Die Terranauten 016 - Gestrandet auf Rorqual
Wrackteile zum Verkauf angeboten haben, die einwandfrei zu einem Luftfahrzeug gehörten, kann ich daraus wiederum nur eins schließen: Sie sind hier notgelandet – wie ich. Der andere aber möglicherweise nicht. Und jetzt suchen Sie sein Boot, weil nur dieses Ihnen eine Chance bietet, von hier fortzukommen.« Debussy sah sie triumphierend an. »Stimmt’s?«
»Und wenn es so wäre?« fragte Zandra, bevor David auch nur einen Ton äußern konnte. »Was würde das für Sie bringen?«
Debussy stand auf und warf einen Blick durch die Butzenscheiben auf das Deck. »Eine Rückfahrkarte«, sagte er. »Eine Rückfahrkarte nach Hause. Ich will weg von hier, verstehen Sie? Dieser Höllenplanet macht mich krank, auch wenn ich hier einigermaßen Glück gehabt habe.« Er deutete auf das Schiff. »Nicht viele können von sich behaupten, im Laufe einer derart kurzen Zeit so weit gekommen zu sein wie ich, aber dennoch hält mich hier nichts mehr, seit ich den Sterbenden aufgelesen habe. Ich weiß, daß er mit einem Boot gekommen ist und daß möglicherweise ein größeres Schiff diesen Planeten umkreist.« Er sah David mit funkelnden Augen an. »Ich bin nicht der Dummkopf, der sich mit ein paar Säcken voll Schrott zufrieden gibt, wenn er dafür ein ganzes Raumschiff bekommen kann.«
Farrells Blick signalisierte David terGorden dasselbe, was ihm im gleichen Moment auch klar wurde: Debussy war nicht ganz normal. Entweder litt er unter einem großen Minderwertigkeitskomplex oder an Verfolgungswahn. Seine Annahme, man wolle ihn mit einem Sack Altmetall abspeisen, wenn er ihnen verriet, wo er den sterbenden Treiber aufgelesen habe, entbehrte jeglicher Logik. Er setzte von vornherein voraus, daß man ihn betrügen würde.
»Wer sagt Ihnen denn«, meinte David langsam und bedächtig, »daß wir Sie nicht mitnehmen würden, wenn wir das Boot gefunden haben?«
Debussy wirbelte herum.
»Ich hatte also recht!« sagte er. »Es gibt doch eine Möglichkeit, von hier fortzukommen!«
David zuckte die Achseln. Es hatte jetzt keinen Zweck mehr, Versteck zu spielen. Der Mann wußte zwar noch nicht alles, aber genug. Es galt jetzt, ihn auf ihre Seite zu ziehen, auch wenn Debussys geistiger Zustand ein Faktor war, den man nicht einschätzen konnte. »Um ganz ehrlich zu sein: Wir wissen es selber nicht. Wir sind selbst in der Situation, in der wir nach jedem Strohhalm greifen müssen. Es ist …«
»Schweigen Sie«, sagte Debussy und öffnete die Tür. Ein Schatten verdunkelte plötzlich den Raum. David, der Zandras entsetzt aufgerissene Augen sah, drehte sich langsam herum und musterte die gefiederte Kreatur, die gerade eingetreten war.
»Das ist Vasik«, sagte Debussy. »Ich sagte ihnen ja schon, daß Sie ihn noch kennenlernen würden.« Das dunkelgrüne gefiederte Geschöpf musterte David und die anderen mit brennenden Augen. »Die Segel sind gesetzt«, sagte es dann mit einer kehligen Stimme. »Wir laufen bereits aus.«
Als David und Farrell aufsprangen, verstellte der Grüne Flieger ihnen den Weg. Er war ungeheuer stark und schien nicht daran zu denken, mit seinen Kräften hauszuhalten. Ehe Farrell sich versah, wurde er mit dem Kopf gegen die nächste Wand geschleudert und brach blutend zusammen. David empfing einen ihn peinigenden Schmerzimpuls, dann packten hornige Hände seine Kehle.
Zandra riß eine herumstehende Flasche an sich und schmetterte sie der Kreatur an den Schädel. Sie zerbrach in hundert Stücke. David fiel zu Boden, landete inmitten des Scherbenmeers und riß sich die Haut auf. Er hörte Debussy lachen, dann verlor er das Bewußtsein.
*
In dem stinkenden Laderaum, in dem David terGorden wieder zu sich kam, war es finster wie in einem Bergwerk. Sein Schädel schmerzte etwas, aber ansonsten schien er unverletzt zu sein. Er rollte sich auf den Bauch, hob den Kopf und tastete den Boden ab. Er schien auf einer Art Strohsack zu liegen, denn wenn er sich bewegte, knisterte es. Um ihn herum war es still. Er flüsterte mehrere Male Farrells Namen, erhielt jedoch keine Antwort. Offenbar hatte Debussy dafür gesorgt, daß sie getrennt untergebracht worden waren.
Als er sich erheben wollte, berührte seine rechte Hand etwas weiches. Haut. David zuckte zuerst zurück, dann drangen seine Hände in die Dunkelheit vor. Es war nackte Haut. Seine Fingerkuppen ertasteten plötzlich etwas, das sich wie eine weibliche Brust anfühlte. Zandra? Er schüttelte den Kopf. Unter ihm stöhnte jemand. Unverkennbar eine weibliche
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