Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 025 - Ausflug ins Morgen

Die Terranauten 025 - Ausflug ins Morgen

Titel: Die Terranauten 025 - Ausflug ins Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
Vom Netzwerk:
Gletschern, die sich mehrere Dutzend Meter wie Türme aus Frost über der Eisebene erhoben, drifteten träge eine Handvoll Garde-Gleiter. Die diskusförmigen Flugkörper waren auf eine gespenstische Weise verändert. Ihre stählernen Hüllen wirkten durchsichtig. Durchsichtig wie das Eis, das Ultima Thule überzogen hatte. Und hinter den gläsernen metamorphosierten Rümpfen saßen wie erstarrt die Gestalten der Graugardisten. Ihre Gesichter lebten nicht mehr, waren Masken, zu Grimassen gefroren. Die Gleiter drifteten weiter, im Griff einer unsichtbaren Kraft, die aus dem Nichts zu kommen schien, und der Wind blies sie sachte über die endlose Eiswüste, bis sie in der Ferne verschwanden.
    »Queen Delter«, flüsterte die Manag. »Melden Sie sich!«
    David sah sie an, und sie erwiderte seinen Blick. Und – seltsam – er bemerkte in ihren Augen keine Angst, nur Verwirrung, Unglauben.
    »Das Funkgerät ist blockiert«, sagte David überflüssigerweise. Er lächelte grimmig. »Ich schlage vor, wir verschwinden so schnell wie möglich, ehe es uns wie diesen unglückseligen Gardisten ergeht.«
    Helena nickte zögernd und tippte mit konzentrierten Bewegungen ein Programm in den Autopiloten.
    Sie warteten.
    Der Gleiter bewegte sich nicht.
    Bis ihn ein leiser Rück erschütterte. Und dann stürzten sie ab. Hinunter auf die eisige Ebene, zu den gefrorenen Palästen des ehemaligen Biotroniks-Konzerns.
    Wir werden sterben! dachte terGorden benommen. Rasend schnell kam die glatte, platte Eisfläche näher. Der Aufprall war hart, schmerzhaft, löschte alle Gedanken aus.
     
    *
     
    Scanner Cloud sah Schemen. Vertraute Schattengestalten. Er hörte Stimmen, aber er verstand ihren Sinn nicht. Und er fühlte Wärme. Freundliche, besorgte, bittende Wärme.
    Komm! sagte jemand – etwas. Ich brauche deine Hilfe, Scanner Cloud.
    Hilfe … Hilfe … tönte das Echo.
    Er schwebte im Nichts. Um ihn herum gähnten Abgründe, Sternenschluchten, Milliarden Lichtjahre tief, Ewigkeiten weit. Sonnen flimmerten, blinzelten wie Augen. Ein Ruck durchlief seine Gestalt und er bemerkte, daß erschwingen besaß. Filigrane Flügel, so zart wie Sternenstaub.
    Er kannte die Richtung. Er kannte sein Ziel.
    Er bewegte seine Schwingen und jeder Flügelschlag ließ ihn Lichtjahre überwinden. Sterne, Planeten, Monde glitten an ihm vorbei. Finsternis umhüllte ihnfür eine kurze, klamme Sekunde, als er eine Dunkelwolke durchquerte.
    Er glitt weiter.
    Dann tauchte vor ihm die Sonne auf.
    Die eine, bestimmte Sonne.
    Er hatte sein Ziel erreicht.
    Und er wußte, was von ihm verlangt wurde.
     
    *
     
    Die Kälte schmerzte.
    Sie kroch durch seine dünne Serviskleidung, nagte an seiner Haut, seinen Augen, erfror seine Gedanken, seinen Willen.
    Wahnwitzige Angst stieg in David terGorden auf.
    »Helena!« stieß er hervor. Sein Atem gefror zu Kristallen. Er öffnete die Augen, und es tat weh. Die Kälte war unerbittlich.
    Tödlich.
    »Helena!« Es hätte ein Schrei werden sollen, aber es war nur ein Krächzen.
    Ein Stöhnen antwortete ihm. Die Erleichterung trieb ihm die Tränen in die Augen und noch während die Tropfen seine Wangen hinunterliefen, wurden sie zu Eis.
    Davids Hände ruhten in knietiefem Schnee und waren blauverfärbt durch den bitteren Frost. Er sah sich um, sah die zerbrochenen Überreste des Gleiters verstreut im Schnee liegen, der die Eisebene mehr und mehr bedeckte. Dann erblickte er Helena. Eiskristalle blitzten in ihrem roten Haar. An ihrem Mundwinkel klebte ein gefrorener Blutfaden.
    Sie stöhnte wieder, und der erschöpfte Laut übertönte das feine, kalte Winseln des Windes, der die Schneeflocken mit sich nahm und zu einem nahen Gletscher trieb.
    Der Treiber taumelte vor Überraschung.
    Der Gletscher war grün. Grün wie ein Smaragd. Ein langgestreckter Hügelzug aus grünem, schroffem Eis.
    Mühsam kam er auf die Beine und wankte auf die Frau zu, die sich langsam von ihrer Benommenheit befreite. Als er sie erreichte, sah er, daß sie zitterte.
    »Wir leben«, murmelte sie wie betäubt. »Wir befanden uns in zweihundert Metern Höhe, aber wir leben. Es … es ist unmöglich.«
    »Dieses Kraftfeld«, krächzte David. »Das uns nach Ultima Thule transportiert hat – es muß unseren Sturz verlangsamt haben.«
    Helena nickte schwach. Entsetzt betrachtete sie den zerstörten Gleiter. »Was ist mit dem Funkgerät?« flüsterte sie. »Wir müssen Hilfe holen, oder wir erfrieren.«
    Der Treiber drückte sie an sich, versuchte, sie zu wärmen.

Weitere Kostenlose Bücher