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Die Terranauten 016 - Gestrandet auf Rorqual

Die Terranauten 016 - Gestrandet auf Rorqual

Titel: Die Terranauten 016 - Gestrandet auf Rorqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conrad C. Steiner
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Debussy nicht reizen!
    »Angenommen, es ist wirklich so gewesen«, sagte David und legte alle Sanftheit, zu der er fähig war, in seinen Gesichtsausdruck, »dann müssen Asen-Ger und die anderen die Möglichkeit gehabt haben, sich zur nächsten Insel durchzuschlagen.«
    Debussy nickte. »Das müssen sie, in der Tat! Das Gas, das die Polaris und alle anderen Schiffe trägt, ist atembar. Man kann auf diesem Planeten nicht ertrinken! Wer hier über Bord geht, sinkt bis zum Grund hinab und kann sich ohne weiteres zu Fuß an Land begeben.« Er grinste wölfisch. »Das heißt natürlich nur dann, wenn Land in der Nähe ist und ihn die Rochen oder die andren Bestien nicht holen.«
    »Die Rochen?« fragte Zandra.
    »Bewohner der rorqualanischen Seen«, erwiderte Debussy. »Sie sind selten, aber gefräßig. Man hat sie so genannt, weil sie irdischen Rochen ähnlich sehen. Aber sie sind größer. Ein ausgewachsenes Exemplar hat eine Ausdehnung von hundert Quadratmetern.«
    »Oh.« Der Gedanke allein schien Zandra jede Freude an der roten Substanz zu verleiden.
    »Wir könnten das Boot also heben, wenn es hier gesunken ist, nicht wahr?« David trat einen Schritt näher an die Reling heran. Ein wahnwitziger Plan zuckte durch sein Gehirn. Was geschähe, wenn sie jetzt gemeinsam die Chance beim Schopf ergriffen und einfach über Bord sprangen? Konnten Debussys Leute sie in diesen Nebelschwaden aufspüren, wenn sie versuchten an Land zu waten? Ein nichtorganischer Körper – ein Schiff zum Beispiel – mußte offenbar eine bestimmte Größe aufweisen, um von der Gasmasse getragen zu werden.
    Debussy bestätigte Davids Vermutung. Es wäre eine Kleinigkeit – vorausgesetzt natürlich, man hatte genügend Leute, um den Seeboden abzusuchen – das gesunkene Boot heraufzuziehen.
    Man brauchte also nur noch die Vermißten aufzutreiben, die, wenn das Boot hier gesunken war, sich auf der nächsten Insel aufhalten mußten. Die Ortungsgeräte des Bootes funktionierten wirksam genug, um etwaigen Gestrandeten zu sagen, in welche Richtung sie sich begeben mußten, um auf eine Erhebung zu gelangen. Wenn Davids Theorie stimmte, war es unmöglich, daß Asen-Ger und die anderen, nachdem Kwangshi sie verlassen hatte, ziellos herumgeirrt waren.
     
    *
     
    Die Insel, die der immer noch imaginären Absturzstelle am nächsten lag, hieß Devonary und wurde von der Familie O’Broin beherrscht. Debussy hatte nur wenig Informationen über sie, aber er wußte, daß das System, das sie errichtet hatten, auf Sklavenarbeit basierte. Die wenigsten ihrer Untertanen waren frei, und sie lagen in ständigen Fehden mit ihren Nachbarn, den Vascinis. Beide Familien waren alteingesessene Geschlechter auf Rorqual und duldeten auf ihrem Besitz keine Fremden. Sie schienen Selbstversorger zu sein und lebten hauptsächlich von der Rochenjagd. Da sie sich gegenseitig ihre Fanggründe streitig machten, lebten sie in ständigem Krieg. Glücklicherweise war das Jagdgebiet aber mehr als hundert Kilometer von ihren Inseln entfernt. Wenn Asen-Ger und die seinen also an diesem fernen Gestade gestrandet waren, konnte ihnen keine unmittelbare Gefahr durch diese Tiere gedroht haben.
    Debussy ging außerordentlich vorsichtig zu Werke. Im Schutz des roten Nebels, der hier dichter war als anderswo, ließ er den Rudergänger die Insel der O’Broins so lange umrunden, bis er eine versteckte Bucht fand. Mächtige purpurfarbene Klippen erhoben sich zu beiden Seiten des Kanals, durch den sie die Landung wagten. Auch über diesem Land lag eine todesähnliche Stille.
    Überrascht stellten David und die anderen fest, daß der rote Nebel abnahm, je tiefer sie in das Land der O’Broins eindrangen. Lediglich von unten stiegen noch einige vereinzelte Schwaden auf, kamen aber nicht mehr höher als bis zur Reling. Rechts und links von ihnen erhoben sich zerklüftete Gebirge, die bald niedriger wurden und steilen Wiesen Platz machten, auf denen phantastische, tulpenähnliche Gewächse die Köpfe in den Himmel reckten. »Das sind die Bäume Rorquals«, erklärte Debussy seinen unfreiwilligen Gästen im Plauderton. »Erst wenn man neben ihnen steht, erkennt man, wie groß sie in Wirklichkeit sind. In den Kelchen können bequem zwei oder drei erwachsene Männer schlafen.«
    Nirgendwo gab es ein Anzeichen von Leben. Gegen Abend ließ Debussy die Polaris vor Anker gehen. Er schien ziemlich nervös zu sein, was angesichts der Tatsache, daß man sich in den Gefilden einer kriegerischen Sippe aufhielt,

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