Die Terranauten 032 - Die Verbannten von Oxyd
daß sein Helm geöffnet war und er sich außerhalb des Raumschiffs befand. Eisiger Schrecken fuhr ihm in die Glieder.
Aber wenn es gefährlich gewesen wäre, hätte er erst gar nicht das Bewußtsein wiedererlangt.
Das beruhigte ihn wieder.
Mühsam erhob er sich vom Boden. Seine Haltung wirkte kampfbereit, als er sich nach den anderen umsah.
Die Veränderten hatten sich abgesondert und standen in einer Gruppe zusammen. Die Treiber und Terranauten kamen nach und nach zu sich.
Daktar ballte die Hände zu Fäusten. Seine Wut und sein Haß kannten keine Grenzen. Am liebsten hätte er das Graue Pack, wie er es nannte, mit bloßen Fäusten zerschlagen.
Es entsprach dem Temperament von Daktar, daß er sich so verhielt. Dies war letztlich auch der Grund gewesen, warum er in den Kerkern von Luna gelandet war.
Zwar gelang es ihm damals, seine Rolle als Terranaut zu verheimlichen, aber er hatte sich zu offen gegen das Regime des Konzils gewandt, als er die Loge seines Schiffes zum Streik aufforderte, damals während der Unruhen nach dem großen Fest.
Beim Raumschiff blieb alles ruhig.
Was für eine Teufelei hatte man mit ihnen vor?
Daktar rief zu den Veränderten hinüber: »Was ist passiert?«
Queen Quendolain sah ihn an, und in diesem Blick lag sehr viel Traurigkeit.
»Wir haben versucht, die Gardisten zur Vernunft zu bringen. Vergebens. Wir können unsere Kräfte nicht zur Geltung bringen, ehe wir gelernt haben, sie richtig zu steuern.«
Das waren Worte, die Daktars Laune in keiner Weise verbesserten. Ganz im Gegenteil. Seine eigene Ohnmacht wurde ihm noch bewußter.
»Und dann haben sie uns nach draußen verfrachtet?«
»So ist es.«
»Auf welcher Seite stehen Sie eigentlich, Queen? Auf unserer oder auf der Seite des Grauen Packs?«
Quendolain zögerte ein wenig mit der Antwort. Dann sagte sie: »Wir stehen auf der Seite des Neubeginns! Aber eines Neubeginns, der nicht unter der Gewaltherrschaft von Queen Carmen steht, die entgegen jeglicher Vernunft handelt. Und ich möchte Sie im Namen aller bitten, auch zur Vernunft zurückzukehren. Krieg ist sinnlos – vor allem, wenn von vornherein feststeht, daß es keine Gewinner, sondern nur Verlierer gibt. Wer den Kampf nicht aufgibt, wird letztlich selber vernichtet. Das haben wir am eigenen Leibe erfahren, und deshalb sind wir nicht mehr gewillt, die Auseinandersetzungen fortzuführen.«
Daktar dachte daran, daß sie vorhin noch gesagt hatte, ihre Kräfte wären unberechenbar, und daß sie deshalb vorsichtig sein müßten. Er legte die Ausführungen daher auf seine Weise aus: Quendolain und ihre Leute hielten sich so lange neutral, bis sie eine Chance zum Eingreifen sahen.
Ja, das war etwas, mit dem Daktar, arbeiten konnte. Es bildete das Fundament für alle weiteren Überlegungen.
Offensichtlich waren sie im Moment in der Position der Unterlegenen. Alle Terranauten lebten noch. Das mußte so bleiben, sollten sie jemals ihre Chance bekommen.
Ja, dachte Daktar und wurde auf einmal ganz ruhig, wir werden ebenfalls gute Miene zum bösen Spiel machen und die Zeit für uns arbeiten lassen. Diese Queen Carmen soll zu der Ansicht kommen, daß wir keine Gefahr mehr darstellen. Wir haben einen Versuch unternommen, die Grauen auszuschalten. Dieser erste Versuch schlug fehl – und jetzt ziehen wir die Konsequenzen.
Das Außenschott der TERRA I öffnete sich. Queen Carmen erschien darin. Sie hatte den Helm zurückgeschlagen. Ihr schönes Gesicht wirkte hochmütig, und so sprach sie auch: »Es ist euch künftig verboten, das Schiff zu betreten!«
Eine Kunstpause. Wahrscheinlich hatte sie Proteste erwartet, aber es kamen keine.
Queen Carmen fuhr fort: »Ihr seid Gefangene. Wir werden euch Teile des Schiffes zur Verfügung stellen, damit ihr euch Notbehausungen bauen könnt. Über euer weiteres Schicksal wird noch entschieden.«
Einer der Terranauten schüttelte wütend die Faust und wollte etwas sagen.
»Still!« zischte Daktar. Der Terranaut schwieg verblüfft.
»Wir haben gehört, was du uns zu sagen hast, Queen Carmen, und beugen uns dem.«
Carmen lächelte anzüglich. »Es freut mich, Daktar, daß du so denkst, aber ich traue dir nicht. Hast du nicht gehört, daß über euer Schicksal noch nicht entschieden ist? Wir werden uns besprechen. Gegenwärtig bildet ihr einen zu großen Unsicherheitsfaktor, gegen den wir etwas tun müssen.«
»Was soll das heißen?«
»Du wirst es bald erfahren.«
Ihr Blick ging zu Queen Quendolain hinüber. »Ich habe mir erlaubt,
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