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Die Terranauten 016 - Gestrandet auf Rorqual

Die Terranauten 016 - Gestrandet auf Rorqual

Titel: Die Terranauten 016 - Gestrandet auf Rorqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conrad C. Steiner
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vor dem Grünen Flieger, und ihre Furcht, mit ihm gesehen zu werden, war nicht unbegründet. Mutter Yarina war nicht nur wachsam, sondern auch grausam. Und dieser Grüne Flieger hier … Er war mit seinem fremdartigen Aussehen nicht dazu angetan, in ihr freundschaftliche Gefühle zu erwecken.
    Der Blick des Grünen Fliegers war begehrlich auf Thornas junge Brüste gerichtet, und die spitze, blaßgrüne Zunge, die zwischen seinen rissigen Lippen zu sehen war, verriet seine Gedanken und Begierden. Er hatte eine dunkelgrüne Haut, spitze Ohren und Zähne, die an den Vampir der terranischen Märchen erinnerten. Er war schlank und dennoch muskulös, trug einen aus Grasfasern gefertigten Lendenschurz und ein langes, gebogenes Messer im Gürtel. Sein beinahe kugelrunder Schädel war völlig haarlos. Er legte eine hornige Hand auf Thornas Hüfte und zog das Mädchen an sich. Als sein Gesicht sich dem ihren näherte, zuckte Thorna zusammen und zitterte. Der Grüne Flieger roch nach Anis. Seine Haut war heiß. Er mußte eine sehr hohe Körpertemperatur haben, dachte sie überrascht.
    »Du willst weg von hier, wie?« flüsterte er in ihr Ohr.
    Thorna war schockiert. Daß sie derartige Gedanken hatte, war schon gefährlich genug. Daß der Grüne Flieger sie aussprach, grenzte schon an Ketzerei. Wollte er sie etwa versuchen?
    »Ja«, flüsterte der Grüne Flieger. Seine rauhe Wange berührte die Thornas. »Weg von hier. Durch das Sandmeer und über die Berge. Wo man atmen kann und leben. Das ist doch dein Traum, nicht, Menschenkind?«
    »Ja, ja«, keuchte Thorna, die die Hände des fremden Geschöpfes jetzt nicht mehr abwehrte. »Ich will sehen, was hinter den Bergen ist. Ich will die grünen Länder sehen und die Meere. Ich will wissen, wer dort lebt und wie … Ich habe nicht mehr viel Zeit, verstehst du? Ich habe fast das Alter … «
    »Ich sehe es«, sagte der Grüne Flieger. »Oh ja, ich sehe es wirklich. Bald wird man dich holen. Die Herren der Berge brauchen Menschenkinder wie dich. Du …«
    »Thorna!«
    Die schrille Stimme Mutter Yarinas gellte durch die über die Kolonie lastende Stille wie ein Schuß. Der Grüne Flieger zwinkerte Thorna noch einmal zu, breitete seine Schwingen aus und hob sich in die heiße Luft.
    In der gleichen Nacht war Thorna mit seiner Hilfe geflohen.
     
    *
     
    Überall wohin sie sah, trugen die Felsen Zeichen von Pflanzenwuchs. Die Sonne: Ein heißer Stachel in ihrem Rücken, Ansporn und Herausforderung zu einem noch härteren Einsatz ihrer Kräfte.
    Bald erreichte sie ein weiteres Grasband. Die Hälfte der Wand lag jetzt hinter ihr. Der Grüne Flieger (sie hatte ihn nicht einmal nach seinem Namen gefragt) hatte ihr den richtigen Weg gewiesen. Tief unter sich sah Thorna Wiesen liegen; wellige Graskuppeln, mit Steinen übersät. Die Kolonie war drei Tagesmärsche entfernt. Die Einöde, die vor ihr lag, drückte auf ihr Gemüt und machte sie plötzlich anfällig für ein erstes Vorgefühl von Angst und Verzweiflung. Noch war sie nicht aus der Gefahrenzone heraus. Noch nicht! Erst auf der anderen Seite würde sie niemand mehr suchen. Thornas Fuß ertastete einen Vorsprung, gewann Halt. Langsam zog sie sich hinauf. Eine Stunde später hatte sie den Gipfel erreicht und starrte auf das hinab, was sich vor ihr ausbreitete. Sie hätte beinahe aufgeschrien. Daß die Freiheit aus einem Gewaber roten Nebels bestand hatte ihr niemand gesagt.
     
    *
     
    Am nächsten Tag wanderte Thorna an einem seltsamen Fluß entlang. Milchige Dunstschleier bedeckten ihn von einem Ufer zum anderen und ließen nirgendwo einen Blick auf sein Wasser zu. Einmal glaubte sie ein hölzernes Schiff zu erkennen, dessen Segel schlaff vor dem Wind hingen. Sie bildete sich ein, einen lautlos dahintreibenden Rumpf zu sehen, vor dessen Bug sich die nebelhaften Wogen wie Flammenströme teilten. Natürlich gab es Schiffe auf diesem Fluß, auch wenn Thorna nicht verstand, wie sie es schafften, nicht unterzugehen. Denn als der Dunst sich gegen Mittag langsam lichtete, sah Thorna, daß der Fluß nicht aus Wasser bestand, sondern aus einem eigenartig leuchtendem, rötlichen Gas, in dessen Tiefen sich die unglaublichsten Kreaturen tummelten.
    Der Uferstreifen, auf dem sie ging, war trocken und dürr. Hin und wieder ragten zu ihrer Linken kleine Wäldchen aus überdimensional großen Blumengewächsen auf. Manche davon sahen Tulpen nicht unähnlich. Nirgendwo entdeckte sie jedoch Anzeichen menschlichen Lebens. Die Stille, die Thorna umgab, war

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