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Die Terranauten 025 - Ausflug ins Morgen

Die Terranauten 025 - Ausflug ins Morgen

Titel: Die Terranauten 025 - Ausflug ins Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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dachte, jeder würde ihn kennen.«
    Ein Verdacht stieg in der Grauen auf. Absurd! Unmöglich! Oder vielleicht doch …?
    Sie befeuchtete ihre Lippen, setzte mechanisch ein Bein vor das andere. »Würden Sie mir eine Frage beantworten, Tellar? Auch wenn Sie Ihnen unsinnig, verrückt erscheinen mag? Würden Sie sie ehrlich beantworten?«
    Mißtrauisch zwinkerte der Bärtige. »Worauf wollen Sie hinaus?« knurrte er. Hinnersen! Auch er ahnt es.
    »Tellar«, sagte der Servis, berührte leicht Helenas Arm. »Welches Jahr schreiben wir, Tellar?«
    Der Bärtige wirkte im ersten Moment zu verdutzt, um zu antworten. »Sie meinen es ernst!« brach es dann aus ihm hervor. »Bei Myriam, Sie wissen es wirklich nicht!«
    »Welches Jahr, Tellar?« zischte die Graue.
    Augenblicklich wurde Tellar wieder ernst. »Wir haben heute«, erklärte er mit sorgfältiger Betonung und seine farblosen Augen beobachteten sie wachsam, starr, »den 4. Mai 2597.«
    Die Graue sah ihn nur an.
    Bei der Grauen Arda! Diese Realität – sie spielt sechsundneunzig Jahre in der Zukunft!
     
    *
     
    Die Eröffnung des Zerlumpten hatte David terGorden weniger überrascht, als man hätte erwarten können.
    Wie Schuppen fiel es ihm von den Augen. Dies erklärte vieles. Die fremdartigen Waffen zum Beispiel … Aber – bedeutete dies, daß sie ihre eigene Zukunft erlebten? Eine Welt, wie sie in sechsundneunzig Jahren aussehen würde? Steuerte ihre Realität auf diese Existenz zu? Oder war es nur ein Spiel mit Wahrscheinlichkeiten, Prognosen? Ein Szenario, so perfekt, daß es keinen Unterschied zur Wirklichkeit mehr gab?
    Verstohlen musterte er Helena. Die Manag war sehr still geworden. Ihrem Gesicht war nicht anzusehen, was sie dachte.
    Ohnmächtig wurde sich David wieder einmal bewußt, daß sie nur Figuren in den Händen eines Unsichtbaren waren. Der Mann ohne Gesicht – warum hatte er es ihnen verschwiegen? Warum hatte er ihnen nicht deutlich ihre Aufgabe genannt, sondern sich in undurchsichtige Metaphern geflüchtet?
    »Wir sind da«, rief Tellar laut. Abrupt war er stehengeblieben, so daß David fast mit ihm zusammenprallte.
    Verwirrt blickte er sich um.
    Er sah nichts.
    Sie standen mitten in der Eiswüste, umrahmt von schroffen Gletschermassiven, die das Licht der Sonne zurückwarfen. Das Funkeln des rotglühenden Rasternetzes am Himmel war in der Zwischenzeit verblaßt. Nur hier und da flackerte noch einer dieser imaginären Drähte auf und färbte die Schneeflocken blutrot.
    Der Schneefall hatte seit ihrer Ankunft in der Semi-Realität noch nie ganz aufgehört.
    Wieder ein Unterschied, dachte David sachlich. Auf unserer Erde war die klimatische Lage im Heiligen Tal noch nicht so extrem. Vermutlich ist ganz Grönland wieder vereist.
    »Die Basis«, nickte Tellar selbstzufrieden und schnitt ein listiges Gesicht.
    »Ich sehe nichts«, erklärte David.
    Der Bärtige ignorierte ihn. »Roselyn«, wandte er sich an die junge alte Frau, »wir sollten anklopfen.«
    Die Frau machte sich an ihrem Apparat zu schaffen.
    Von einem Augenblick zum anderen ragte eine metallene Wand vor ihnen auf. Der Treiber atmete tief durch und legte den Kopf in den Nacken. Die Stahlmauer ragte mindestens hundert Meter in die Höhe, und sie war von einem makellosen Grau.
    »Die Basis«, sagte Tellar mit einer großartigen Geste.
    »Ich darf Sie begrüßen in der Burg der Terranauten.«
    David terGorden hatte keine Zeit, seiner Überraschung Luft zu machen. Wie Helena Koraischowa wurde er von einer monströsen, unsichtbaren Faust ergriffen und durch ein plötzlich gähnendes, maulartiges Tor gerissen.
     
    *
     
    Sie klebten hilflos, gelähmt an der Decke eines scheinbar endlosen Saales, dessen Konturen in der Ferne verschwammen. Dämmervorhänge filterten das Licht der Fluoreszenzplatten des Bodens, die wie ein riesiges Schachbrett wirkten.
    Auf den dunklen Quadraten hockten Männer und Frauen.
    Sie waren alt und bildeten zwei Gruppen von je sieben Mitgliedern.
    Im Zentrum der beiden Gruppen glomm golden eine Mistelblüte.
    Die Männer und Frauen waren Treiber.
    Terranauten.
    Verbündete Tellars und seines Greifkommandos.
    Diese Treiber waren der Kern. Der Kern der Widerstandsgruppe auf der Erde.
    Hinter der Mistelblüte stand ein Mann. Es war schwer, ihn in diesem ungewissen Licht einzuschätzen, aber David meinte zu erkennen, daß er alt war, sehr alt.
    Es war der Alte Mann.
    Die Lähmung, die die Treiber über ihn geworfen hatten, verhinderte, daß er den Kopf drehen und Helena

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