Die Terranauten 032 - Die Verbannten von Oxyd
gegriffen! dachte sie bestürzt.
Aus einem Lautsprecher am Instrumentenbord quäkte eine Stimme: »Hilfe! So helft doch endlich! Hier spricht die HADES. Unser Schiff bricht auseinander. Wir – wir werden alle sterben …«
Der Funk funktionierte in diesem Chaos?
Queen Carmen verlor das Interesse an Quendolain. Sie stand mühsam auf und kämpfte sich zum Konturensessel des Kommandanten zurück. Mit der Faust hieb sie auf die Sprechtaste. Gleichzeitig blickte sie nach draußen.
Die farbigen Energienebel hatten sich gelichtet. Der Boden sah aus wie die Oberfläche eines wildbewegten Meeres in der Farbe Grau, durchwoben von grünen, roten und blauen Fäden. Die HADES war als Schatten zu erkennen, dessen Entfernung nicht abzuschätzen war.
Der Funk funktioniert! hämmerten Carmens Gedanken.
»Hier Raumschiff TERRA I, Queen Carmen. Hilfe ist unterwegs.«
Was sage ich da? Gewiß, wir schickten Leute aus, um der HADES zu helfen, und wir bekamen die telepathische Nachricht, daß dieses Schiff zu einem Wrack havariert war. Kein Wunder, denn es stürzte ab wie ein Stein.
Aber die telepathische Verbindung brach zusammen wie alles.
Hier funktionierte plötzlich überhaupt nichts mehr. Wir waren ein Spielball der infernalischen Kräfte.
Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, als sie versuchte, mehr von dem Wrack zu erkennen. Es bewegte sich nichts.
Doch! Der Schatten wurde von feurigen Energiefetzen umwirbelt und brach majestätisch langsam auseinander. Dabei schien das Wrack näher zu kommen. Eine optische Täuschung.
Nachricht über Funk: »Wir versuchen …«
Nichts mehr. Nur noch eintauschen, das aus dem Lautsprecher kam und die Nerven der Besatzung peinigte.
»Wir müssen helfen«, sagte eine Stimme.
Queen Carmen fuhr herum. In der Luke zum Niedergang erschien eine Frau. Carmen kannte sie flüchtig. Als sie die TERRA I übernommen hatte, um den heiklen Auftrag zur Vernichtung von OXYD durchzuführen, hatte man sie ausreichend über die ehemalige Besatzung des Schiffes aufgeklärt, denn diese sollte eine gewichtige Rolle dabei spielen. Carmen holte sie auf dem Mond ab, wo man die Leute in den Lunakerkern untergebracht hatte.
Für die Bewachungsmannschaften waren sie eine ständige Gefahr. Schon einmal hatten sie einen Ausbruchsversuch unternommen, der erst im letzten Augenblick verhindert werden konnte.
Man wußte um ihre besondere Verbindung mit Weltraum II, die ihnen sagenhafte PSI-Kräfte bescherte. Deshalb kam man auf die Idee, die Veränderten mit auf die Reise zu schicken.
Unterwegs wurden sie streng von Grauen Treibern bewacht, während Oxyd als feuriges Fanal seiner Bahn durch das Sonnensystem folgte und mit seinen Energiefeldern die Planeten verwüstete.
Überhaupt bestand die ganze neue Besatzung aus Grauen Treibern – einschließlich Queen Carmen.
Nur so glaubten ihre Auftraggeber, bestünde eine Chance für ein Gelingen der Aktion. Ohne Cantos wären sie trotzdem längst nicht mehr am Leben.
Queen Carmen wußte, daß die junge Frau mit dem entrückten Gesichtsausdruck und den seltsam blind erscheinenden Augen Centurio Claudette war, eine der Veränderten. »Wir müssen helfen«, verkündete Claudette, »sonst müssen wir allesamt sterben. Ihr bekommt euren ewigen Frieden, und wir werden Verdammte von Weltraum II sein.«
Einer Traumwandlerin gleich schritt Centurio Claudette auf ihre bewußtlose – oder tote? – Queen Quendolain zu. Die anderen folgten wie Perlen auf einer Schnur: Hauptmann Daryl, Hauptmann Santos und die restlichen fünf aus der alten Besatzung. Sie gingen wie Marionetten, als könnten sie ihren Körper nicht beherrschen oder als hätten sie – Queen Carmen hielt unwillkürlich den Atem an – ihr Ich längst an die Mächte von Weltraum II verloren.
Carmen dachte an die Verletzungen von Quendolain, die den Fehler gemacht hatte, sich zu früh abzuschnallen.
Normalerweise hätte sie tot sein müssen.
Eine Gänsehaut bildete sich auf Carmens Rücken.
Ob sich auch die Grauen Treiber verändert hatten?
Es gab keine Gelegenheit, dies zu erforschen, denn in Quendolain kehrte Leben zurück. Als sie den Kopf hob, sah Carmen auch bei ihr diesen entrückten Gesichtsausdruck.
»Der Tod streckt seine Knochenhände nach uns aus, und er heißt Weltraum II. Er will Phönix in den Staub zurückreißen, ihn der Vernichtung preisgeben. Aber er wird es nicht schaffen. Doch wenn Phönix erneut erstrahlt, werden wir nicht mehr sein.«
Sie stand auf, und es sah aus, als würde
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