Die Terranauten 032 - Die Verbannten von Oxyd
zusammenschließen.«
Mit diesen Monstern? Nein! Das sind längst keine begreiflichen Wesen unseres Universums mehr. Wer kann abschätzen, was sie im Schilde führen? Ich bin noch immer die Queen und die Kommandantin dieses Schiffes, und Queen Quendolain ist eine Gefangene!
Diese Gedanken weckten den Widerstand in Carmen.
»Was wollen Sie überhaupt?« schnappte sie. »Was haben Sie vor? Es war uns unmöglich, den Auftrag durchzuführen, aber ihr seid nach wie vor in unserer Hand.«
In Anbetracht dessen, daß die neun lächelnd in der Zentrale standen und Queen Quendolain bereits bewiesen hatte, zu was sie fähig war, klangen solche Worte lächerlich, aber Queen Carmen war egal, wie es klang. Sie kämpfte um ihre Autorität.
»Es geht um die Treiber, die wir hinausgeschickt haben«, sagte Quendolain sanft. »Und es geht um die Besatzung der HADES.«
Sie zeigte mit ausgestrecktem Arm hinaus.
»Sieh, dort kommt Queen Somar-Ellen mit ihrem Hauptmann. Es sind die einzigen Besatzungsmitglieder, denen es gelang, das Wrack zu verlassen. Pures Glück. Und dennoch wären sie verloren, würden wir sie nicht unterstützen. Das Inferno würde sie vernichten.«
Queen Carmen schloß die Augen. Das Inferno? In meinem Inneren ist es viel größer als da draußen. Ich kann nicht mehr klar denken. Das ist tödlich für eine Queen, die in jeder Situation einen kühlen Kopf bewahren muß. Meine Gedanken purzeln durcheinander, mein Verstand ist eingeschränkt, und da ist etwas erwacht, was ich nicht will, wogegen ich aber nichts tun kann. Ich weiß nicht einmal, was es ist. Ich kann es nicht begreifen, aber es verändert mich. Werde auch ich so wie diese da? Werde ich ebenfalls eine Veränderte von Phönix, wie es Quendolain prophezeite?
Sie schlug die Augen auf und krallte sich an der Lehne des Konturensitzes fest.
»Du willst die Rettung?« vergewisserte sie sich. Es fiel ihr schwer zu sprechen. Die Zunge war dick und pelzig, als hätte sie zuviel Alkohol genossen.
»Die Rettung!« Quendolain nickte. »Für alle!«
Das trifft sich gut, dachte Carmen sarkastisch, denn wenn es euch wirklich gelingt, mit Unterstützung von uns, sind wir endlich in der Überzahl. Was könnt ihr dann noch gegen uns ausrichten?
Sehr unschöne Absichten, aber Carmen war halt eine Queen der Grauen Garden und bemühte sich, diesem Ruf gerecht zu werden, auch wenn es im Moment ziemlich aussichtslos erschien.
Die ketzerischen Gedanken waren vergessen. Sie hatte sie in den entferntesten Winkel ihres Denkens verbannt.
»Einverstanden!« sagte sie knapp zu ihrer nominellen Gefangenen.
Quendolain streckte die Arme aus.
»Schließen wir uns zu einer Loge zusammen. Meine Leute können uns nicht helfen. Sie schützen mit ihren Kräften die TERRA I und bemühen sich um eine Brücke zwischen der HADES und unserem Schiff. Zwar können sie nicht alle Randphänomene beseitigen, aber es ist eine Hilfe für diejenigen, die dem Chaos draußen entfliehen wollen.«
Carmen stand zögernd auf. Dann gab sie sich innerlich einen Ruck und winkte ihren Leuten zu.
Sie hatten schon darauf gewartet, denn jedem war klar, daß sie keine andere Wahl hatte, als sich so zu entscheiden. Da nutzte alles Sträuben nichts.
Sie stellten sich in einen weiten Kreis. Die leichte Schräglage des Schiffes behinderte sie kaum. Dann reichten sie sich die Hände.
»Es ist keine übliche Loge«, belehrte sie Quendolain. Sie wirkte jetzt wie eine gewöhnliche Treiberin. »Wir brauchen keinen Logenmeister. Diese Welt hier ist anders. Sie ist nicht Weltraum II und ist nicht das Normaluniversum. Sie wird zu einem dritten Universum.«
»Woher wollen Sie das wissen?« knurrte Carmen angriffslustig.
Quendolain lächelte freundlich.
»Du spürst es wirklich nicht? Glaube mir, bald wird es dir gelingen – dann, wenn du dich nicht mehr dagegen wehrst.«
Carmen brummte etwas Unverständliches, ging aber nicht darauf ein.
»Denkt an euch selber, an Phönix, an das Inferno, das nichts anderes ist als der Staub, den der Sagenvogel aus dem Gefieder schüttelt, an das Gleichgewicht der Kräfte und …«
Carmen konnte später nicht sagen, ob Queen Quendolain weitergesprochen hatte. Ein Blitz durchzuckte sie. Gleichzeitig ging ein Beben durch das Schiff, als würde es auf der schäumenden Krone einer Riesenwelle tanzen. Begleitet wurde die Erschütterung von einem schrillen Kreischen, das überging in ein Heulen und dann zu einem Dröhnen wurde.
Die Welt war nicht mehr Phönix, nicht mehr
Weitere Kostenlose Bücher