen Schlupfloch versehen, so daß der eisige Wind nicht hineindringen konnte. Ein kleines Plateau, nicht größer als vier mal acht Mannslängen, diente als Lager für die erlegten Finner. Ashras wimmelten umher, nahmen die Tiere aus, präparierten das Fleisch mit dem Salz der Klippen, gerbten die Häute und bearbeiteten die Knochen.
    Deschmarn-Drag lag auf den Winden, bewegte träge seine dunklen Schwingen und genoß die Blicke, die die Ashras ihm als erfolgreichen Jäger zuwarfen.
    Ihre Beute würde die Hälfte der Zeit bis zum Weltenstillstand ausreichen, aber vielleicht war es klüger, die wandernde Finner-Herde bereits jetzt zu verfolgen, um ihre Zugrichtung auszukundschaften.
    Die Sonne warf grünes Licht über die Berge. Sie spiegelte sich in den Schneekuppen, die den Oomp Ashras ihr Wasser lieferten.
    Deschmarn-Drag stieß einen leisen Schrei aus, der den ruhelos kreisenden Wächtern sein Vorhaben signalisierte.
    Geschmeidig schoß der Ashra an ihnen vorbei. Er stürzte sich die Schluchten hinunter der Ebene entgegen.
    Wächter! dachte er voll Bitterkeit. Die Zeiten waren im Wandel. Nie zuvor hatten sie Wächter benötigt, denn die Welt lag im Frieden, die Schwärme der Ashras lebten ohne Rivalitäten miteinander. Doch seitdem die Boten sie in ihrem Horst weiter nördlich besucht und vor dem Flug zu den Küstenbergen gewarnt hatten, drohte das Undenkbare Wirklichkeit zu werden.
    Schatten vom Meer, die Blitze spuckten. Viel Blut, viel Tod, und niemals Gnade.
    Deschmarn-Drag driftete mit den Winden und erinnerte sich an die alten Gesänge, die nun durch die Berichte der Boten bedrohliche Realität erhielten.
    Gab es sie wirklich, diese Schatten vom Meer, die die Ashras töteten, wo sie sie fanden? Doch warum mordeten sie? Es gab keinen Grund, jemanden zu töten. Die Welt war groß und reich. Jeder erhielt, was er benötigte. Warum dann töten? Die Schatten waren keine Jäger. Sie interessierten sich nicht für ihre Opfer, ließen sie einfach liegen.
    Die Ebene lag nun unter ihm. Die Berge waren nur noch eine gezackte Silhouette im grünen Sonnenlicht. Vereinzelt wurden Finner sichtbar. Das bedeutete, daß sich die Herde nicht weit entfernt befand.
    Der Ashra bewegte seine Schwingen heftiger, griff nach dem Wind und wurde schneller. Er schoß pfeilschnell über das endlose Safrangelb, das hier und da von den dünnen blauen Linien kleiner Bäche und Flüsse zerschnitten wurde.
    Die Finner-Herde war nirgends zu entdecken.
    Verwirrung überfiel den Ashra. Was machten die Tiere unter ihm so weit von der Herde entfernt? Allein waren sie leichte Beute für die Raubtiere der Ebene, für die Jäger der Lüfte. Etwas mußte sie erschreckt und versprengt haben.
    Er dachte an den Donner, der gestern die Welt erschüttert hatte, an das Feuer am Himmel, das rasch erloschen war. Konnte es damit zusammenhängen? Und was mochte das alles bedeuten? Vielleicht waren die Schatten der Meere …
    Verärgert schob Deschmarn-Drag den Gedanken beiseite. Es war leicht, sich der ungewissen Furcht hinzugeben, aber er war ein Ashra und damit Herr dieser Welt. Kein Grund, Angst zu empfinden.
    Doch dann löste sich von seinen dunklen, hornigen Lippen ein heller, entsetzter Schrei. Dort, vor ihm, fremd wie die Stille des Weltenstillstands, hockte etwas Großes, Schwarzes auf der

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