Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 015 - Der Clan der Magier

Die Terranauten 015 - Der Clan der Magier

Titel: Die Terranauten 015 - Der Clan der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
Vom Netzwerk:
stillen Wasser. In den Erkern und Winkeln hockten zahllose Nachtsänger. Es waren kaum faustgroße, pelzige Kreaturen, deren helle Laute den Palast erfüllten und ein Gefühl der Heiterkeit auslösten.
    Die Stimmen der Nachtsänger zogen sich wie glitzernde Spinnweben aus Schall von Wand zur Wand. Siltrons Echoschreie hatten Mühe, die sonischen Vorhänge zu durchdringen.
    Der Lakai, der Siltron zu seinem Quartier führte, stieß einen ungeduldigen Ruf aus.
    Widerstrebend löste der Magier seine Aufmerksamkeit von einem Torbogen, durch den die Echobilder mehrerer würdevoll gekleideter Zopten an seine Ohren drangen.
    Schließlich hatten sie ihr Ziel erreicht.
    Wortlos stieß der Lakai eine Tür auf, die am Ende eines breiten, fellbespannten Korridors lag. Leichter Wind wehte durch schmale Luftschlitze in den Wänden die unzähligen Gerüche der Stadt herein. Doch dann drehte sich der Wind und brachte einen strengen Gestank mit sich.
    Siltron verzog das Gesicht. Offensichtlich hatte man ihn in der Nähe der Smolorchställe einquartiert. Eine Geste, die ganz zu Zanzin von Vrests nobler Persönlichkeit paßte.
    »Zu essen gibt es erst morgen etwas«, erklärte der Lakai mürrisch. Er war ein alter, graufelliger Zopte, vermutlich ein Veteran der Lorischen Armee, der seine letzten Tage im Palast fristen durfte. »Nachdem der Lore entschieden hat, ob du würdig bist, zur Nacht der stillen Wasser aufzutreten. Du wirst morgen abgeholt. Wenn du Durst hast, dann mußt du den Gang zurück und dann rechts. Dort liegt die Gesindekammer. Man wird dir einen Krug Wasser geben. Keinen Wein. Der Lore haßt berauschte Gaukler. Alles verstanden?«
    Der Magier entblößte die Zähne zu einem freudlosen Lächeln. »Wer könnte dich nicht verstehen?« fragte er zurück.
    Grußlos wandte sich der Lakai ab und schlug die Tür hinter sich ins Schloß. Eine Weile noch waren seine schlurfenden Schritte zu vernehmen, dann verklangen auch sie.
    Siltrons Echoschrei tanzten durch den einfach eingerichteten Raum, der gewöhnlich wohl von den Knechten des Loren bewohnt wurde. Dann setzte sich der Magier auf die harte Ruhebank und öffnete sein Bündel.
    Tausend Gedanken gingen ihm durch den Kopf.
    Der erste Schritt war getan. Er befand sich im Palast des Loren und würde für die nächsten Stunden nicht behelligt werden. Siltron lächelte erneut. Der Palast war streng bewacht. Aber während der Fahrt durch die winkligen Straßen von Neuzen Vrest hatte er einige vertraute Gesichter entdecken können und man würde wissen, worauf es ankam.
    Fast zögernd, mit einer ungewissen Ehrfurcht griff er nach dem kleinen Amulett, betastete es mit seinen Fingern, seinen Echoschreien. Das Metall war kalt. Er konzentrierte sich auf das hervorgewölbte komplizierte Muster und wurde augenblicklich von der Trance erfaßt.
    Aiden, rief er lautlos, während er das magische Amulett so fest umklammerte, daß sich seine Umrisse in seine Handfläche drückte. Melde dich, Aiden.
    Immer wieder stieß er den Ruf aus, der von keinem Ohr gehört werden konnte, den nur die Angehörigen des Clans der Magier verstanden, weil sie über Hexenkräfte verfügten und die Welten neben der Welt beherrschten.
    Wir gelten als Gaukler, dachte der Magier mit einem Teil seines Bewußtseins, während der andere Teil unermüdlich rief und das magische Ritual erfüllte. Man hält uns für Komödianten, Schausteller. Man haßt und verehrt uns, weil wir Dinge können, die den normalen Zopten verwehrt bleiben. Aber niemand weiß, über welche Macht wir in Wirklichkeit verfügen.
    Siltron rief lautlos in das Schweigen hinein. Er war geduldig. Er wußte, Aiden würde antworten, denn er war ein Magier wie er.
    Das Amulett war kalt wie der Reif, der im Norden frühmorgens die Steppen überzog. Dort lag das Land der Magier, eine Einöde an der Grenze zu Nordrunnevel, die als unbewohnt galt und von der niemand wußte, daß der Clan dort herrschte.
    Der Clan war alt wie die Zopten selbst. Älter als die Loren, viel älter als die Leihmänner. Er hatte überleben können, weil die Magier sich beim Einsatz ihrer Kräfte immer zurückgehalten und nur wenig von ihrer eigentlichen Macht enthüllt hatten. Doch nun war es Zeit, die freiwillige Isolation zu verlassen.
    Nicht nur, weil das zoptische Volk unter der Tyrannei der Loren stöhnte. Nicht nur, weil die Leihmänner aus dem Schmutz der Gosse hervorkrochen und ihr Netz über die Zopten warfen, sie von ihren Sippen trennten und in die Enge der Diensthäuser

Weitere Kostenlose Bücher