Die Terranauten 028 - Die PSI-Sucher
die Wand. Ein Graugardist malte sich als bulliger Schatten gegen das grelle Licht des Korridors ab.
»Lassen Sie mich ’raus«, bettelte Straaten.
Der Graue machte einen Schritt nach vorn und stürzte dann schwer zu Boden. Polternd fiel der Strahlkarabiner aus seinen Händen.
Aned Straaten schrie.
Moos wuchs auf dem Handrücken des Gardisten, färbte seinen kurzgeschnittenen Haarschopf geisterhaft grün. Vorsichtig, von Ekel geschüttelt, drehte der Häftling den reglosen Körper mit der Schuhspitze auf den Rücken.
Der Gardist besaß kein Gesicht mehr.
Nur noch eine grüne, konturenlose moosige Fläche.
Zitternd griff Straaten nach dem Karabiner und floh aus seiner Zelle. Breite Risse zeigten sich im Boden des Korridors, der sich durch die Kaserne zog. Wie tote Arme ragten Schraubenwurzeln aus den Spalten, und im Zentrum ihres hölzernen Griffes hing ein weiterer Gardist.
Auch er war moosüberwuchert.
Von draußen, durch die dünnen, an einigen Stellen auseinanderklaffende Wand, drangen das Zischen von Strahlschüssen und lautes Geschrei, entsetzte Flüche.
Straaten eilte vorsichtig weiter, und zu seiner Überraschung ignorierten ihn die seltsam geformten Wurzeln. Als er an dem grünbewachsenen Körper des Gardisten vorbei kam, übergab er sich würgend.
Geräusche wie von brechenden Knochen ließen ihn seine Schritte beschleunigen. Er wagte nicht, sich umzuschauen.
Die Quom gingen zum Gegenangriff über. Und die Lage in der Wachkaserne zeigte deutlich, daß sich das Arbeitslager bereits in ihrer Hand befand.
Straaten fror, als er daran dachte, was geschehen würde, wenn er den anderen Gefangenen über den Weg lief. Sein Verrat hatte sich zweifellos bereits rumgesprochen.
Endlich erreichte er die Tür am Ende des Korridors. Schief hing sie in den Angeln. Der Geruch nach Ozon und modernder Vegetation drang von draußen herein.
Straaten entsicherte das Lasergewehr.
Er schielte hinaus. Die gegenüberliegende Kaserne glich einer Ruine. Ganze Trauben von Ätzzitronenpollen hatten es unter sich begraben und selbst das zähe Baumaterial aufgelöst. Schraubenwurzeln hatten das übrige getan. Im Hintergrund befanden sich die Trümmer eines zerstörten Wachturmes. Hier und da lagen einige Graugardisten auf dem wie aufgepflügt wirkenden Boden und auch sie waren grün wie das Moos in den tiefen Wäldern.
Der Landeplatz … Er mußte einen der Gleiter erreichen und fliehen – falls die Gleiter nicht schon zerstört waren.
Er spurtete los.
Johlende behaarte Gestalten stoben in diesem Augenblick aus der Richtung der Häftlingsschuppen heran. Quom!
Straaten knirschte mit den Zähnen und rannte schneller.
Dann ein Ruf. »Straaten! Das ist Straaten!« Stumme Treiber hatten sich unter die Quom gemischt. In ihren Händen hielten sie erbeutete Strahlwaffen.
Straaten feuerte. Der Laserstrahl traf einen der Quom und setzte sein Fell in Brand. Das Johlen schwoll an und klang jetzt drohend.
Der Verräter hastete weiter, übersprang eine Schraubenwurzel, die sich in diesem Moment aus dem Boden bohrte und blind nach ihm tastete.
Ziellos feuerte er wieder und setzte einen Holzschuppen mit Arbeitsgeräten in Brand. Die Quom und die befreiten Häftlinge setzten ihm nach.
Sie würden ihn nicht kriegen, schwor sich Straaten und lachte grimmig, schoß erneut. Sein Feuer wurde erwidert. Blendendes Laserlicht fauchte dicht an seinem Kopf vorbei.
Dann tauchte das Landefeld auf.
An vielen Stellen war der Protopboden aufgerissen, die Gleiter wie von Riesenhand durcheinandergewürfelt und von einem dichten Geflecht Schraubenwurzeln überwuchert. Im Hintergrund schien sich der Wald heranzuschieben.
Straaten blinzelte. Zweifelsohne eine optische Täuschung. Am Rande des Landeplatzes, ganz in der Nähe des halb eingestürzten Towers, entdeckte er einen unversehrt wirkenden kleinen Gleiter. Nach den Insignien zu urteilen, mußte er das Eigentum des Lagerkommandanten sein, aber der Kommandant war tot.
Der Verräter blickte sich kurz um und sandte den verfolgenden Quom und Stummen Treibern ein Laserbündel entgegen.
Schon wollte er sich in Bewegung setzen, sich mit langen Schritten dem rettenden Gleiter nähern, da prasselte aus Richtung Wald ein Geschoßregen über ihn nieder. Eine der stahlharten Nüsse trat ihn an der Stirn.
*
Seid ihr bereit?
Die telepathische Stimme der Ro Ulema war unhörbar für die Ohren der Queen Riolta. Schon stürzten die ersten Brandbomben aus den Katapultschächten, taumelte dem grünen
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