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Die Terranauten 014 - Im Reich der Geflügelten

Die Terranauten 014 - Im Reich der Geflügelten

Titel: Die Terranauten 014 - Im Reich der Geflügelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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litt Not. Aber gleichzeitig gab es niemanden, der mehr besaß als nötig. Und niemand verlangte nach mehr.
    Es war einfach. Jeder Ashra wußte von diesen Dingen. Sie waren das Gesetz und das Gesetz wurde befolgt. Nicht aus Furcht vor Strafe, sondern weil jeder begriff, daß es notwendig war.
    Deschmarn-Drag stieg mit den Winden und eilte seinen Jägern entgegen, die über den erlegten Finner kreisten und vor Freude laut und melodisch pfiffen.
    Shona-Sset flog ihm entgegen, das dunkle Gesicht zufrieden und entspannt. Die Wölbungen ihres Leibes und die Befriedigung über die gelungene Jagd lösten ungewisse Erregung in ihm aus. Er öffnete den kleinen, schmalen Mund und lachte, als ihre Schwingen seinen Rücken streiften, und das Gelächter klang wie der Schrei einer Katze, nur lauter, melodischer.
    »Wir müssen uns beeilen, Drag«, rief ihm die Ashra zu. »Die Finner machen bereits kehrt. Sie haben die Witterung aufgenommen, und wir dürfen nicht zu lange am Boden bleiben.«
    Deschmarn-Drag gab mit einer Geste seine Zustimmung zu erkennen und gemeinsam näherten sie sich den dicht über dem Boden kreisenden Jägern, die gemeinsam die erlegten Tiere zu einer leichten Anhöhe schleppten.
    Zufrieden und auch ein wenig stolz über die Leistungen seiner Gruppe erkannte Deschmarn-Drag, daß Valmed-On und Adasan-Cad die aus großen Stücken gegerbter Finnerhaut bestehende Transportdecke ausgebreitet hatten. Vierzehn Finner waren eine schwere Last, aber sie waren elf Träger, und Cad würde ihnen vorausfliegen und den Schwarm benachrichtigen. Es würde nicht lange dauern bis zum Erscheinen weiterer Helfer.
    Der Ashra bewegte seine Schwingen, entfernte sich vom Boden und spähte nach Osten, in jene Richtung, in die die Finner verschwunden waren. Er meinte, eine lange schwarze Linie zu erkennen.
    Die Finner?
    Sie waren schnell. Und sie waren gefährlich, wenn sie die Jäger am Boden überraschten. Die Ashras waren die Herren der Winde, die Könige der Berge, doch hier auf dem harten Steppenboden lag das Reich der Finner.
    Leises Grollen drang an seine empfindlichen Ohren. Die dunkle Linie am Horizont wuchs langsam, aber stetig zur Mauer.
    »Schneller!« schrie der Jäger den Ashras zu. »Wir müssen zurück in den Horst, zu den Bergen. Die Finner kehren zurück.«
    Und sein Blick löste sich von den gelben Leibern, die wie eine Springflut heranschossen. Er sah zum Gebirge hinauf, zu den Spitzen der Welt, auf denen die Horste der Ashras thronten. Etwas wie Sorge lag in seinem Blick, ja vielleicht sogar Furcht.
    Denn hinter den Bergen lag das Meer, aufgetürmte Wassermassen, die mit feuchten Fingern in den Himmel griffen und unaufhörlich gegen die Klippen brandeten. Gischt hing weiß in der Luft, kurzlebige Nebelwolken, die auf den riesigen Wellenkämmen tanzten, von denen sich manche so hoch wie das Vorgebirge auftürmten.
    Das Meer war das Nichts, die unfruchtbare öde, das große Unbekannte. Kein Ashra konnte es wagen, die Küste und den sicheren Schutz der Berge zu verlassen.
    Aber seit kurzem, dachte Deschmarn-Drag, und diesmal glomm in seinen Augen wirkliche Furcht, seit kurzem kam das Meer zu den Ashras. Und seine Berührung war kalt wie der Tod.
     
    *
     
    Der Gang durch das Schiff wurde für Llewellyn 709 zu einem Alptraum. Zu beiden Seiten des Zentralkorridors lagen die reglosen gläsernen Gestalten, die menschlichen Kokons, wie Leande sie genannt hatte, und überall herrschten völlige Stille und Dämmerlicht.
    Das Zentristenmädchen hatte er nicht mehr finden können; vielleicht hatte sie den anderen Weg genommen, den zu den Luftschleusen.
    Die Gesichter, die ihm stumm und wächsern entgegensahen, waren ihm vertraut. Nicht sehr, aber er hatte sie gesehen, als noch Leben in ihnen gewesen war. Den Riemenmann schreckte nicht der Tod, denn er hatte bereits zuviel Menschen sterben sehen, dahingemordet durch die Graue Garde, im Auftrag des machthungrigen Konzilsvorsitzenden Max von Valdec. Was ihn mit Entsetzen erfüllte, war die völlige Leere in den Gesichtern. Sie wirkten wie Puppen, kein Fältchen erinnerte noch an die Personen, die sie früher gewesen waren: der Tod aus Weltraum II hatte sie auf eine unbegreifliche Art entpersönlicht, neben ihrem Leben auch ihre gesamte Vergangenheit aufgesaugt und lediglich Hüllen zurückgelassen.
    Der Riemenmann kannte die Kräfte nicht, die etwas derartiges anrichten konnten. Er wußte nur wenig über die Geheimnisse des Weltraum II, aber er war sicher, daß die Kaiserkraft

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